Kinder und Jugend
Schließung der Therapieeinrichtungen Eule soll verhindert werden

Die Eule ist ein Therapiezentrum für Kinder und Jugendliche. Im Mai wurde bekannt, dass die Einrichtungen des Therapiezentrums Eule mit Ende Oktober geschlossen werden sollen.
(Symbolbild) | Foto: pixabay/bethL
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TIROL. (SKN) Die Eule ist ein Therapiezentrum für Kinder und Jugendliche. Im Mai wurde bekannt, dass die Einrichtungen des Therapiezentrums Eule mit Ende Oktober geschlossen werden sollen.

Die Eule steht tirolweit vor dem Aus

Die Einrichtungen des Therapiezentrums Die Eule bietet Unterstützung für tirolweit mehr als 1.300 Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten. Zunächst hieß es, nur die die Kindertherapiezentren ‘4Kids’ in Kitzbühel zusperren würden, inzwischen sind alle Einrichtungen der Eule tirolweit betroffen. Der Grund für die Schließung sind die finanziellen Schwierigkeiten der Therapieeinrichtungen, die von der Lebenshilfe und der Diakonie betrieben werden. Die Therapieeinrichtungen der Eule wurden großteils vom Land Tirol finanziert.

Liste Fritz kritisiert Tarifgestaltung

Im Rahmen der Schließung der Therapieeinrichtungen der Eule soll dem Verein Lebenshilfe vom Land nun 700.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig seien aber die Tarife seit 2011 nicht angehoben worden.

"Seit 2011 muss die Therapieeinrichtung Eule mit denselben Tarifen auskommen, womit der Betrieb unmöglich kostendeckend zu finanzieren ist" (Liste Fritz-Landtagsabgeordneter Markus Sint)

Während alle Kosten, etwa für Personal, Mieten, Betriebskosten jährlich gestiegen sind, haben die Platter-Regierung und die Österreichische Gesundheitskasse die Tarife pro Betreuungsstunde nie angepasst. Derzeit bekämen die Kinderbetreuungszentren rund 70 Euro pro Stunde, um kostendeckend betreuen zu können, bräuchten sie rund 90 Euro pro Stunde, so Markus Sint.
Gleichzeitig ist die Abrechnung sehr schwierig, denn für Leistungen, die Kinder mit Behinderung betreffen, ist das Land zuständig. Für die Abrechnung medizinischer Reha-Leistungen ist die die ÖGK verantwortlich. Gerade bei Kindern mit diversen Defiziten sei die genaue Abgrenzung hier aber schwierig.

Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider kritisiert, dass es am Ende die betroffenen Familien und deren Kinder wären, die auf der Strecke bleiben. Sie sind auf die Versorgung ihrer Kinder in zentralen Einrichtungen angewiesen und viele Kinder und Jugendliche würden nach der Auflösung der Therapiezentren keine Therapie mehr erhalten, sie würden nicht mehr speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten gefördert und würden über kurz oder lang mehr und mehr Nachholbedarf anhäufen.

„Wir erwarten uns eine umfassende Lösung von der zuständigen Landesrätin Fischer. Zwei knappe Seiten als neues Konzept zu präsentieren ist der blanke Hohn",

so die harsche Kritik Haselwanter-Schneiders. 

Niedergelassene TherapeutInnen sollen übernehmen

Aktuell werde, so Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne), an einer Umstrukturierung gearbeitet. Die Therapien sollen nun nicht mehr in Zentren übernommen werden sondern von freiberuflichen Therapeuten. Ob dies der richtige Weg sei bezweifelt Michael König, Geschäftsführer des Diakoniewerks Tirol:

"Wenn sich eine Logopädin entscheidet, sich neu orientieren zu wollen, ist es für eine Familie nicht einfach, schnell Ersatz zu finden. Ein Zentrum mit festangestellten Therapeutinnen bietet dahingehend mehr Sicherheit."

Auch die Liste Fritz kritisiert dieses Konzept. Durch diese Maßnahme würde sich die Betreuung der Kinder und Familien verschlechtern. Denn erstens wird es die notwendigen Betreuungsmöglichkeiten im niedergelassenen Bereich nicht im notwendigen Ausmaß geben und zweitens ist die Betreuung in den Therapiezentren qualitativ nicht zu ersetzen, weil etwa die psychologische und psychosoziale Betreuung für die Kinder unwiederbringlich verloren geht," so Markus Sint.

Jicha verteidigt Entscheidung zur Eule

Die grüne Behindertensperecherin Stephanie Jicha ortet hier Stimmungsmache durch die Liste Fritz. Dabei verweist sie auf die geplanten Alternativen: 

„Die geplante neue wohnortnahe und dezentrale Struktur ist ein moderner und kostenverschiebender Zugang. Statt für einen großen Verwaltungsapparat Geld auszugeben, kommen bei einem wohnortnahen Angebot die Gelder für die Therapiekosten besser an." (Stephanie Jicha)

Weiters würde eine wohnortnahe und dezentrale Betreuung ein Vorteil für die Eltern sein. Allerdings sei nicht sicher gestellt, dass sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Eule auch selbständig machen wollen und können, so Markus Sint.

SPÖ Tirol schlägt Übernahme durch pro mente tirol vor

Auch die Tiroler SPÖ kritisiert die Schließung der Therapiezentren der Eule. Dies sei eine „untragbare Entwicklung“ und ein „Armutszeugnis für die schwarz-grüne Sozialpolitik“, so der Tiroler SPÖ-Chef, Georg Dornauer. Er fordert ein rasches Eingreifen von Landeshauptmann Günther Platter und Soziallandesrätin Gabriele Fischer, bevor die Betreuungsstrukturen in Innsbruck und in den Bezirken zerfallen.

"Wir können es uns gerade in dieser heiklen gesellschaftlichen Phase nach der Krise nicht leisten, eine derartige Einrichtung sehenden Auges gegen die Wand zu fahren und damit die dringend nötigen Fachkräfte buchstäblich vor die Türe zu setzen.“ (Georg Dornauer)

Es müssten nun Wege gefunden werden, um die Schließung der Eule zu verhindern. So könnten beispielsweise andere Träger die Einrichtungen übernehmen. Möglichkeiten, die Strukturen und MitarbeiterInnen der Eule zu übernehmen wären pro mente tirol gemGmbH und Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Weiters dürfe Günther Platter die  Anhebung der Tarife nicht ausschließen.

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