Johann Puch: Eine Reflexion

Gemeinderat Peter Piffl-Percevic, selbst aktiver Puch-Pilot, half dabei, die Fahrzeuge der viele Gäste auf dem Terrain zu arrangieren
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Die Toten sind uns ausgeliefert. Sie widersprechen nicht. Wo ihre Taten für sie sprechen, unterliegt das unserer Deutung. Aber das ist ohnehin die Grundsituation von Geschichtsbetrachtung: Wir prüfen Quellen und interpretieren sie.

Fehlt es an Quellen, tun es Gerüchte auch. So entstehen kontrastreiche Bilder und Geschichten. Das gibt stets Anlaß zu neuen Debatten. Treffen sich genug enthusiastische Leute, geht es entsprechend rund.

Johann Puch ist eine Ikone steirischer Industriegeschichte, auch österreichischer Mobilitätsgeschichte. Das Museum in der Puchstraße, auf dem Terrain von Puchs einstiger Fabrik, ist eine Drehscheibe für Geschichten und Gerüchte. Es ist außerdem ein Schauraum mit Fahrzeugen aus fast hundert Jahren.

Als das Johann Puch Museum Graz kürzlich zu einem Treffen einlud, um des Todes von Johann Puch vor 100 Jahren zu gedenken, kam eine äußerst bunte Gemeinschaft zusammen.

Der Altmeister starb lange bevor Kraftfahrzeuge zum allgemein verfügbaren Besitz eines ganzen Volks wurden. Seine Biographie zeigt uns, daß zu manchen Zeiten ein Keuschlerbub zum Industriellen werden kann. Ist das erstrebenswert? Puch starb jünger als ich heute bin. Außergewöhnliche Karrieren können einen hohen Preis haben.

Heute ist der Mann freilich oft Gegenstand romantischer Verklärung. Er wuchs in einer fundamental anderen Welt auf. Der österreichische Staatsbürger und ethnische Slowene Janez Puh ging seinen Weg aus ärmlichen Verhältnissen auf den Rücken eines Vulkans, der in seinem Todesjahr ausbrach und die Welt völlig veränderte.

Was nach dem Zweiten Weltkrieg als Steyr-Daimler-Puch AG zu einem österreichischen „Gedächtnisort“ wurde, war ein bedeutender europäischer Mischkonzern mit wechselhafter Geschichte, der im Verlauf eben dieser Geschichte auch wieder zerlegt wurde.

Heute sind die Grazer Terrains mit ihrer Vorgeschichte als „Puchwerk“ Teil von Magna Steyr. Diese Company ist ihrerseits Tochter eines Global Players, nämlich Magna International.

Derlei Zusammenhänge kamen zwar in den formellen und den feierlichen Momenten des Gedenkens kurz zur Sprache, die Fans, die Schrauber und Sammler sind da aber tiefer in den Emotionen und andrerseits auf der Praxisebene des Erhaltens und Gebrauchs historischer und zeitgenössischer Fahrzeuge.

Das überlagert sich übrigens stellenweise. So wird ja der Puch G inzwischen seit 35 Jahren gebaut und ein Ende ist nicht abzusehen. Er ist gegenwärtig und ist ein Youngtiner, er ist zeitgemäß und ein Klassiker.

Naturgemäß waren beim aktuellen Treffen kaum Vorkriegsfahrzeuge zu sehen; vor allem sind von den phänomenalen Puch-Wagen nur recht wenige erhalten geblieben. Macht nichts, denn das Gros der Liebhaber gehört ohnehin keinen wohlhabenden Kreisen an, die sich den Erwerb und Erhalt von Vorkriegsfahrzeugen leisten können.

Was die Marke Puch heute noch so populär erscheinen läßt, sind ganze Flotten leistbarer Fahrzeuge, die in der Nachkriegszeit Österreich motorisiert haben. Sie profitierten allerdings technisch und emotional von den hohen Qualitätsstandards der Vorkriegszeit.

Als in den 1950er-Jahren Fahrräder, Motorräder und Autos von Puch sich durchsetzten, vor allem aber ein völlig neuer Fahrzeugtyp reüssierte, nämlich das Moped, brach eine Revolution der individuellen Mobilität los, die viele von uns miterlebt haben.

Das spannende daran, wir sehen bei Meetings wie der Gedenkfeier nicht nur die Fahrzeuge dieser Ära, wir treffen da auch die Handwerker, von denen all das gebaut wurde. Mit Männern wie Franz Tantscher, Fredi Thaler oder Karlheinz Scherhag kann man hier ein Plauderstündchen haben.

Mehr noch, es sind derzeit auch Mechaniker wir Alois Schadler, die sich selbst als legitime „Puchianer“ verstehen, in Betrieben wie der S-Tec tätig, um da weiter zu pflegen, was eine traditionellen Arbeitsbegriff von versierten Handwerkern ausmacht.

Aber was ist ein traditioneller Arbeitsbegriff von versierten Handwerkern? Darüber wird noch zu reden sein. Etwa im Rahmen des oststeirischen Projektes „Mythos Puch“: [link]

Die Dokumentation zum Gedenktreffen „100. Todestag von Johann Puch“ finden Sie hier: [link]

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