Im Gespräch
Marion Wiesler: Eintauchen in eine magische Welt

Marion Wiesler ist Autorin und Erzählerin. Sie liebt es die Menschen mit ihren Geschichten in eine magische Welt zu entführen. | Foto: Marion Wiesler
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  • Marion Wiesler ist Autorin und Erzählerin. Sie liebt es die Menschen mit ihren Geschichten in eine magische Welt zu entführen.
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  • hochgeladen von Barbara Vorraber

Im Jahr 2007 zog es die gebürtige Wienerin Marion Wiesler in ihre Wahlheimat Puch. Angezogen von den Kelten und der Magie des Kulms begann sie 2015 ihre Geschichten niederzuschreiben. Seitdem entstanden 20 Bücher. Ende November erschien der letzte Band ihrer 7-teiligen Serie über die Wortflechterin, einer keltischen Bardin, die am Kulm in der Zeit der Kelten lebte.

PUCH/WEIZ. Im Interview spricht Autorin und Erzählerin Marion Wiesler über ihre Faszination der Kelten, über Magie und den Wert der Natur für unser Leben.

  • Wie kommt man dazu, historische Romane über die Kelten zu schreiben?

"Die Kelten haben mich schon in meiner Schulzeit interessiert. Da habe ich über König Artus gelesen. Als ich mich näher mit dem echten König Artus beschäftigte, bin ich darauf gestoßen, dass die Kelten ihren Ursprung nicht in Irland oder England hatten, sondern hier bei uns. Das hat mir im Geschichtsunterricht total gefehlt. Da lernten wir von Ägyptern, Griechen, Römern und dazwischen irgendwo kurz von den "Barbaren nördlich der Alpen", dann ging es schon mit dem Mittelalter weiter. Also begann ich mich auf eigene Faust mit der Geschichte der Kelten zu beschäftigen. Das Königreich Norikum gab es schon in den historischen Schriften. Es war eines der ersten Königreiche überhaupt. Die Geschichten der Kelten haben etwas Übersinnliches an sich, es ist auch etwas mystisch und düster. Dazu kommt, dass ich die Underdogs, also die Verlierer, mag. In den klassischen, deutschen Märchen bekommt die Hauptfigur immer Hilfe von jemandem, von einem fremden Wesen oder einer Fee. Die Helden in den keltischen Geschichten arbeiten immer mit ihrem eigenen Hirn. Sie lösen ihre Probleme aus eigener Kraft und haben dabei auch noch einen Schmäh."

  • Die Gemeinde Puch beheimatet das Kulmkeltendorf. Dieser magische Ort, soll den Menschen ins Bewusstsein bringen, dass die keltische Kultur in unserer Region, tief verwurzelt ist.

"Mich hat die Gegend hier total fasziniert. Der Kulm, die Kelten, dieser Berg war sehr beeindruckend. Ich arbeitete auch als Tourguide im Kulmkeltendorf. Da begann ich dann mit den Büchern, was teilweise recht schwer war, weil sehr wenige historische Aufzeichnungen über diese Zeit existieren."

  • Warum eine Roman-Serie?

"Ich begann mit zwei Büchern, die in unterschiedlichen Zeitpunkten spielten. Durch die Serie konnte ich diese beiden Bücher miteinander in Verbindung bringen und die Figuren aus den ersten Bänden kommen in der Serie vor. Die Leser leben mit den Figuren mit und sehen auch deren Entwicklung. Wenn man als Autorin in einem Genre fußgefasst hat, kann man sich davon auch schwer wieder trennen. Die Leserinnen und Leser haben da fixe Erwartungen."

  • Was fasziniert dich an den Kelten?

"Es sind nicht einfach Krieger oder Barbaren. Sie darauf zu reduzieren ist sehr schade. Man hat in den letzten Ausgrabungen herausgefunden, dass das eine wirkliche Hochkultur war. Es wurde filigraner Schmuck, besonders verzierte Schwertscheiden gefunden, Gegenstände die heute mit modernster Technik nur sehr schwer nachgebaut werden könnten. Die Kelten haben viele Erfindungen gemacht, die wir heute noch nutzen. Beispielsweise die Sense oder das eisenummantelte Rad, das hat man bis die Gummi-Reifen erfunden wurden verwendet. Es war also eine Kultur, die durchaus technisches Wissen hatte und etwas konnte. Und diese Kultur, das Königreich Norikum war hier bei uns. Das sind unsere Wurzeln."

  • Sind Wurzeln wichtig für unser Leben?

"Ja sehr. Erdung und Wurzeln sind sehr wichtig für uns. Das fehlt uns heute durch dieses virtuelle Leben immer mehr. Wir verlieren den Bezug zur Natur und zum Leben. Den Menschen fehlt Erdung. Vor allem in der Stadt."

Foto: Marion Wiesler
  • Lebst du naturverbunden?

"Ja schon. 2007 haben wir in Puch einen alten Bauernhof mit ein paar ha Grund gekauft. Am Anfang hatten wir die Idee etwas draus zu machen, wir waren ein Biobetrieb, ich hab viel mit Kräutern gemacht und verkauft, wir hatten auch unterschiedlichste Tiere. Irgendwann hat mich gestört, dass diese Produkte vergänglich sind und die Dinge, die am besten zu verkaufen waren, mochte ich eigentlich am wenigsten. Dann haben wir alles umgestellt. Jetzt haben wir einfach ein paar Hektar Landschaft, das passt auch."

  • Wir sind in einer Zeit, wo wir eigentlich alles haben, zu viel von allem haben. Entfremdet uns das nicht vom Leben?

