Das Jahr 1918 in unserem Bezirk

Im Vordergrund die Kinder, die damals für mindere Arbeiten in der Glashütte Oberdorf eingesetzt wurden. | Foto: KK
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Die Geschichte des Bezirkes Voitsberg ist vielseitig und interessant. Einen Einblick in die Entwicklung eines Bezirkes, in das Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner im Damals und somit einen Zugang zur eigenen Geschichte zu erlangen, ist ein wertvolles Geschenk. Es ist wichtig, die Vergangenheit festzuhalten und für kommende Generationen aufzubereiten, um die eigenen Wurzeln, die eigene Kultur und die eigene Unverwechselbarkeit zu erkennen.

Höhen und Tiefen

Im Jahr 1918 gab es neben vielen Höhepunken auch immer wieder Gefahren und schwierige Situationen, wie es auf jedem menschlichen Lebensweg der Fall ist. Man freute sich über Gelungenes, ebenso musst man Schweres ertragen und Probleme lösen. In diesem geschichtsträchtigen Jahr wütete unter anderem die "Spanische Grippe". Sie befiel inbesonders junge Leute. Es bliebt kein Haus ohne Kranke. Oft hatte die Grippe alle Familienmitglieder befallen, sodass fremde Personen den Pflegedienst übernahmen. Gleichzeitig mit der Grippe trat die Ruhr sehr heftig auf, die bei alten Leuten meist tödlich verlief. In Köflach starben an der Ruhr 23 Menschen und an der Grippe 56.

Jubeljahr

1918 war auch ein Jubeljahr für die Bevölkerung: Am 3. November 1918 wurden die in Gradenberg und Köflach stationierten Soldaten abgezogen und somit war der furchtbare Krieg zu Ende. Vom 10. bis 12. November fuhren Tag und Nacht ununterbrochen ungarische Transport- und Nachschubeinheiten von der italienischen Front kommend über die Pack durch Köflach und Voitsberg mit ihren "Panjewagen" (kleine, einfache, von einem Pferd gezogene Wagen) in Richtung Graz und weiter ihrer Heimat zu. Schließlich verzichtete Kaiser Karl I. am 11. November 1918 auf seine Regierungsbefugnisse für Österreich und am 13. November für Ungarn. Somit war die alte österreichisch-ungarische Doppelmonarchie zerbrochen und Geschichte. Am 12. November 1918 wurde in Wien die Republik Deutschösterreich ausgerufen.

Wirtschaftliche Unsicherheit

Diese neue Ära der österreichischen Geschichte begann in Voitsberg mit wirtschaftlicher Unsicherheit, Hunger, Arbeitslosigkeit, Geldentwertung und Armut als Folgen des verlorenen Krieges und der zerbrochenen Habsburgermonarchie. Ebenso kam es im Bergbau zu einer Flaute. Der Untergang der Monarchie wirkte sich auf das weststeirische Kohlenrevier ungünstig aus. Im Kohlenbergbau Zangtal kam es durch die Kriegsjahre 1917/1918 zu einem starken Förderungsrückgang und auch in der Zwischenkriegszeit gab es einen Rückschlag, der das Werk sogar vorübergehend stilllegte.

Prekäre Ernährungssituation

Die Ernährungssituation war in diesem Jahr ebenfalls prekär: Der Mangel an Schlachtvieh machte die Einschränkung des Fleischgenusses auf einen Tag in der Woche notwendig. Es fehlte an allem, an Mehl, Fett, Zucker, Salz und Seife und schließlich sogar an der Kohle. Die wöchentliche Bezugsration war so klein, dass an die Beheizung der Wohnräume gar nicht gedacht werden konnte. In Köflach konnte man nur auf Schleichwegen zur Kohle kommen. Vom 21. Dezember bis 2. Jänner musste wegen Kohlenmangels auf den Bahnen der Personenverkehr eingestellt werden. Der kostspielige Apparat der Ernährungsämter sowie der im Blüte stehende Schleichhandel schraubten den Preis der Nahrungsmittel auf eine solche Höhe, dass der Arme sie nicht mehr erwerben konnte. Die Bergarbeiter des Köflach-Voitsberger Reviers traten am 28. Jänner wegen Lohnforderungen in den Streik. Gefordert wurden unter anderem die Erhöhung der Löhne und Verbesserung der Verpflegung. An die Opferwilligkeit der Bevölkerung wurden große Anforderungen gestellt. So hatte die Bevölkerung im Mai 1918 14 brotlose und zwölf fleischlose Tage zu ertragen. Als Ersatz für das fehlende Brot, Fett und Fleisch erhielt die Bevölkerung 1 kg Türkenmehl.

Arbeitszeitenregelung

Die unterschiedlich langen Arbeitszeiten sowie die Heranziehung von Kindern für Arbeitsleistungen waren durch Jahrzehnte immer wieder Anlass zu Beschwerden. Daher kam es im Jahr 1918 zur Einführung des Achtstunden-Arbeitstages und zum Verbot der Kinderarbeit, die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa weit verbreitet war. Vor allem in der Glasindustrie war es üblich, Kinder für unterschiedlichste mindere Arbeiten, beispielsweise für das Eintragen - die Beförderung des fertigen Glases vom Glasmacher (Glasbläser) zum Kühlofen - zu verwenden. Mit dieser Gewerbeordnungswelle, die 1918 in Kraft trat, wurde die Kinderarbeit schließlich gesetzlich verboten.

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