Nach Schwarzau und zurück
Es ist ein leichter Weg. Von Gleisdorf nach Kirchberg an der Raab. Von der Hügelspitze hinunter und hinüber nach Kirchbach. Dann noch ein Stück südwärts, nach Ziprein folgt bald Schwarzau.
Dort steht ein alter Gebäudekomplex, der schon mit sehr unterschiedlichen Funktionen belegt war. Dahinter ein… Mühlbach.
Also war die Kernaufgabe dieses Anwesens ursprünglich die einer Mühle. Zur Mühle von Schwarzau gehört ein geräumiges Wirtschaftsgebäude, das derzeit als Galerieraum fungiert. Ein White Cube von prächtiger Dimension.
Andrea Schlemmer hat damit weitab des Landeszentrums eine fixen Ort der Gegenwartskunst geschaffen. Solche Vorhaben, die Mumm und langen Atem verlangen, sind unverzichtbare Schritte in zeitgemäßer Klärung, wie denn allgemeine Teilnahme am kulturellen Leben eines Landes sich entwickeln soll, was ja zu den Grundlagen einer zeitgemäßen Demokratie gehört.
Solche Aufgaben einer demokratischen Gesellschaft werden gerne unterschätzt und unterbudgetiert, dieses Feld wird oftmals dem Konsum und dem Boulevard überlassen.
Schlemmer hat sich in der Sache regional klar engagiert. Die ebenfalls großräumigen Zimmer des Hauptgebäudes bieten dazu auch einen passenden Rahmen. So traf nun in einem davon das serbische Künstlerkollektiv „Treci Beograd“ zusammen.
Unter einer ausladenden Arbeit des oststeirischen Malers Josef Schützenhöfer, Skizze zu einem Plakat, das er nahe der Mühle an der Durchzugsstraße realisiert hatte, tagte die Runde, wurden Bedingungen des Kunstgeschehens debattiert, folgte dann eine weitere Station im „Veliki San“, dem „Großen Traum“.
Dieser performative Prozeß thematisiert ein kollektives Träumen in Anordnungen, wo eine Gruppe Schlafender jeweils ein spezielles und flexibles Bild ergibt, welches Veljko Pavlovic mit seinem Equipment dokumentiert.
Selman Trtovac sorgt für die Kontinuität in diesem Projekt im Rahmen einer kollektiven Kunstpraxis, wie sie in Österreich eher selten ist. Es finden sich bei uns zwar gelegentlich fixe Formationen, die langfristig bestehen, aber es ist keine bevorzugte Verfahrensweise heimischer Kunstschaffender.
Beispiele wie das Duoprojekt „IEFS“ von Ursula Kiesling und Maki Stolberg erweitern sich sporadisch um andere kompetente Leute. „Zweintopf“ arbeiten Hand in Hand. Größere Formationen wie etwa „monochrom“ sind eher die Ausnahme.
Andrea Schlemmer befestigt mit ihrem Vorgehen im Oststeirischen der Gegenwartskunst eine Position in einem Abschnitt des Landes, der vom Zentrum nicht vergessen, sondern gar nicht erst vorgemerkt wurde.
Seit die Landespolitik sich von Konzept und Praxis der „regionale“ verabschiedet hat, gibt es bis heute keine erkennbaren Intentionen, die „vergessenen Agenda“ wieder aufzugreifen. Bleibt also derlei private Initiative…
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