Jahressschlussinterviews Teil 2
Gebi Mair: "Mattle duckt sich weg"

Das grüne Tiroler "Urgestein" Gebi Mair ist von der Arbeit der schwarz-roten Landesregierung enttäuscht. | Foto: Miller
  • Das grüne Tiroler "Urgestein" Gebi Mair ist von der Arbeit der schwarz-roten Landesregierung enttäuscht.
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Im Vorfeld der grünen Landesversammlung am kommenden Samstag trafen wir Landessprecher Gebi Mair. 

RegionalMedien Tirol: Wenn Sie das Rad um 15 Monate zurückdrehen könnten, würde die grüne Doppelspitze mit Gebi Mair und Petra Wohlfahrtstätter erneut so aussehen?
Gebi Mair:
Ich bin sehr glücklich über Petra Wohlfahrtstätter und ihre Arbeit im Landtag. Aber eines ist sicher: Den Prozess, wie es zu dieser Doppelspitze gekommen ist, den würden wir garantiert anders machen. Wir haben sehr viel dazugelernt und deswegen wurden auch die Statuten überarbeitet..

Gabi Fischer war ja richtig angefressen auf Sie. Hat sich das mittlerweile beruhigt?
Das kann nur Gabi Fischer beantworten. Einig waren wir uns, glaube ich, dass der Prozess nicht optimal war.

Ein Jahr Tiroler Landesregierung ist auch ein Jahr der Grünen in Opposition. Wie geht es den Grünen heute?

Die eigentliche Frage ist: Wie geht es den Menschen? Wir Grünen sind ja kein Selbstzweck, wir arbeiten für die Menschen und die Umwelt in Tirol. Ich hatte anfangs schon die Hoffnung auf einen neuen Schwung in der Landesregierung, weil Schwarz-Grün war einfach auch ein wenig ausgelaugt. Aber nach einem Jahr bin ich ernüchtert.

Gerade Osttirol ist ja eine grüne Dauerbaustelle. Ist hier eine Lösung in Aussicht?
Mir ist es wichtig, eine dauerhafte Lösung zu finden. Daran arbeiten wir, indem wir zum Beispiel Menschen aus ganz Tirol einladen, für die Grünen aktiv zu werden. Insbesondere derzeit in Osttirol und Landeck. Wir müssen einer neuen Generation von Grünen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Ich sehe diese Baustelle als Chance, etwas Neues aufzubauen.

Klimawandel, Energiewende, CO2-Bepreisung, Inflation – das alles sind derzeit belastende Themen für die Menschen. Daher wohl auch härtere Zeiten für die Grünen?
Ja, allein schon wegen der schwierigen Weltlage. Egal wo ich die Menschen treffe, viele sind bis an ihr Limit belastet und die Komplexität der Krisen überfordert viele. Da ist der Ruf nach schnellen Lösungen verständlich. Nur: Der grüne Ansatz denkt langfristig. Wir brauchen ein Energiesystem, das nicht von irgendwelchen Diktatoren von Russland bis Katar abhängig ist. Und: Ein gut gedämmtes Haus spart nicht nur Energie, sondern bares Geld. Hier gilt es anzusetzen, denn nur so wird sich das Blatt wenden. Die Aufgabe der öffentlichen Hand ist es, die Energiewende so zu schaffen, dass sie für alle sozial verträglich ist.

Innsbruck wählt am 14. April 2024 und Bgm. Georg Willi hat in den vergangenen Jahren nicht immer politisch klug agiert. Mit Florian Tursky und Markus Lassenberger sind schon gewichtige Konkurrenten am Start, oder?
Da die ÖVP in Innsbruck in zwei Lager gespalten ist – Tursky und Anzengruber – sehe ich Markus Lassenberger von der FPÖ als größte Konkurrenz für Georg Willi.

Die Landesregierung hat sich zum einjährigen Jubiläum gefeiert. Die grüne Bilanz von Schwarz-Rot?

Vom erhofften Schwung ist leider wenig erfüllt worden. Ich bin ziemlich enttäuscht von der Pleiten-Pannen-Postenschacher-Regierung. Bestes Beispiel: das Prestigeprojekt MCI. Unter Dornauer haben sich alle Projektbeteiligten innerhalb eines Jahres zerstritten und von einer Lösung sind wir weiter entfernt denn je. Und LH Mattle duckt sich weg. Lösungen für Kinderbetreuung, für günstiges Wohnen oder für ein klimataugliches Seilbahnprogramm sind ebenfalls nicht in Sicht.

Im Dezember wird das Landesbudget im Landtag beschlossen. Ihr Statement dazu?Angesichts der ersten Einblicke in das Landesbudget der Landesregierung aus ÖVP und Dornauer-Partei für 2024 macht sich bei mir Enttäuschung breit.

Eine gewichtige Wahl wird die EU-Wahl im Juni 2024 sein. Was sagen Sie zur vermurksten Kandidatensuche der Grünen in Österreich?
Nun, die Prozesse bei den Grünen sind manchmal etwas kompliziert, nun wird es noch ein wenig dauern, bis die Kandidatenliste steht.

Spannend wird natürlich auch die Nationalratswahl. Mit Kogler oder Gewessler an der Spitze? Und wer wird in Tirol kandidieren?

Auch für die Nationalratswahl werden die Spitzenkandidaten zeitgerecht feststehen. Für Tirol werden – vorausgesetzt die Landesversammlung am kommenden Samstag stimmt zu – Barbara Neßler und Hermann Weratschnig ins Rennen gehen und Ziel ist es, beide Mandate in Wien zu verteidigen.

Welche Wünsche hat Gebi Mair für Tirol zum Jahreswechsel?
Ich wünsche wir, dass die Politik endlich erkennt, dass beim Wohnen den Menschen das Wasser über den Augen steht. Und das nicht nur bei den 20 Prozent der Ärmeren im Land. Mittlerweile ist das Wohnen für die Hälfte der Menschen zum finanziellen Problem geworden.

Teil 1 der Jahresschlussinterviews findest du hier:

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