"Dieser enorme Komfort zerstört viel in uns. Alleine, wenn man an das Einheizen jetzt denkt. Früher musste man das Holz schlagen, dann verarbeiten, man musste mit seinen Händen etwas dafür tun, dass man es warm hatte. Heute dreht man das Thermostat auf und gut ist es. Das macht uns schon verwöhnt. Wir wollen 21 Grad, am besten noch 22 Grad. Bei 15 Grad wissen wir schon nicht mehr wie es uns geschieht. Dabei: Jetzt ist es halt kalt draußen, das ist ja auch okay so. Es ist ja Winter."

  • Aber Komfort ist ja grundsätzlich etwas Gutes, oder?

"Natürlich. Komfort ist prinzipiell nichts Schlechtes. Es muss nur klar sein: Wenn wir uns etwas einfacher machen, dann geht auch viel verloren. Es geht auf Kosten von Fähigkeiten und auch Ausdauer. Das Können, die Geduld und auch das Verständnis für Zusammenhänge leiden darunter. Früher hat keiner ins Fitnessstudio müssen, um seine Ausdauer zu trainieren. Wer von uns kann heute noch ohne Probleme 30 km, einfach so, zu Fuß gehen. Wenn Kinder drei Kilometer zur Schule gehen müssen ist das schon zu viel. Diese einfachen Fähigkeiten gehen verloren, gleichzeitig haben wir die Sehnsucht nach Natur, weil uns das einfach gut tut. Man kann sich durch die Natur auch selber wieder in Relation setzen."

  • In der Natur braucht alles viel Zeit und Geduld. Beides Dinge die wir nicht haben.

"Wir haben das Bedürfnis, alles selber und schnell zu regeln. Wir haben verlernt zu Warten und geduldig zu sein. Dabei regelt sich viel von selber. In der Natur sieht man recht gut was passiert, wenn man den Dingen etwas Zeit gibt."

  • Aber momentan spürt man doch, dass sich die Sichtweise der Menschen ändert. Langsamkeit und Selbermachen liegen voll im Trend. 

"Ja. Dieses Selbermachen wird immer mehr ein Bedürfnis der Menschen. Das wurde in den letzten Jahrzehnten unterdrückt und kommt jetzt als Trend wieder zu uns zurück. Wir sind überfüttert mit allem. Wir wissen ja nicht einmal mehr, was wir wem zu Weihnachten schenken sollen. Wir haben alle extrem viel und gerade deshalb fehlt uns der Bezug zu unseren Dingen. Etwas selber machen ist eine totale Befriedigung. Das tut etwas fürs Ego."

  • Kinder leiden sehr unter dieser Überflutung mit Materiellem und ziehen sich vielfach leider ins Virtuelle zurück.

"Das ist ganz schwierig und schlimm bei den Kindern. Die sind ja praktisch fast nur mehr virtuell unterwegs und haben den Bezug zum echten Leben verloren. Das wird noch ein großes Thema für künftige Generationen. Aber wir leben ihnen das ja auch vor. Wir arbeiten viel am Laptop, oder rennen mit Kopfhörern herum."

  • Wie könnte man die Kinder wieder zurückbringen in die reale Welt?

"Die Kinder wurden durch die Pandemie noch abhängiger von diesen Kasteln. Alles fand virtuell statt. Die Spirale in unserer Zeit ist nicht gut. Wenn das eine übertrieben wird, verändert sich etwas, dann geht es wieder anders, bis diese Phase wieder aus ist und dann kommt wieder die nächste Phase. Das ist was Natürliches. Da gibt es ein Sprichwort:
'Starke Menschen machen gute Zeiten, gute Zeiten machen schlechte Menschen, schlechte Menschen machen schlechte Zeiten, schlechte Zeiten machen starke Menschen.' Das ist immer ein Kreislauf. Und das Schlimme ist, eigentlich sollten wir total viel Zeit gewonnen haben durch diese technischen Errungenschaften, aber wir vergeuden diese Zeit mit Sozialen Medien und anderem Blödsinn. Wieviele nutzen sie kreativ und sitzen nicht nur vor der Glotze und lassen sich passiv berieseln?"

  • Sind wir auf der Suche nach Magie in unserem Leben? Gerade jetzt in der Weihnachtszeit?

"In meiner Familie feiern wir Sonnwend am 21. Dezember. Das ist für mich ein natürlicher Zeitpunkt. Wir feiern die Wiedergeburt des Lichtes. Bei unseren traditionellen Festen, wie auch Weihnachten, geht es nicht mehr um die Magie der Feste, sondern es hat alles irgend einen Zweck. Es ist viel Show dabei und auch Konsum. Es wird viel Energie in die Inszenierung gesteckt. Wir lassen uns zu gerne berieseln. Um die Magie in banalen Sachen zu entdecken, muss man genau hinschauen. Lässt man sich darauf ein, eröffnet sich auch in unserem Alltag eine magische Welt."

  • Versuchst du in deinen Geschichten und Erzählungen diese Magie wieder in den Menschen zu entfachen?

"Das Schöne am Erzählen ist, dass ich bestimmen kann, was ich erzähle und wie ich es erzähle. Man ist reduziert auf die Geschichte und ich kann überall erzählen. Keine Requisiten, ohne Bühnenbild, nur mit der Stimme und mit Worten in eine andere Welt entführen. Man kann den Zuhörern etwas geben, um in ihrem Kopf diese Bilder entstehen zu lassen. Jede und jeder kann die Geschichte dann so sehen, wie er oder sie das möchte, nicht wie irgendein Regisseur das vorgibt. Das finde ich irrsinnig schön. Da sind wir wieder bei zurück zu den Wurzeln, zurück zum Einfachen, ohne Firlefanz, diese Verbindung zu einer magischen Welt schaffen. Das ist Freiheit."

Mehr Informationen zu Marion Wiesler und ihren Büchern gibt es online auf www.marionwiesler.at

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