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Josef Muchitsch
Ein Licht am Ende des Tunnels: die Gewerkschaft

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz und regionale Abg. z. NR Josef Muchitsch kämpft auf verschiedenen Ebenen. | Foto: Trabi
  • Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz und regionale Abg. z. NR Josef Muchitsch kämpft auf verschiedenen Ebenen.
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  • hochgeladen von Selina Wiedner

Die Gewerkschaft BauHolz konnte für die Arbeiter eine Lohnerhöhung von 2,1 Prozent ausverhandeln.

Plus 2,1 Prozent mehr Lohn und mehr bezahlte Freizeit für 237.600 Beschäftigte aus 20 Branchen. Damit zählen sie zu den besten der Frühjahrsrunde. Wir führten ein Interview mit dem Verhandlungsleiter und regionalen Abg. z. NR Josef Muchitsch.

Ihre Kollektivvertragsabschlüsse haben Aufsehen erregt. Mit 2,1 Prozent mehr Lohn liegen sie über den Abschlüssen in anderen Branchen. Wie ging das?
Josef Muchitsch: Da spielen viele Faktoren mit. In unseren Branchen wurde bis auf wenige Unterbrechungen trotz Corona durchgearbeitet. Das ging nur, weil wir eigene Sicherheitsbestimmungen ausgearbeitet haben. Die Auftragsbücher in den meisten Branchen sind voll. Unsere Beschäftigten haben viel geleistet – das hat die Arbeitgeberseite anerkannt.

Die GBH hat trotz Corona-Krise Vieles für die Beschäftigten erreicht. Ist die GBH das Licht am Ende des Tunnels?
Muchitsch: Die Gewerkschaft ist in der Krise der Fels in der Brandung und gibt den Beschäftigten Hoffnung. Wir haben eine Kurzarbeits-Vereinbarung geschaffen, welche laufend angepasst wird. Es gibt Sicherheitsbestimmungen für Baustellen und Betriebe, wodurch ein sicheres Weiterarbeiten möglich wurde. So haben wir es geschafft, dass tausende Beschäftigte nicht arbeitslos wurden. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist die Gewerkschaft das Licht am Ende des Tunnels – wer sonst setzt sich so für deren Interessen ein?

Was bedeutet die schwierige Situation in und nach der Krise für Beschäftigte?
Muchitsch: Unsicherheit. Dazu kommen Einkommenseinbußen für Menschen in Kurzarbeit und massivere für jene, die ihren Job verloren haben. Sie trifft die Krise am härtesten. Der Bundesregierung fehlt da leider jedes Verständnis. In der Krise muss den Schwächsten geholfen werden.

Sie haben die Regierung immer wieder für ihre soziale Kälte kritisiert.
Muchitsch: Erinnern wir uns, Kanzler Kurz hat zu Beginn versprochen, „koste es, was es wolle“. Trotzdem werden meine Anträge zu einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes niedergestimmt und unsere Maßnahmen im Kampf gegen Langzeit-Arbeitslosigkeit ignoriert. Keine Spur mehr von „Koste es, was es wolle“.

Was müsste gemacht werden?
Muchitsch: Arbeitslosigkeit rasch bekämpfen. Ein umfangreiches Paket gegen die Arbeitslosigkeit ist der einzige Weg, aus dieser Krise zu kommen. Je länger arbeitslos, umso schneller in die Armut. Wie soll denn jemand mit 34 Euro Arbeitslosengeld pro Tag über die Runden kommen oder seine Familie ernähren? Auf der einen Seite werden „die Freunderl“ von Kurz und Blümel in bestbezahlte Positionen gehievt und die Medien zusätzlich mit 210 Millionen Euro gefüttert, auf der anderen Seite wird es Arbeitslosen missgönnt, wenn sie ein paar Euro mehr in der Tasche haben. Das bezeichne ich als soziale Kälte!

Was ist zu tun, damit wir gut aus dieser Krise herauskommen?
Muchitsch: Jetzt muss alles unternommen werden, das Corona-Virus endlich einzudämmen. Gleichzeitig müssen wir beginnen, uns aus der Wirtschafts- und Sozialkrise herauszufinanzieren. Wir brauchen eine Ankurbelung der Konjunktur mit Investitionen auf vielen Ebenen. Das schafft und sichert tausende Arbeitsplätze, stärkt Unternehmen und bringt zusätzliche Staatseinnahmen. Dazu brauchen wir eine gezielte Um- und Weiterqualifizierung für Arbeitslose, die nicht sofort für den Arbeitsmarkt verfügbar sind. Es gibt genug zu tun, die österreichische Bundesregierung muss jetzt endlich ins Handeln kommen und darf sich vernünftigen Vorschlägen nicht mehr länger verschließen, nur weil sie von anderen Parteien kommen.

Im Bezirk gehen die Wogen wegen der geplanten kainachnahen Trasse der B70 hoch. Wie stehen Sie zur B70-Problematik?
Muchitsch: Dort, wo es regionalpolitisch Sinn macht, Straßeninfrastruktur auszubauen, dort soll man es auch zulassen. Man kann nicht andauernd von „Abwanderung stoppen“ sprechen, wenn man andererseits nicht Infrastruktur zur Vermeidung von Landflucht zulässt.

Forderung

Eine klare Mehrheit der Österreicher spricht sich für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes und für eine Verkürzung der Arbeitszeit aus. Das zeigt eine von der Volkshilfe veröffentlichte Studie sehr deutlich. Abg. z. NR Josef Muchitsch fordert deshalb die Regierung neuerlich auf, ihren Widerstand gegen genau diese zwei Maßnahmen aufzugeben. „Es ist höchst an der Zeit, dass die Regierung sich des Themas Rekordarbeitslosigkeit annimmt. Wir präsentieren seit einem halben Jahr Konzepte wie die Aktion 40.000 oder den Corona-Beschäftigungsbonus. Denn es muss endlich alles getan werden, um vor allem den 150.000 langzeitarbeitslosen Menschen wieder Perspektiven zu geben."

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