Öffentlicher Verkehr in Gefahr
Massiver Fachkräftemangel in der Busbranche

Der Fachkräftemangel macht den Tiroler Busunternehmen bereits seit längerem große Sorgen. | Foto: pixabay/PublicDomainPictures
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Wie in so vielen Branchen herrscht auch unter Buslenkerinnen und Buslenkern ein Fachkräftemangel. Branchensprecher Franz Sailer pocht daher auf Maßnahmen zur Abmilderung der Mitarbeiter-Engpässe, unter anderem durch erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen aus Drittstaaten.

TIROL. Wenn es nach dem Sprecher der Tiroler Busunternehmen, Franz Sailer geht, dann wird man spätestens zu Schulbeginn mit gröberen Ausfällen zu rechnen haben. „Derzeit sind wir schon mit dem eingeschränkten Ferien-Fahrplan am Anschlag“, so Sailer. Hier braucht es also dringend eine Kehrtwende um das System am Laufen zu halten, den abgesehen vom baldigen Schulstart denkt man hier natürlich auch schon an die kommende Wintersaison. Der Mangel an Lenkerinnen und Lenkern macht vielen Tiroler Busunternehmen ja schon seit längerer Zeit zu schaffen, in den vergangenen Wochen und Monaten hat sich die Situation aber noch einmal deutlich zugespitzt.

Franz Sailer sieht dringensten Handlungsbedarf. | Foto: WK Tirol/Die Fotografen
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Es muss ordentlich klingeln

Der kürzlich von ÖGB-Chef Philipp Wohlgemuth erhobenen Forderung, dass es bei den kommenden Kollektivvertragsverhandlungen „ordentlich klingeln“ müsse, weil sonst eine weitere Branchenflucht zu befürchten sei, erteilt Sailer eine klare Absage.

„Zum einen ist es kontraproduktiv, die Betriebe in einer wirtschaftlich extrem angespannten Lage durch überzogene Forderungen zusätzlich unter Druck zu setzen. Wir müssen gemeinsam an einem Abschluss arbeiten, von dem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer etwas haben, den die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aber auch stemmen können“

betont der Branchensprecher und meint weiter: „Zum anderen ist die Entlohnung schon lange nicht mehr der Hauptgrund, sich für oder gegen einen Beruf zu entscheiden. Viel wichtiger sind die Rahmenbedingungen und die versuchen wir stetig zu verbessern. Im öffentlichen Verkehr haben wir hier jedoch in manchem Bereich noch erheblichen Aufholbedarf“. Hier sieht der Branchensprecher aber in erster Linie den VVT gefordert. „Die Bandbreite reicht dabei von einer für Lenker machbaren Fahrplangestaltung bis hin zur Einrichtung von Sanitäranlagen“.

ÖGB-Chef, Philip Wohlgemuth ist überzeugt ,dass zu niedrige Gehälter schuld sind an der Branchenflucht. | Foto: ÖGB Tirol
  • ÖGB-Chef, Philip Wohlgemuth ist überzeugt ,dass zu niedrige Gehälter schuld sind an der Branchenflucht.
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Belastende Schichten

Einer von der Fachgruppe der Tiroler Autobusse durchgeführten Umfrage zufolge sind derzeit die immer längeren und belastenderen Schichten eine der Hauptursachen für das schwindende Interesse am Buslenker-Beruf.

„Da bereits jetzt zu wenige Lenkerinnen und Lenker verfügbar sind, wird der Druck auf die vorhandene Belegschaft täglich größer. Dazu kommen andere Stressfaktoren, wie dauernde Baustellen, Staus etc. Hier brauchen wir schnellstens eine Entlastung unserer bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – da gehen wir mit der Gewerkschaft völlig d‘accord",

so Sailer. Daher brauche es dringend Maßnahmen, um die bestehenden Lenkerinnen und Lenker zu entlasten und so langfristig halten zu können. Kurzfristige Mehrarbeit war und ist wohl in allen Branchen tragbar, in der Busbranche ist jetzt aber der Zenit überschritten.

Öffnung des Arbeitsmarktes

In diesem Zusammenhang ist es aus Sicht der Tiroler Busbranche unerlässlich, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen aus Drittstaaten erleichtert wird. Sailer zeigt dabei auch keinerlei Verständnis für den derzeit bestehenden Stillstand in der Koalition auf Bundesebene und meint dazu: „Die derzeit gültigen Kriterien bei der Rot-Weiß-Rot-Card spiegeln die Realität und den tatsächlichen Bedarf nicht wider. Die Politik muss schnellstens reagieren und neue Regelungen finden, damit Menschen, die als Buslenker arbeiten können und wollen, das auch dürfen. Wenn wir nicht bald zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen, werden demnächst nicht nur viele Schul- und Skibusse stillstehen, sondern letztlich alle Bemühungen, den öffentlichen Personennahverkehr in der Region auszubauen, nachhaltig gefährdet."

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