Hoch auf dem Rad
In den Anfängen des Fahrrades war ein „Hochrad“ für meine Leute ebenso teuer und unerschwinglich wie es heute für mich ein Porsche Carrera ist. Unerreichbar. Die frühen Fahrräder, vielfach Importe aus England und Frankreich, sind außerdem gefährliche Vehikel gewesen.
Schlechte Wege und die hohe Sitzposition bezahlte mancher sportliche junge Herr mit seiner Gesundheit oder gar seinem Leben.
Frauen hätten sich auf solchen Hochrädern nicht zeigen dürfen. Man hätte damals einen derartigen Mangel an „Schicklichkeit“ sogar mit Handgreiflichkeiten geahndet.
So geschehen vor gerade einmal rund 120 Jahren. Das sind einige historische Motive, denen das neue Projekt „Velo Gleisdorf“ nachgehen wird. Schon wenige Jahrzehnte nach den beschriebenen Merkwürdigkeiten setzten sich sogenannte „Niederräder“ („Safeties“) durch und es begann eine soziale Revolution.
Plötzlich war individuelle Mobilität für immer mehr Bevölkerungsteile möglich. Menschen, die sich niemals hätten ein Pferd leisten können, gewannen eine radikal neue Bewegungsfreiheit und Reichweite.
Eben hat der Radfahrer und Sammler Max Reder ein historisches Hochrad im Gleisdorfer „MiR“ („Museum im Rathaus“) eingestellt. Es wird der Blickfang für die kommende Pressekonferenz. Heuer hat nämlich der „Kulturpakt Gleisdorf“ seine erste große Manifestation.
Inzwischen entstand rund um die „Auto Novo“, die Leistungsschau des lokalen Autohandels, plötzlich ein kleines Mehrsparten-Festival, an dem sich sehr unterschiedliche Akteurinnen und Akteure beteiligen. Angelpunkt des Ganzen sind freilich heuer Kunst und Kultur.
Dabei wird von Mobilitätsgeschichte erzählt, also davon, wie wir alle zu einem Aktionsradius kamen, der für unsere Urgroßeltern noch weitgehend undenkbar war. Dazu werden Ihnen historische Fahrzeuge gezeigt, die teilweise wunderschöne Werkstücke sind, deren ästhetische Qualitäten auch jene ansprechen dürften, die an Fahrzeuge sonst kaum Interesse haben.
+) Velo Gleisdorf [link]
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.