Kulturpolitik
Funkenflug X

- hochgeladen von martin krusche
Wenn schon, dann aber! Also lautet eines der dominanten Themen bisheriger Kulturkonferenzen in den Regionen: „Vernetzung! Vernetzung! Vernetzung!“ Und: „Vernetzung!“ Ah ja, und: „Mehr Geld!“ Gut. Was wissen wir jetzt? Daß Kunst- und Kulturschaffende mehr Vernetzung und mehr Geld begrüßen würden.
Dafür hätten wir freilich keine Konferenzen gebraucht. Das hätte sich mit einem vergilbten Notizheft aus dem Jahr 1985 klären lassen. Legen wir noch ein paar Studien zur sozialen Lage der KünstlerInnen in Österreich drauf. Fehlt was?
Mehr Vernetzung und mehr Geld kann ich also jetzt blind in die nächsten zehn, 15 Jahre fortschreiben, das wird immer passen. Aber! Weshalb ist das mit der Vernetzung bisher nie so richtig in die Gänge gekommen? Sagen wir einmal: ab dem Jahr 2000, denn da waren die sogenannten „Neuen Medien“ längst verfügbar und erschwinglich.
Mailinglisten, Special Interest Groups, Chatrooms, das eine oder andere Wiki. Dazu virtuelle Landkarten mit allerhand Einträgen, der Steiermark-Server des Landes, der Kulturserver mur.at, das Medienkunstlabor, es hat also wenigstens 20 Jahre nicht an wohlfeilen Werkzeugen gefehlt. Es gibt sie nach wie vor.
Was haben wir und was fehlt?
Dieser Tage hieß es übrigens via „Kulturpost 06 / 2022“ gerade erst: „Relaunch des Kulturportals“. Nein, an diesen Zusammenhängen kann es nicht liegen. Was helfen mir die bestens geölten Werkzeuge, die geschliffenen Bestecke, die Anfälle von Tatendrang und Zuversicht, falls das Wichtigste fehlen sollte?
Was könnte das nun sein, „Das Wichtigste“? Ich erlaube mir ein paar Hinweise:
+) Konkretes Interessen an dem, was andere Kulturschaffende vorhaben und tun.
+) Die grundsätzliche Bereitschaft zur Kooperation, also die Neigung, auch Interessen anderer Leute wahrzunehmen und zu berücksichtigen.
+) Der Wille zu kooperieren; wenigstens abschnittweise.
+) Die Bereitschaft zu sanften Erfahrungsschritten im bereichs- und ressortübergreifenden Arbeiten, ohne dabei strukturell Schwächere niederzurennen.
Falls das nicht in einem Mindestmaß gegeben ist, brauche ich keine Budgets und keine Werkzeuge zur Vernetzung. Falls das aber gegeben ist, hätte sich schon etwas davon zeigen können, bevor neue Budgets und neue Werkzeuge zur Vernetzung greifbar würden.
Ich bitte nun um zweckdienliche Hinweise, wo sowas stattfindet, und zwar in wenigstens annähernd der Vernetzungsqualität, wie ich sie bei Blaskapellen, Museen oder beim außerberuflichen Theater finden kann.
Gibt’s das? Schaffen wir in der Steiermark wenigstens fünf aktuelle Beispiele? (Ich bitte um nützliche Hinweise!) Falls nicht, sollte der verfügbare Prioritätenkatalog vielleicht erst einmal überarbeitet werden.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.