Burgruine Waxenegg
Wenn forschen zur großen Leidenschaft wird
Die Burgruine Waxenegg in Anger wird seit einiger Zeit restauriert. Unter den fleißigen Helfern sind auch ehemalige Schulkollegen, die sich durch ihre Leidenschaft wiedergefunden haben.
ANGER. Die Fortschritte bei den Aktivitäten und Arbeiten rund um die Burgruine Waxenegg in Anger können auf Beachtliches in diesem Jahr hinweisen. Die Infrastruktur wurde aufgebaut, die Stromversorgung mit Photovoltaik und Stromspeicher als sogenannten Inselbetrieb errichtet, ökologische Toilettenanlagen angeschafft, eine Brauchwasseranlage installiert wo das Regenwasser genutzt wird, der Burgkeller zum Burgmuseum umfunktioniert und Sicherungsarbeiten an der vorderen Burgmauer durchgeführt sowie an der Auffahrtsrampe gearbeitet.
Leidenschaftliche "Ruinenforscher" haben sich gefunden
Aber nicht immer ist es die Arbeit auf der Ruine Waxenegg, die für Überraschungen gut ist, sondern auch Begebenheiten, die unter den leidenschaftlichen „Ruinenforschern“ entstehen.
So haben sich mittlerweile die „Vier Waxenegger“, einstige Schulkollegen im Rahmen der Arbeiten wieder gefunden: Alois Thaller, Ladislaus Prociw, Bernhard Spreitzhofer und Erich Brandl sind vor 58 Jahren gemeinsam in die selbe Klasse der Volksschule Anger gegangen.
„Bernhard hab ich 40 Jahre nicht gesehen. Die gemeinsame Liebe zur Ruine hat uns wieder zusammengeführt. Wir haben uns damals sehr oft auf der Ruine aufgehalten. Da haben wir geforscht, nach Schwerten gesucht, viel gegraben. Alles was nicht erlaubt war hat auf uns einen magischen Reiz ausgeübt.,“ erzählt Erich Brandl als Chef des Projektes Ruine Waxenegg und Obmann des Vereines der „Mystischen Unter- und Oberwelten der Region Anger“.
Magischer Reiz und die Ritter da oben
„Für uns war es der Abenteuerspielplatz überhaupt, weil es eigentlich verboten war. Wir waren die Ritter da oben. Hin und wieder haben wir auch übernachtet, da waren manchmal schon mystische Geräusche, sodass wir es mit der Angst zu tun bekamen. Revierinspektor Knopf hatte uns manchmal im Visier, dann machten wir halt ein paar Tage Pause. Und als ich dann tatsächlich einen Dolch fand, fühlten wir uns großartig,“ erzählt Ladislaus, in Graz wohnhaft, lachend.
Bernhard Spreitzhofer, der in Gleisdorf daheim ist, erinnert sich: „Nach der Schule sind wir einfach mit Schaufel und Krampen ausgestattet zur Ruine auf Schatzsuche gegangen. Es ist schön das wir vier uns wieder so gefunden haben. Bei diesem Projekt zur Erhaltung der Ruine mitzuarbeiten ist lustig. Wo ich gebraucht werde, helfe ich. Wenn man sieht was in den letzten drei Jahren voran gegangen ist dürfen wir schon ein wenig stolz darauf sein. Aufmerksam wurde ich auf das Projekt in der Zeitung „Blick um Anger“. Dann habe ich mich gleich bei Erich Brandl gemeldet“.
