Arbeitsmarkt
Es braucht -jetzt- Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel

Im Bild von links: WK-Präsident Christoph Walser, Unternehmer Alexander Ledermair und der WK-Arbeitsrechtsexperte Bernhard Achatz. | Foto: © WKT / Die Fotografen
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In Sachen Arbeitsmarkt bräuchte es dringend weitere Maßnahmen. Die Lücke an Beschäftigten würde immer größer, beklagt sich die Tiroler Wirtschaft. 

TIROL. Es ist die aktuell größte Herausforderung für die heimischen Betriebe: der Mangel an Arbeitskräften. Die Situation habe sich in den letzten Monaten spürbar verschärft, so WK-Präsident Walser. Denn die Babyboomer würden in Pension gehen und die geburtenschwachen Jahrgänge kommen nach. Eine Lücke von derzeit 25.000 MitarbeiterInnen ist in Tirol das Ergebnis. 

Vollbeschäftigung in Tirol

Die Arbeitslosenquote im September beträgt 3,3 %, damit besteht Vollbeschäftigung in Tirol. Das würden auch Konsumentinnen und Konsumenten spüren. Nicht nur HandwerkerInnen wären Mangelware, auch im Bereich Pflege oder im öffentlichen Personennahverkehr wird es immer schwieriger, das Angebot aufrecht zu erhalten.
Die Maßnahmen der Politik würden bei Weitem nicht reichen, kritisiert Christoph Walser. So wurden das Saisonkontingent erhöht, die Altersteilzeit flexibler gestaltet und auch bei der Rot-Weiß-Rot-Karte einige Verbesserungen vorgenommen. Zudem soll ab Jänner 2024 der Anteil steuerfreier Überstunden von zehn auf 18 erhöht werden. Und in Tirol würde mit dem Recht auf Kinderbetreuung ab 2026 eine wesentliche Voraussetzung für die Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen geschaffen.

„Ein Teil der getroffenen Maßnahmen bringt punktuelle Verbesserungen, ein weiterer Teil wird erst in den kommenden Monaten und Jahren wirken. Die heimischen Betriebe brauchen jedoch dringend jetzt ein weiteres Gegensteuern“,

betont Walser.

FahrerInnen für den öffentlichen Nahverkehr fehlen

Alexander Ledermair, Geschäftsführer der Ledermair Holding GmbH, berichtet, dass bereits jetzt schon 150 FahrerInnen für den öffentlichen Personennahverkehr in Tirol fehlen. Im Winter würden zudem nochmals 100 LenkerInnen benötigt. In den kommenden Jahren würden auch noch 450 Fahrerinnen in Pension gehen.
Man sieht sich mit einer enormen Herausforderung konfrontiert, das Liniennetz aufrecht zu erhalten. Maßnahmen sind unter anderem die Attraktivierung der Arbeitsplätze. Dazu gehören Personalwohnungen, umfangreiche Aus- und Weiterbildungsprogramme, günstige Konditionen für hochwertige Privatfahrzeuge sowie attraktive Krankenversicherungen.

„Diese Benefits reichen aber bei weitem nicht aus, um unseren Personalbedarf zu decken. Wir brauchen dringend die Unterstützung der Politik, um Lücken im öffentlichen Personennahverkehr zu verhindern“,

erklärt Ledermair.

Busunternehmer Alexander Ledermair (Ledermair Holding GmbH, Schwaz) | Foto: © WKT / Die Fotografen
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Walsers Lösungsvorschläge 

Walser bringt in diesem Zusammenhang Lösungsvorschläge, die in seinen Augen sofort wirken und große Effekte auslösen würden.
Als erstes müsse das Potenzial bei PensionistInnen gehoben werden. Zwar plane man in der Bundesregierung seit langem die Rahmenbedingungen für das Arbeiten bei Pensionist:innen attraktiver zu gestalten, allerdings fehle seit Monaten die Umsetzung.

Walser schlägt auch vor, die qualifizierte Zuwanderung über die Rot-Weiß-Rot-Karte zu forcieren. Der Leiter der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht der WK Tirol, Bernhard Achatz verweist aufs Nachbarland Deutschland:

„In Deutschland müssen ausländische Berufsabschlüsse nicht mehr im Land anerkannt werden.“

Der WK-Arbeitsrechtsexperte Bernhard Achatz. | Foto: © WKT / Die Fotografen
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Auch ist es in Deutschland für qualifizierte Zuwanderer möglich, bis zu drei Jahre zu arbeiten, wenn parallel dazu ein Berufsanerkennungsverfahren und gegebenenfalls eine Ausbildung absolviert werden. 

Deutschland habe zudem für Bewerber:innen aus Beitrittsländern vereinfachte Bedingungen.

„Das ist der leichtere Weg als über unsere Rot-Weiß-Rot-Karte“,

betont der WK-Präsident.

WK-Präsident Christoph Walser. | Foto: © Die Fotografen / WKT
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Als völlig verfehlt bezeichnet er allerdings die aktuelle Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeit. Zudem verweist der Präsident auf "überzogene Forderungen" bei den aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen. 

VP-Mair betont Fortschritte und Maßnahmen

Auch in der Landesregierung möchte man die Lösungsansätze gegen den Arbeitskräftemangel voranbringen. Deswegen wird die für Arbeitsmarkt zuständige Landesrätin Astrid Mair am 29. November erneut bei Bundesminister Martin Kocher erneut konkrete Vorschläge und Forderungen aus Tirol einbringen. Das umfasst unter anderem ein Leistungspaket, wonach der Zuverdienst nach Antritt der Regelpension steuer- und beitragsfrei werden soll, dass die ersten 20 Überstunden im Monat steuerfrei sein sollen und dass zusätzliche Erwerbstätigkeit steuerlich attraktiv sein muss.
Zudem würde das vor Kurzem vorgestellte Entlastungspaket bis weit in den Mittelstand hineingreifen, so Mair. Es würde all jene belohnen, die bereit sind, mehr zu leisten als der Durchschnitt. 

"Damit wir Leistungswillen und Leistungsbereitschaft wieder mehr fördern können, braucht es unter anderem steuergünstige Überstundenmodelle, wie sie der Bund jetzt ohnehin bereits umsetzen wird. Wichtig ist mir als Generationenlandesrätin auch, dass Pensionisten mit attraktiven Rahmenbedingungen weiterarbeiten können, und so mit ihrem KnowHow dem heimischen Arbeitsmarkt erhalten bleiben.“,

betont Mair. 

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