"Fasten ist eine Vorbereitung" – Pfarrer Anton Herk-Pickl im Interview

Anton Herk-Pickl, seit 2012 Pfarrer im Verband Weiz, Gutenberg, St. Kathrein am Offenegg mit rund 16.000 Katholiken
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In vielen unterschiedlichen Gesellschaften und Religionen gibt es Tage und zum Teil Wochen des Fastens, der Entsagung. Im Christen- sowie im Judentum, im Islam, im Bahaitum und in vielen anderen Kulturen. Immer mehr an Bedeutung gewinnt ein kontrollierter Verzicht auch im medizinischen Bereich. Welchen Einfluss hat das Fasten auf der Ebene über dem rein Körperlichen?
Anton Herk-Pickl, seit 2012 Pfarrer im Verband Weiz, Gutenberg, St. Kathrein am Offenegg mit rund 16.000 Katholiken, beantwortet in einem Interview fragen zum Thema Fasten und innere Einkehr.

WOCHE: Herr Pfarrer, wo liegt der Ursprung des Fastens in unserem christlich-katholischen Glauben?
Pfarrer Herk-Pickl: Von Jesus wissen wir, dass er sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage in die Wüste zurückgezogen hat, um zu fasten und zu beten. Von daher hat auch die christliche Fastenzeit ihren Ursprung. Die Fastenzeit ist also eine Vorbereitungszeit. Sie will uns auf Ostern vorbereiten, auf das Fest der Auferstehung Jesu. In der christlichen Tradition sind wir während dieser Vorbereitungszeit besonders zum Fasten, zum Gebet und zu Werken der Barmherzigkeit und Liebe eingeladen.

WOCHE: Wie (er)leben Sie die Fastenzeit? Verzichten Sie? Wenn ja, worauf?
Welche Erkenntnisse ziehen Sie persönlich aus der Zeit des Verzichts, der Besinnung?

Pfarrer Herk-Pickl: In vergangenen Jahren habe ich schon öfters gänzlich auf Alkohol verzichtet. Heuer halte ich es mit dem Alkohol nicht so streng. Dafür bleibt der Fernseher öfters ausgeschaltet und den Blick auf Facebook habe ich stark eingeschränkt. Diese Zeit nutze ich dann mehr zum Lesen. Mit der Aktion "7 Tage Rot" lädt die Kirche heuer vom 15. bis 22. März ein, sich sieben Tage hindurch folgenden Aufgaben zu stellen:
1.: Finde täglich eine Person, die du schätzt, und sag es ihr.
2.: Finde täglich eine Person, die deine Hilfe braucht, und hilf ihr.
3.: Fasse täglich einen guten Gedanken und genieße ihn.
Das sind schöne Fastenvorsätze, die ich auch verwirklichen will.

WOCHE: Der Karneval kommt der Wortbedeutung nach vom lateinischen "carne vale", einem Ausspruch, der im Mittelalter die 40-tägige fleischlose Fastenzeit eingeläutet hat. So mussten demnach die letzten vorhandenen Fleischbestände in einem wildem Treiben und Feiern verzehrt werden, da sie andernfalls wegen des Fleischverbotes verdorben wären. Auch wenn der Fasching heute nicht mehr mit diesem Hintergrund gefeiert wird, die Frage: Gehören die laute Zeit des Feierns und die Stille der Enthaltsamkeit für Sie zusammen?
Pfarrer Herk-Pickl: "Warum fasten deine Jünger nicht?", hat man Jesus gefragt und vorgehalten. Und seine Antwort lautete: "Können Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist?" Damit hat er angedeutet, dass es für alles die richtige Zeit gibt im Leben. Es braucht beides im Leben: die Zeit des Feierns und die Zeit der Stille, die Zeit der Ausgelassenheit und die Zeit des In-sich-Gehens. Nur wer die Nacht kennt, weiß das Licht der Sonne zu schätzen. Nur wer Krankheit und Leid kennt, weiß die Gesundheit zu schätzen. Und wer fastet, nimmt sich selber etwas zurück, um etwas anderes erstrahlen zu lassen. Fasten hat also keinen Selbstzweck, sondern macht frei von der manchmal unheilvollen Bindungen an irdische Dinge oder von schlechten Gewohnheiten.

WOCHE: Fasten hat erwiesenermaßen eine gesunde, reinigende Wirkung auf den Körper. Inwieweit wirkt sich bewusster Verzicht auf Geist und Seele aus?
Pfarrer Herk-Pickl: Ich bin überzeugt, dass der bewusste Verzicht unseren Willen stärkt, die Sinne für das Unscheinbare und auch für Gott schärft und uns dankbar macht für alles, was uns geschenkt ist. So kann uns der Verzicht helfen, die Dinge des Lebens bewusster wahrzunehmen und sie wieder mehr zu genießen.

WOCHE: Viele aber bei weitem nicht alle Österreicher fasten. Hätte es Ihrer
Meinung nach positive Auswirkungen auf ein gesellschaftliches
Miteinander, wenn mehr Menschen sich einer bewussten Enthaltsamkeit und
einer Zeit der inneren Einkehr besinnen würden?

Pfarrer Herk-Pickl: Enthaltsamkeit im Sinne einer Solidarisierung mit jenen Menschen, die nicht aus dem Vollen schöpfen können, verändert auf jeden Fall die Gesellschaft. Und innere Einkehr im Sinne eines Nachdenkens darüber, was wirklich wichtig ist im Leben, würde so manchen Streit und so manche Eitelkeiten als völlig unangebracht erscheinen lassen.

WOCHE: Pfarrer Herk-Pickl, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen eine besinnliche Fastenzeit und Frohe Ostern!
Pfarrer Herk-Pickl: Ich wünsche Ihnen und allen WOCHE-Lesern alles Gute!

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