Lehrstelle statt Leerstelle - Interview mit Karl Zaunschirm über die aktuelle Situation

Je nach Branche begleiten Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und die Maskenpflicht Berufstätige schon einige Monate durch ihren Arbeitsalltag. Nicht nur in bestehenden Dienstverhältnissen ist die derzeitige Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Herausforderung. Auch die Suche nach passenden Lehrlingen für den eigenen Betrieb bzw. nach der passenden Lehrstelle gestaltet sich heuer schwieriger als sonst. Der Weizer jobday, welcher in den letzten Jahren ein wichtiger Wegweiser für Lehrlinge und Lehrbetriebe war musste heuer aus gegebenem Anlass abgesagt werden. Wir haben bei Unternehmensberater und Coach mit Schwerpunkt Lehrlingsausbildung Karl Zaunschirm nachgefragt wo sich Lehrlinge der nächsten Generation und Betriebe trotzdem informieren und einander kennenlernen können.

WOCHE: Der Jobday in Weiz und andere Berufsmessen wurden abgesagt - Wo können sich Schüler, die sich für eine Lehre interessieren, bestmöglich informieren?

Karl Zaunschirm: Der beste Weg ist sicher die Recherche auf der Homepage des gewünschten Lehrbetriebes. Daneben bieten auch das AMS und die Sozialpartner Online-Informationen an. Viele Lehrbetriebe präsentieren auch Erfahrungsberichte von Lehrlingen auf Facebook oder Instagram an. Auch Informationen aus erster Hand sind sicher wertvoll. Einfach bei bekannten Lehrlingen umhören und die Vorteile einer Lehre in den regionalen Lehrbetrieben erfragen.

WOCHE: Wie könnte die Lehrlingsausbildung in Zukunft aussehen, wenn der persönliche Kontakt durch Abstandsregeln erschwert wird?

Karl Zaunschirm: In den allermeisten Lehrberufen ist die Einhaltung von Mindestabständen bei der Ausbildung recht einfach möglich. Auch im Bereich der persönlichen Dienstleistungen kann mit zusätzlicher Schutzausrüstung eine solide Ausbildung garantiert werden.
Generell kann man aber auch schon jetzt beobachten, dass Online-Lernmöglichkeiten eine wichtigere Rolle spielen werden. Dies kommt den sogenannten Digital-Natives (Menschen, die in einer digitalen Welt aufgewachsen sind) die jetzt in die Lehrbetriebe strömen zum Glück sehr entgegen.

WOCHE: Welche Ansprüche haben die Schüler / Lehrlinge der nächsten Generation an die Betriebe?

Karl Zaunschirm: Meiner Erfahrung nach gibt es den Anspruch des gemeinsamen Gestaltens. Vor allem wollen die jungen Menschen beständig zeigen dürfen, was sie schon können. Dann gelingt es auch ihr Interesse an der Arbeit im Lehrbetrieb zu stärken!
Gleichzeitig ist eine ehrliche und offene Darstellung der Arbeitsbedingungen im Lehrbetrieb ganz oben auf Liste der Erwartungen von Lehranfängern. Diese Ehrlichkeit schützt vor falschen Erwartungen, verhindert Lehrabbrüche und schafft Vertrauen.

WOCHE: Was können Betriebe in Zeiten wie diesen tun, um trotz der erschwerten Bedingungen passende Lehrlinge zu finden?

Karl Zaunschirm: Ganz grundsätzlich kann man die bisherigen Wege in der Anwerbung von Lehranfängern auch in Krisenzeiten weiter beschreiten. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht alles auf den Kopf stellen müssen, weil wir krisenhafte Zeiten erleben. Statt in Hektik und Panik zu verfallen, sollten wir uns mehr in gemeinsamen Anliegen für eine menschlichere Zukunft vereinen.

WOCHE: Durch den Lockdown wurde uns vor Augen geführt, wie wichtig Facharbeiter in systemerhaltenden Berufen sind. Welche Auswirkungen sind auf Berufe in diesen Sparten (Handel, Pharmazeutisch-Kaufmännische-Assistenten, etc.) zu erwarten?

Karl Zaunschirm: Sehr viele Jugendliche wollen helfen und ihren Beitrag für ein achtsames Miteinander leisten. Sie helfen tatkräftig beim Roten Kreuz oder bei den Feuerwehren mit und wenn sich dieser Trend auch nach der Krise bestätigt, dann werden die genannten Sparten wohl mit einer höheren Nachfragen von Schulabgängern rechnen können.

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