Boden in Tirol
Das Problem mit der Bodenversiegelung in Tirol

Die Bodenversiegelung in Tirol ist ein großes Problem. Welche Lösungsvorschläge es gibt und warum die Versiegelung so ein großes Problem darstellt, erfahrt ihr hier.  | Foto: Pixabay/iyoworks (Symbolbild)
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  • Die Bodenversiegelung in Tirol ist ein großes Problem. Welche Lösungsvorschläge es gibt und warum die Versiegelung so ein großes Problem darstellt, erfahrt ihr hier.
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Tirol hat ein Flächenproblem. Die Versieglung der wenigen freien Flächen bringt unserer Natur und letztendlich uns selbst einige Probleme ein. Welche Herausforderungen die Versiegelung mit sich bringt, hat unter anderem die Tiroler Umweltanwaltschaft formuliert. 

Nur 12 Prozent des Landes ist in Tirol als besiedelbare Fläche ausgeschrieben. Das liegt vor allem an der Tiroler Topographie. Durch die Versiegelung wird die natürliche Bodendecke mit einer wasserundurchlässigen Schicht bedeckt. 
Den Vorgaben der EU - Bodenschutzrichtlinie sowie dem Protokoll der Alpenkonvention im Bereich Bodenschutz entsprechend, wird der sparsame und schonende Umgang mit Boden sowie die Beschränkung der Versiegelung von Böden vorgeschrieben. 

Wieso nimmt die Bodenversiegelung weiter zu?

Mit der Zeit hat der Bedarf an Bauland immer weiter zugenommen, natürlich auch in Tirol. Dichte Siedlungsgebiete werden ausgeweitet und auch das Mobilitätsverhalten hat sich sehr geändert. Es werden schnell befahrbare und breit dimensionierte Straßen gebraucht. Wenn viele Autos fahren, brauchen diese auch ein großzügiges Parkflächenangebot, das kommt dazu. Doch nicht nur normale Pkw auch für land- bzw. forstwirtschaftliche Bringungen wird das größere Wegenetz gebraucht und zunehmend verdichtet. Besonders bisher erschwert zugängliche Räume werden somit nach und nach vereinnahmt. In Tirol trifft letzterer Punkt vor allem auf die Erschließung neuer Skipisten und Skigebiete zu.

In ganz Österreich hat man allerdings mit der Bodenversiegelung zu kämpfen. Die massive Beanspruchung der Böden spiegelt sich zum Beispiel in Österreichs Supermarkt-Dichte wider. Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner stehen 60 Supermärkte zur Verfügung. Damit ist Österreich Spitzenreiter in Europa. Auch das Straßennetz ist hierzulande besonders dicht: Ganze 15 Meter Straße sind es pro Kopf in Österreich, die versiegelt werden und somit dauerhaft nicht mehr für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen.
Durch die zunehmende Verbauung läuft Österreich jedoch Gefahr, sich seiner Ernährungssouveränität zu berauben. Hierzulande gehen pro Tag im Schnitt über 11 Hektar fruchtbares Land verloren. Das ist eine Fläche von 80 Quadratmetern, die jede Minute in Bau- und Verkehrsflächen umgewandelt wird.

Warum ist die Bodenversiegelung so ein großes Problem?

Je mehr versiegelte Flächen es gibt, des mehr Hindernisse gibt es für wandernde Tiere. Durch die Barrierewirkung der Flächen werden die Lebensräume verschiedener Tierarten zerschnitten und das Wanderverhalten ändert sich. Tiere, die sich bei Sonneneinstrahlung und erhitzten asphaltierten Flächen über die Hindernisse trauen, gehen zusätzliche Gefahren aufgrund der bis 60 Grad Celcius hohen Temperaturen ein.

Versiegelte Flächen wirken sich zudem auf den Grundwasserspiegel aus. Die Flächen benötigen zur Versickerung der Oberflächenwässer nämlich teuere Kanalsysteme. Diese wiederum tragen zur Senkung des Grundwasserspiegels bei. Auch das Hochwasserrisiko verstärkt sich, da der Wasserrückhalt durch den erhöhten Oberflächenabfluss verringert wird. 

Generell wird durch die Bodenversiegelung der Austausch zwischen Bodenkörper und Atmosphäre unterbunden und die Aktivität der Bodenlebewesen gestoppt. 
Indirekt erleben wir die Auswirkungen von Flächenversiegelung durch Lärm- und Abgasemissionen der Kraftfahrzeuge und den damit verbundenen Schadstoffeinträgen in angrenzenden Böden.

Der schwarze Asphalt in Tirol

Bodenversiegelung findet auch aufgrund von forstlichen Bringungsanlangen bzw. Wirtschaftswegen statt. Die Landschaft wird zusehends von der zunehmenden Straßennetzverdichtung Fragmentiert. 
Um derartige Straßen vor allem in Tirol zu errichten, wie zum Beispiel auf steilen Bergrücken, müssen oftmals umfangreiche Geländeveränderungen vorgenommen werden. Erosionen und Bodenabtrag sowie ein verringerter Wasserrückhalt sind die Folgen, das Murenrisiko steigt. 

