Kara Tepe
Für eine geordnete Rettung
Die Solidarregion war mit dabei, als die Initiative Courage erneuert Forderung nach Rettung von Menschen aus den griechischen Lagern präsentierte. Ein Sechs-Punkte-Plan soll dafür sorgen, dass wir helfen dürfen.
Im Rahmen eines Online-Pressegesprächs erneuerten Vertreter der Zivilgesellschaft aus ganz Österreich in Wien ihre Forderung, Menschen aus den griechischen Lagern zu retten. Als Grundlage dafür wurde ein Plan zur "geordneten Rettung" vorgestellt, der sich als "Gegenkonzept zur Angstmache" versteht.
Die Situation vor Ort wird immer schlimmer
Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie, schilderte die Lage vor Ort. Aktuell befinden sich rund 6.000 Menschen im provisorischen Lager Mavrovouni ("Kara Tepe" oder "Moria 2"), darunter fast ein Drittel Kinder und Jugendliche. Etwa 30 Prozent der Personen im provisorischen Lager sind anerkannte Flüchtlinge mit einem gültigen internationalen Schutzstatus wie Asyl oder subsidiärem Schutz. "Über sechs Monate nach dem Brand von Moria leben immer noch tausende Menschen unter unzumutbaren Bedingungen und ohne Perspektive. Es erreichen uns täglich schreckliche Berichte – von Kindern, die sich das Leben nehmen wollen, bis hin zu Schwangeren, die unter Hunger leiden. Die Weigerung der österreichischen Bundesregierung, Menschen aus den griechischen Lagern zu retten, trägt zur Verschärfung dieser Probleme bei", so Moser. Während im Rahmen des Relocation-Programms insgesamt 3.679 Geflüchtete aus Griechenland in Ländern der Europäischen Union aufgenommen wurden, war Österreich bislang nicht bereit, auch nur einen Menschen aus den griechischen Lagern aufzunehmen .
Solidarregion Weiz will helfen
Einen Fall schilderte Franz Wolfmayr von der Solidarregion Weiz, die bereit ist, fünf Familien mit Asylstatus aufzunehmen. Er beschrieb die Geschichte eines zwölfjährigen Buben, der mit seiner Familie in Kara Tepe lebt und unter einem äußerst schmerzhaften Tumor am Finger leidet. Die Solidarregion Weiz hat seit Wochen alles vorbereitet und getan, um den Jungen und seine Familie nach Österreich zu bringen, hier fachgerecht operieren zu lassen und eine Perspektive in Österreich zu bieten. Doch trotz zahlreicher Gespräche, die direkt mit hochrangigen Vertretern des österreichischen Außenministeriums geführt wurden, wird den Steirern nach wie vor die Möglichkeit verwehrt, dieser Familie zu helfen. Auch die versprochene Hilfe vor Ort, eine Operation in Athen, ist bisher, nach vier Monaten, nicht zustande gekommen. Es ist nur ein Beispiel von vielen, wo eine geordnete Rettung dringend geboten wäre. Dementsprechend eindringlich war auch Wolfmayrs Appell an die österreichische Bundesregierung: "Lassen Sie uns endlich Menschen retten."
Die Zeit drängt immer mehr
Den Plan zu einer geordneten Rettung präsentierte Judith Kohlenberger, die als Migrations- und Fluchtforscherin an der WU Wien tätig ist. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Expert sowie unter Einbeziehung zentraler Stakeholder entwickelt. "Menschen geordnet zu retten wäre eine Sicherheitspolitik, die diesen Namen verdient – indem sie Sicherheit für Geflüchtete und geordnete Rahmenbedingungen für ein Aufnahmeland wie Österreich schafft", so Kohlenberger.
Maria Hasibeder, Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich, verwies darauf, dass es unzählige Menschen gibt, die helfen wollen. Aus diesem Grund haben der Pastoralrat der Diözese Linz und die Katholische Aktion Oberösterreich eine Initiative für die Aufnahme einer überschaubaren Zahl von anerkannten Geflüchteten aus den Lagern an den EU-Außengrenzen gestartet. Derzeit wird erhoben, in welcher Form sich oberösterreichische Pfarrgemeinden konkret an einer Aufnahme beteiligen möchten.
Bereits im vergangenen Oktober hat die Initiative "Courage – Mut zur Menschlichkeit" über 3.000 "sichere Plätze" in Österreich identifiziert, die Kapazitäten für eine geordnete Rettung von z. B. 100 Familien wären also vorhanden.
Mehr dazu: https://www.meinbezirk.at/weiz/c-lokales/solidarregion-weiz-wollte-helfen-
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