Seit 50 Jahren auf Schiene

- Eisenbahner aus Leidenschaft: Hubert Ernst.
- Foto: ÖBB
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Ein Oststeirer geht nach 50 ÖBB-Dienstjahren im September in Pension – Hubert Ernst aus St. Ruprecht/Raab ist Lokführer aus Leidenschaft, der schon viel an der Spitze des Zuges miterlebt hat.
Wenn das Rattern der Schienen erklingt, die Lok pfeift und Menschen am Bahnhof zum Abschied Winken, dann beginnt für Hubert Ernst der Arbeitsalltag. Er ist der älteste Triebfahrzeugführer in Österreich, denn seit genau 50 Jahren ist Hubert Ernst aus St. Ruprecht bei der Eisenbahn.
Die Freude an seinem Beruf merkt man dem 65-Jährigen sofort an, wenn man ihn nach seiner Arbeit fragt. Denn dann erscheint ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht und sofort fallen ihm unzählige schöne Erlebnisse ein. Was ihm am meisten gefällt: "Die Abwechslung im Beruf. Ich fahre immer andere Triebfahrzeuge, jeden Tag eine andere Strecke und kann nebenbei noch die Natur genießen." Seine Lieblingsstrecke: die Semmering-Strecke! "Das ist eine besonders schöne Bergstrecke und bietet zu jeder Jahreszeit eine wunderbare Kulisse", schwärmt der rüstige Bald-Rentner.
Dienst seit 50 Jahren
Dienststart war für Hubert Ernst genau am 1. September 1970: "Wir waren die erste Gruppe die damals beide Ausbildungen gemacht haben: Diesel- und E-Lok-Fahrer. Da mussten wir noch selbst die Lok zusammenbauen, heute geht das alles nur mehr virtuell am Laptop." Überhaupt hat sich in den 50 Jahren, in denen Ernst im Dienst der ÖBB ist, einiges getan – um da fit zu bleiben, werden alle Triebfahrzeugführer jährlich einer Prüfung und einem Gesundheitscheck unterzogen. "Nur wer einen sehr hohen Prozentsatz erreicht, ist auch weiterhin berechtigt, Züge zu führen. Früher wurde das mündlich gemacht. Jetzt wird alles per Computer und Zufallsgenerator abgefragt."
Bevor er Lokführer werden durfte hat Ernst die Lehre zum Maschinenschlosser bei der ÖBB gemacht. Aber das hat ihm nicht gereicht, denn seinen Traumberuf, den wusste er schon lange: "In der ersten Klasse Volksschule (1961 wohl gemerkt) bin ich bei der Osternestsuche gestürzt und habe mir Elle und Speiche gebrochen. Danach musste ich öfter zur Nachkontrolle ins LKH fahren und durfte, dank meines Vaters, der auch Eisenbahner ist, vorne im Führerstand mitfahren. Von da an wusste ich: ich werde Lokführer!"

- Vor 50 Jahren war für ein Zug noch großteils manuell bedient.
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Aus dem Kindheitstraum wurde Wirklichkeit
Auch wenn es ihm viele nicht geglaubt haben, hat er seinen Traum Realität werden lassen. Ob er sich nach 50 Jahren noch an seine 1. Fahrt erinnern kann? "Natürlich! Man durfte eigentlich erst mit 21 Jahren fahren, aber der damalige Maschinenmeister brauchte damals dringend einen Lokführer, um einen Erz-Zug mit brasilianischem Erz von Graz nach Selzthal zu führen. Er hat gesagt: Hubert, du bist mein bester Mann. Du schaffst das. Damals war ich kurz vor meinem 21 Geburtstag und durfte dann meinen ersten Zug alleine führen. Ich weiß noch, dass damals ein richtiges Sommergewitter aufgezogen ist, mit einem richtigen Wolkenbruch. Das war schon eine extreme Anspannung, aber es ist alles gut gegangen."
Schattenseite der Züge
Bis heute genießt der Ruprechter jede Fahrt an der Zugspitze in "vollen Zügen" (im wahrsten Sinne des Wortes). Doch sein Beruf ist nicht immer schön, wie er wissen lässt. Denn Züge fahren auch zu Feiertagen, in der Nacht oder am Wochenende. "Das ist nicht leicht mit einer Familie zu vereinbaren, da braucht man einen verständnisvollen Partner". Und den hat er in seiner Frau gefunden, denn sie sind mittlerweile seit 1979 verheiratet, haben drei Kinder und sechs Enkerl. Nebenbei ist Hubert Ernst auch noch seit 25 Jahren im hydrografischen Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Obmann beim Laufverein FC Donald und langjähriger Gemeinderat in St. Ruprecht.
Trotz seiner Umtriebigkeit ist Ernst noch bei Der Eisenbahn geblieben, obwohl er schon vor einiger Zeit in Pension hätte gehen können. "Da gab's einen Mangel an Personal und das hat sich dann so ergeben. Und mir hat's noch immer Spaß gemacht", erzählt er. Aus Erfahrung weiß er aber auch, dass nicht jede Fahrt gut ausgehet. "Man muss jede Minute damit rechnen, dass irgendetwas passiert." So hat er selbst auch zwei Selbstmorde hautnah miterlebt – "und so ein Bild bleibt dir ein Leben lang in Erinnerung". Mit dem Bruder eines Opfers ist er bis heute noch in Kontakt.
Eine lange Reise geht zu Ende
Was er jetzt mit seiner gewonnen Freizeit anfangen will? "Jetzt habe ich mehr Zeit für meine Enkerl." Auch Radlfahren, Langlaufen und Skifahren will er solange es seine Gesundheit zulässt – und noch dies und das für die Gemeinde machen. Seine Letzte Fahrt tritt der ambitionierte Ruprechter am 18. September an, mit dem Railjet 653 von Wien nach Graz – inklusive Empfangskomitee am Grazer Hauptbahnhof und Abschlussfeier. So viel Ehre darf nach 50 Dienstjahren sein.
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