Zwar sind Fuß-, Rad- und Sportwege ein positiver Beitrag zum Umweltschutz, doch auch diese Wege sind meist versiegelte Flächen. Auch diese "langsamen Wege" haben eine Barrierewirkung der Infrastruktur für querende Tierarten.

Eine der größten Posten bei der Bodenversiegelung ist wohl den versiegelten Parkplätzen und Lagerflächen zuzuschreiben. Sie benötigen große Flächenanteile, obwohl sie immer nur zweitweise genutzt werden. Wie auch die anderen Flächen wirken sie als Barrieren und verändern das Bodengefüge negativ hinsichtlich des Wasserrückhalts. 

Parkplätze machen einen großen Teil der Bodenversiegelung aus. Auch hier hat die Umweltanwaltschaft einige Lösungsvorschläge. | Foto: unsplash/Iewek Gnos (Symbolbild)
  • Parkplätze machen einen großen Teil der Bodenversiegelung aus. Auch hier hat die Umweltanwaltschaft einige Lösungsvorschläge.
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Was kann gegen die Bodenversiegelung unternommen werden?

Die Tiroler Umweltanwaltschaft hat im Zusammenhang mit ihrem Positionspapier zu versiegelten Flächen in Tirol gewisse Maßnahmen erarbeitet, die eine weitere dramatische Bodenversiegelung verhindern können. 

Was tun mit den Straßen?
Die Tiroler Umweltanwaltschaft schlägt vor, dass die Dimensionierung der Straßen bezüglich der Breite ihrem Bedarf angepasst werden sollen. Schmale Wege oder ein Rückbau bzw. eine Verschmälerung der bestehenden Straßen könnten zudem zu Entschleunigung führen. Straßen die wenig frequentiert sind, könnten als Schotterstraßen, Spurwege oder mittels wassergebundener Beläge gebaut werden. Diese Maßnahme könnte man bedenken, bevor es an den Neubau von Straßen geht. 
Eine weitere  Maßnahme könnte die Errichtung von Grünbrücken mit Gehölz als Leitstrukturen die Überwindung der entstandenen Barrieren erleichtern. Andere Lösungen wie Amphibientunnel gibt es zwar bereits, könnten aber weiter ausgebaut werden. Hier besteht auch die Idee, die Synergien mit Lawinenverbauungen oder Unterführungen zum Überqueren von Straßen zu nutzen. 

Was tun mit forstliche Bringungsanlagen?
Grundsätzlich sollte laut Tiroler Umweltanwaltschaft die Erweiterung der Forstwirtschaftswege hinten gehalten werden.
Forststraßen, Forstwege und Schlepperwege, die gerechtfertigt errichtet wurden, sollten möglichst schmal bleiben. Solche, die es noch zu errichten gilt, sollten unversiegelt als Schotterwege entstehen.

Schotterstraßen mit einem grünen Mittelstück sind eine gute Alternative zu asphaltierten Straßen in der Forstwirtschaft.  | Foto: Pixabay/FelixMittermeier (Symbolbild)
  • Schotterstraßen mit einem grünen Mittelstück sind eine gute Alternative zu asphaltierten Straßen in der Forstwirtschaft.
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Diese bieten auch die Option eines begrünten Mittelstreifens. Grundsätzlich sollte eine umfangreiche Geländeveränderung dabei vermieden werden. Für Viehtriebwege sind in den Augen der Umweltanwaltschaft 1,5 - 2,0m ausreichend. 

Was tun mit Fuß, Rad- und Sportwegen?
Für Rad- und Sportwege schlägt die Umweltanwaltschaft vor, diese entlang bestehender Verkehrsinfrastrukturen zu bauen. Wege, die eine geringe Belastung aufweisen, könnten dem Bedarf angepasst und zu Schotterwegen umgebaut bzw. zurückgebaut werden.

Was tun mit den Parkplätzen?
Mit den Parkplätzen gilt es einen grundsätzlich anderen Ansatz zu wählen. Die Umweltanwaltschaft schlägt vor, dass Parkzonen punktuell zusammengefasst und außerhalb der dichten Bebauung angeordnet werden. Die Parkzonen sollten zudem nicht als versiegelte Flächen angelegt werden, sondern als Schotterrasen, Schotterbeläge oder mittels wassergebundenen Decken.
Die Park- oder Lagerplätze könnten auch mittels Sträuchern und Bäumen untergliedert werden. 
Das Oberflächenwasser bereits versiegelter Parkflächen müsse kanalisiert oder über eine aktive Bodenpassage abgeleitet werden.

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