Seltenes Hobby: Orgelspielen (mit Video)
Wenn Tausende Pfeifen ein Orchester ersetzen

Ein Herz und eine Seele: Auf der Gleisdorfer Orgel spielt Maria Suntinger wie keine andere. | Foto: NdC
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  • Ein Herz und eine Seele: Auf der Gleisdorfer Orgel spielt Maria Suntinger wie keine andere.
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Wie vielseitig und aufregend die Orgel als Königin der Instrumente ist, das zeigen zwei Organistinnen aus dem Bezirk Weiz.

Von leisen, harmonischen Klängen bis zu einer kirchenfüllenden Akustik mit einer großen Bandbreite an Klangfarben und Stimmungen kann eine Orgel alles – sogar ein ganzes Orchester ersetzen. Das Image der Orgel jedoch, ist so verstaubt wie die Geschichte die sie verbirgt – zu Unrecht jedoch, wie wir finden, deshalb hat sich die WOCHE auf die Suche nach Menschen in der Region gemacht, die noch Orgel spielen können und sie gefragt, was dieses Instrument so einzigartig macht.

Vielseitige Teufelssackpfeife

Haben Sie gewusst, dass eine einzige Orgel über 3.000 Pfeifen in ihrem Korpus beherbergt? Und dass man auf diesem Klavier-ähnlichen Monstrum von Instrument mit beiden Händen sowie Füßen spielt – damit können Klangerlebnisse von laut bis leise erzeugt werden, mit Holz- und Metall-Pfeifen, die konisch, eckig, bauchig oder rund sein können. Und so vielfältig wie die Pfeifen aussehen, klingt auch der Ton, den sie erzeugen. Oder dass es früher eigene Balktreter (sogenannte Kalkanten) gegeben hat, die den Wind zur Betätigung der Orgel erst händisch erzeugen mussten – sowie Registranten zum Register ziehen? Zu den Anfänger der Orgel waren noch viele Helfer notwendig, damit man überhaupt einmal üben konnte.
Die ersten Fragmente der Orgel-Vorläufer stammen aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. In Europa taucht die Orgel dann im 7./8. Jahrhundert auf – entstanden als Unterhaltungsinstrument bei Großveranstaltungen wie einem Gladiatorenkampf im Kolosseum in Rom. In der Kirche hat sie ihren fixen Platz erst viel später bekommen, als Vorzeige- oder Prestigeobjekt von Königen, die mit diesem hochkomplexen Instrument angeben wollten. Von Luther wohl aufgrund der Komplexität schon als "Teufelssackpfeife" bezeichnet, wird die Orgel heute leider kaum noch als Instrument in der Musikschule gewählt, dabei hat sie so viel zu bieten – und wer sie einmal beherrscht, kann nur noch für sie schwärmen.

Unterschiedlich groß, aus Metall oder Holz, und in unterschiedlichen Formen reihen sich hier über 3.000 Orgelpfeifen im Inneren des Korpus der Gleisdorfer Orgel aneinander. | Foto: NdC
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Liebhaber der Orgel im Bezirk

Aber wer weiß sowas heute eigentlich noch? Und wer beherrscht dieses außergewöhnliche Instrument heutzutage? Überraschend viele im Bezirk Weiz. Denn neben dem Obmann des Vereins Principal (Verein der Orgelfreunde mit Sitz in Anger), Josef Hofer, sind vor allem drei Frauen federführende Orgelspielerinnen im Bezirk: Andrea Waldeck, Musikschullehrerin aus Weiz, Maria Suntinger, Organistin in Gleisdorf, und Valentina Longo, Organistin am Weizberg.

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Die Orgel spielen lernen

Wie man Orgelspielen lernt, das weiß Andrea Waldeck, Musikschullehrerin in Weiz, die sich erst an der Musikuniversität in die Orgel verliebt hat. Denn neben ihrem Hauptfach Klavier, hat sie mit der Orgel als Nebenfach angefangen die Welt der Musik besser kennenzulernen. "Orgel und Klavier haben die gleiche Tastatur, nur dass die Orgel ein hochkomplexes Instrument ist und bis zu sechs Manuale haben kann. Zusätzlich werden auch noch mit den Füßen Melodien gespielt", erzählt Andrea Waldeck. Wer die Orgel spielen möchte, für den ist es empfehlenswert vorher Klavier zu spielen, denn dann ist es um einiges leichter, weiß die Musikschullehrerin. Drei Zeilen gleichzeitig lesen und spielen können, muss schon gelernt sein.
Momentan unterrichtet Waldeck zwei Schüler auf der Orgel. Ihr Rat für Orgel-Interessierte: "Prinzipiell gilt, wie bei jedem anderen Instrument auch, regelmäßig zu Üben. Dabei hat jedes Instrument andere Schwierigkeiten, wie z.B. die Tonbildung bei der Geige, ist die Schwierigkeit der Orgel ihre Komplexität." Und dazu gleicht keine Orgel auf der Welt einer anderen, alle sind unterschiedlich, haben andere Register und sind auf den jeweiligen Kirchenraum abgestimmt – damit ist auch nicht jedes Stück auf jeder Orgel spielbar. "So wie man Goethe gelesen haben muss, muss man auch einmal Beethoven spielen können, um die großen Errungenschaften er Menschheit erfassen zu können", so die Orgel-Liebhaberin. "Die Vielfalt ist das, was mir so gut an diesem Instrument gefällt. Dabei gefallen mir persönlich die französischen Orgeln von der Klangwelt her am besten, mit den dazugehörigen Komponisten und der Literatur", schwärmt Waldeck.

Orgel-Koyphäe in Gleisdorf

In Gleisdorf ist Maria Suntinger die Koryphäe auf der Orgel. Die 3.000 Pfeifen und 40 verschiedenen Register (bzw. Pfeifenfamilien) haben es der 32-Jährigen angetan. "Die Kombinationen machen dieses Instrument so spannend. Kein anderes Instrument ist gleichzeitig so riesig und spannend und verbindet laut und leise", so Maria Suntinger. Sie erklärt uns, dass jeder Ton von jedem Register unterschiedlich klingt, je nach Größe, Form, Material oder Metall-Legierung der Pfeifen. Die Orgel in der Gleisdorfer Kirche ist auch die weltweit erste Orgel mit einem Klapotetz-Register. Weitere Spielereien sind beispielsweise der Rossignol, der klingt wie das Zwitschern eines Vogels, oder der Zimbelstern, der mit seinem Glockenspiel besonders zu Weihnachten gefragt ist. Die studierte Kirchenmusikerin ist hauptberuflich in der Kirche angestellt und spielt seit ihrem 15. Lebensjahr Orgel, wofür sie auch fleißig geübt hat – 6 Stunden täglich. "Das macht man nur für die Menschen, die man mit dieser Musik bewegen und tief berühren kann", erzählt sie von vielen schönen Momenten. Und: "Es gibt nichts, was man auf einer Orgel nicht spielen kann, von Jazz, über Operetten, Klassik bis hin zu Modernen-Stücken." Das Besondere daran:  "Orgel spielen ist wie Oldtimer fahren. Diese Instrumente haben alle eine eigene Seele und liegen dir wirklich am Herzen."

Hier kann man selbst ein Orgelkundliches Klangerlebnis in der Oststeiermark erleben!

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