Immobilien
Wohnen zwischen Wunsch und Wirklichkeit

- Der Wunsch vom eigenen Haus ist da, aber für die meisten nur schwer leistbar.
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Wohnen wird für viele Steirerinnen und Steirer zunehmend zur Herausforderung: Steigende Baukosten, strenge Auflagen und fehlende Planungssicherheit bremsen den Wohnbau. Die steirische Landesinnung Bau hat mit ihrer aktuellen Bau-Enquete ein deutliches Bild gezeichnet – und gemeinsam mit Experten und der Politik Ideen entwickelt, wie leistbares, modernes Wohnen wieder möglich werden kann.
STEIERMARK. Die steirische Landesinnung Bau hat erneut ein deutliches Stimmungsbild aus der Branche und Bevölkerung erhoben. Bei der dritten „Bau-Enquete“ wurden nicht nur Zahlen und Trends präsentiert, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen für eine zukunftsfähige Wohnbaupolitik vorgestellt. Die zentrale Botschaft: Es braucht weniger Bürokratie, mehr Innovation – und endlich wieder leistbaren Wohnraum.
Eigentum beliebt, Miete sorgt für Unzufriedenheit
Die aktuellen Umfragewerte bestätigen die Ergebnisse der Vorjahre: Zwei Drittel der Steirerinnen und Steirer leben im Eigentum – davon 43 Prozent in einem Einfamilienhaus, 19 Prozent in einer Eigentumswohnung. Am zufriedensten sind laut Umfrage jene, die in einem Einfamilienhaus wohnen (70 Prozent), deutlich dahinter liegen die Eigentumswohnungsbesitzer (50 Prozent). Weit abgeschlagen sind Mieter: Nur 32 Prozent sind mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden – besonders junge Menschen kämpfen mit steigenden Mieten und unsicherer Perspektive.

- Michael Hilmar, ÖWG-Wohnbau, stellvertretend für GBV Steiermark, KommR Martin Schaller, Gen.-Dir. Raiffeisen-Landesbank Steiermark AG, LR Simone Schmiedtbauer, Steiermärkische Landesregierung, Andreas Kern, MSc, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKO Steiermark, Gastgeber BM TechnR Michael Stvarnik, Innungsmeister der Landesinnung Bau Steiermark (v.l.)
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Visionärer Gegenentwurf
Als Reaktion auf die Herausforderungen hat die Landesinnung Bau das Forschungsprojekt „Wohnbau – radikal neu gedacht“ initiiert. In Zusammenarbeit mit der FH Joanneum, der ZAB – Zukunftsagentur Bau sowie mehreren Wohnbauträgern und dem Land Steiermark, wurden Lösungsansätze entwickelt, um den Wohnbau einfacher, günstiger und innovativer zu gestalten.
Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen Projektabwicklung, Bautechnik und Planung zeigen: Es braucht unter anderem Wohnbaukataloge mit einheitlichen Standards für Planung, Technik, Materialien und Ausstattung. Auch digitale Projektabwicklungen, neue Materialien sowie einheitliche, österreichweit gültige Kriterien für Bauvergaben stehen auf der Liste der empfohlenen Maßnahmen. Noch diesen Sommer sollen die Projektergebnisse in einer umfangreichen Publikation veröffentlicht werden.
Auftragslage bleibt angespannt
Die steirische Bauwirtschaft leidet derweil unter einer schleppenden Auftragslage. Wie die Befragung der Landesinnungen Bau, Holzbau und der Bauindustrie zeigt, wird sich daran in den nächsten sechs Monaten kaum etwas ändern. Die aktuelle Schulnote für die Auftragslage: 2,9 – Tendenz leicht sinkend. Besonders gefragt bleiben energieeffiziente Bauweisen (69 %), aber auch praktische Aspekte wie ein eigener Garten (42 %), Balkon (41 %) und PKW-Stellplätze (43 %) beeinflussen die Kaufentscheidungen stark.

- Wohnen wird für viele Steirerinnen und Steirer zunehmend zur Herausforderung: Steigende Baukosten, strenge Auflagen und fehlende Planungssicherheit bremsen den Wohnbau.
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Bürokratie als Bremsklotz
Ein zentrales Problem bleibt der bürokratische Aufwand: 96 Prozent der befragten Bauunternehmen bewerten die Genehmigungsverfahren als hoch oder sehr hoch. Gefordert werden digitalisierte Prozesse, klarere Vorgaben und ein entschlacktes Baugesetz.
Der Ruf nach Mut
Beim Bautag trafen Branchenvertreter auf Politik und Wirtschaft. In einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde mit Landesrätin Simone Schmiedtbauer, Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller, ÖWG-Geschäftsführer Michael Hilmar und weiteren Experten wurde klar: Die KIM-Verordnung sei zwar abgeschafft, werde aber de facto weiter streng angewendet – was viele verunsichere. Das erschwert den Zugang zu Eigentum zusätzlich.
Landesinnungsmeister Michael Stvarnik fand klare Worte: „Wir brauchen ein neues Baugesetz. Die Steiermark kann Geschichte schreiben.“ Auch die Wohnbauförderung müsse dringend neu aufgestellt werden. Schmiedtbauer sicherte zwar das Bekenntnis zur Deregulierung zu, warnte aber vor „Schnellschüssen“ und verwies auf den derzeitigen Förder-Stopp als vorübergehende Maßnahme.
Es braucht Veränderung
Die Ergebnisse der Bau-Enquete und die Diskussion beim Bautag zeigen: Der Handlungsbedarf ist groß. Die Nachfrage nach leistbarem, modernem Wohnraum wächst – ebenso der Wunsch nach einem einfacheren, transparenteren Bauwesen. Die Steiermark hat mit dem Projekt „Wohnbau – radikal neu gedacht“ eine Vorreiterrolle eingenommen. Jetzt liegt es an der Politik, mutige Reformen auf den Weg zu bringen – damit das Wohnen von morgen nicht zum Luxus wird.
Mehr Infos zu den unterstützenden Betrieben:
Strobl Bau - Holzbau GmbH
Pichler Wohnbau
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