Der Seniorchef des Posthotels Thaller in Anger Alois Thaller, hat ebenso seine Liebe für die Ruine neu entdeckt. „Die Ruine verbindet mich mit der schönen Wiese, die es damals noch vor mehr als 50 Jahren gab. Dort wuchsen viele Blumen und es gab unzählige Schmetterlinge. Es war echt eine Traumwiese mit Blick zur Burgruine. Dort fingen wir auch den einen oder anderen Schmetterling“, schwärmt Luis Thaller und weiter: „Heute beim Steinmauern bin ich erster Mörtelmischer. Durch die Arbeit bei der Ruine kommen mir wieder Gedanken und Bilder an die Zeit von damals, vor allem wird mir diese Wiese als Naturjuwel immer in Erinnerung bleiben. Auch mein Vater ging mit mir als Bub öfter zur Ruine. Da sind wir überall reingekraxelt und suchten nach Gegenständen von den Rittersleuten. Es war eine sehr spannende Zeit.“
Die Steinmaurer von Waxenegg
Josef Schellnegger, Bernhard Spreitzhofer, Ladislaus Prociw und Erich Brandl haben bei der Arbeit auf der Ruine zusätzlich die Liebe zum Steinmauern entdeckt. Für den einstigen Berufsschuldirektor der Landesberufsschule für Kulinarik und Tourismus in Bad Gleichenberg Josef Schellnegger ist es ein besonderes Hobby geworden. Dazu kam es, als Josef mit seiner Frau und den Enkelkindern vor drei Jahren einen Ausflug zum Zetz machte. Da kamen sie bei der Ruine vorbei und sahen dass dort gewerkt wird. Neugierig geworden fragte Josef gleich nach. „Noch am selben Abend rief Josef mich an und sagte er würd gern mitarbeiten. Nächsten Tag war er schon mit dabei“, freut sich Erich Brandl. Die Herausforderung beim Steinmauern ist es, immer den richtigen Stein für die jeweilige Position zu finden, damit auch alles stabil wird.
„Es ist faszinierend, wenn man Steine angreift, die jemand vor rund siebenhundert Jahren in der Hand hielt. Mit Steinen zu mauern hat für mich etwas Meditatives an sich. Man schaut jeden an, wo welcher passen könnte. Dann hat man das glückliche Erlebnis, dass einer passt. Wenn man beginnt so ein altes Gemäuer frei zu legen, den Schutt wegzuräumen, öffnen sich neue Perspektiven und Strukturen, die, je weiter man sich vorarbeitet, immer klarer werden. Letztendlich wertet auch die Gemeinschaft das Ganze auf,“ erzählt Josef Schellnegger und spricht sein Lob auch Andrea Hackl aus. Sie ist es, die die Leute mit Essen versorgt. Denn was wäre ein Arbeitstag bei der Ruine ohne kulinarische Stärkung. Andrea schwingt mit viel Liebe und Gespür für die richtige Würze den Kochlöffel.
„Erst kürzlich gab es auch einen Arbeitseinsatz mit unseren junggebliebenen Pensionisten. Wie etwa mein einstiger Klassenvorstand Josef Liebmann sowie Erich Trinkaus, Hans Buchgraber, Hubert Derler und Erwin Höfer. Sie säuberten die Mauer bei der Auffahrtsrampe von Wurzelwerk und Erdansammlungen und leisteten sensationelle Arbeit,“ lobt Erich Brandl.
Helfer für das Projekt Waxenegg sind willkommen
Dem Rhythmus der Natur angepasst hat sich nun auch die Ruine Waxenegg in den Winterschlaf begeben. Im kommenden Jahr wird wieder weitergeforscht und gearbeitet.
Wenn man beim Projekt Waxenegg gerne mitarbeiten bzw. mit dabei sein möchte, kann man sich gerne bei Erich Brandl melden. Tel.: 0664/3554718
Wissenswertes zum Projekt
Insgesamt waren es 72 Arbeitstage auf der Ruine. 34 verschiedene Personen waren im Einsatz und insgesamt wurden 1230 Arbeitstunden im heurigen Jahr geleistet. Als Dankeschön wurde wieder ein Vereinsausflug nach Kirchberg an der Raab durchgeführt, wo eine unterirdische Ganganlage besichtigt wurde. Es ist ein dort ansässiger historischer Verein, genannt „Kirchberger Ländchen“, dem es ein Anliegen ist altes Kulturgut zu erhalten. Danach gab es noch eine Weinkellerbesichtigung in Straden.
„Ich möchte mich herzlich bei unseren Mitarbeitern bedanken sowie allen die unser Projekt unterstützen ob als Unternehmen oder Privatperson,“ sagt Erich Brandl.
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