Die Beherrschung des Feuers
Christian Glanz und Mascha Dorit zeigen in Gleisdorf derzeit ihre Raku-Arbeiten. Eine Keramik-Technik aus dem 16. Jahrhundert, in heutiger Deutung: Lóng Raku.
Gleisdorf im Advent handelt unter anderem von einem Kunsthandwerksmarkt, der nicht bloß schöne Dinge bietet.
Es sind die Begegnungen und anregenden Plaudereien, die uns daran erinnern, daß der öffentliche Raum des Gemeinwesens ein Ort der Menschen ist. Davon ist das Zentrum der oststeirischen Stadt mehrmals im Jahr geprägt.
Die Töpferei zeigt sich als ein elegantes Handwerk. Die sinnliche Arbeit im Aufbauen oder auf der Drehscheibe ist ein fundamentales kulturelles Ereignis. Keramik begleitet uns Menschen seit über 20.000 Jahren; eine andere „Feuerkunst“, die Metallgewinnung, erst rund die Hälfte dieser Zeit.
Glanz und Dorit widmen sich hier einer japanischen Niedrigbrand-Technik, von der es heißt, ein Dachziegelmacher habe sie in Kyoto eingeführt. Später waren es Dachziegel für einen Palast, die ihrem Hersteller ein Siegel mit dem Schriftzeichen für „raku“, dt. „Freude“, einbrachten.
Das erscheint wie ein Motto für die Arbeit des Duos. Glanz und Dorit zeigen Gefäße und Ziergegenstände. Er schafft hauptsächlich die Formen, sie ist für Glasuren und Muster auf den Keramiken zuständig. Glanz hat übrigens den Raku-Brand vor etlichen Jahren einmal hinter dem Gleisdorfer Kulturkeller demonstriert. Ein eindrucksvolles Verfahren.
Es ist Magie, wie all diese Arbeitsschritte dann auch über viele Arbeitsstunden durchs Feuer führen, das in seiner Unbändigkeit beherrscht sein muß, in einem Wechselspiel von Luftzufuhr und Luftabschluß.
Die Ergebnissen kann man sich auf dem Adventmarkt ansehen, kann sich aber auch darüber erzählen lassen, wenn man das Duo bei ihrem Häuschen besucht.
Der Gleisdorfer Hauptplatz ist derzeit von solchen Geselligkeiten geprägt. Der Marktplatz, das Palais, die Kathedrale, das waren einst die klassischen Instanzen der mittelalterlichen Stadt, Bezugspunkte des städtischen Lebens.
Seinerzeit gehörte rundum eine Mauer dazu, mit der Zivilisation von Wildnis getrennt wurde. Heute haben wir die Freiheit, das Leben in der Stadt viel entspannter zu ordnen. Vom „Leben auf der Straße“ könnten wir uns mehr zurückholen.
Siehe dazu auch: „Zeichen im öffentlichen Raum“ [link]
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