Interview
Arbeiterkammer sieht auf das Vorjahr und die Corona-Krise zurück

Michaela Engelmann (li) und Daniela Praßl (re) kümmern sich in Weiz um die Fragen der Arbeitnehmer. | Foto: KK
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Die Drähte zu den Experten der Arbeiterkammer Weiz liefen heiß. Mehr als 4.300 Rechtsauskünfte wurden im Vorjahr erteilt, 207.500 Euro erkämpft. Aber Corona stellte sie auch heuer vor große Herausforderungen.

Die überdurchschnittlich hohe Zahl an Arbeitskräfteüberlassern im Bezirk Weiz spiegelte sich 2019 auch in der Beratungstätigkeit der AK-Außenstelle wider, berichtet Leiter Elmar Tuttinger: "Während steiermarkweit das Gastgewerbe an der Spitze der arbeitsrechtlichen Problembranchen steht, liegt in Weiz die Arbeitskräfteüberlassung Kopf an Kopf mit dem Gastgewerbe“.
Er berichtet, dass sich die Tendenz des Vorjahres fortsetzt: "In Sozialrechtsfragen wird versucht beim Pflegegeld zu geizen. Oft sind wir mit Fällen konfrontiert, in denen der Anspruch auf Pflegegeld gleich um zwei oder mehr Stufen gekürzt werden soll."

Bilanz der AK-Außenstelle Weiz 2019 

Von insgesamt 4.313 Rechtsauskünften im Jahr 2019 waren 3.013  davon Rechtsauskünfte zum Thema "Arbeitsrecht". 55 Akte wurden zur Klagsführung weitergeleitet und 134 Akte der Sparte "Sozialrecht". Dabei konnten für die Arbeiterkammer-Mitglieder insgesamt 207.500 Euro an Vertretungserfolgen eingefahren werden, davon 179.700 Euro  Arbeitsrecht und 27.800 Euro Konsumentenschutz.
Für AK-Präsident Josef Pesserl sind die Außenstellen ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Arbeiterkammer: „Insbesondere in der Kernkompetenz Arbeitsrecht spielen die Außenstellen eine wichtige Rolle. Von steiermarkweit 12,4 Millionen Vertretungserfolg holten die Außenstellen 5,2 Millionen herein. Als Bindeglied zu den Mitgliedern in den Regionen seien die 13 Außenstellen der steirischen Arbeiterkammer unverzichtbar", so der AK-Präsident.

Interview 

Was hat die Weizer besonders beschäftigt? Die WOCHE hat bei AK-Außenstellenleiter Elmar Tuttiner nachgefragt: 
WOCHE: Welche Anliegen haben die Weizer im Vorjahr besonders beschäftigt? 
ELMAR TUTTINGER: "Letztes Jahr gab es steigende Zahlen in Arbeitsrecht, Konsumentenschutz und Sozialrecht. Die Hauptthemen dabei waren das Pflegegeld und abgelehnte Pensionsanträge, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Hier Klagen wir für unsere Mitglieder.
Im Jahr 2019 wurden hauptsächlich Fragen zum Arbeitsrecht bei Beendigungsansprüchen gestellt, wie beispielsweise offene Urlaubstage oder Mehrarbeit abgegolten wird. Ein hilfreiches Tool dabei ist der 'Arbeitszeitrechner online', den es auch fürs Handy gibt. Wichtig sind jedoch immer die Aufzeichnungen der Mitglieder selbst, das geht auch auf Papier."

Was sticht im Bezirk Weiz heraus?
"Steiermarkweit ist normalerweise das Gastgewerbe führend in Anfragen bei der AK, danach die Arbeitskraftüberlasser und dann der Handel. Bei uns in Weiz gibt es eine hohe Zahl an Arbeitskräfteüberlassern, also Leiharbeitern, durch die hohe Industrie."

Was waren die größten Herausforderungen für die AK-Mitarbeiter in der Corona-Zeit? 
"Die Anfragen per Telefon und E-Mail haben sich Mitte März nahezu verzehnfacht. Was nicht überraschend war. Wir standen vor einer riesigen Herausforderung und alles musste sehr schnell gehen. Die Telefonberatung wurde in dieser Zeit steiermarkweit von 8 Personen auf etwa 50 aufgestockt. Es wurde großer persönlicher Einsatz von jedem gefordert. Auch unsere Mitarbeiter waren von fehlender Kinderbetreuung betroffen."

Welche Anliegen hatten die Menschen im Bezirk während der letzten Monate?
"Die erste Wahrnehmung der letzten Monate ist, es ging in erster Linie ging es um Auflösungsverfahren. In der ersten Phase der Krise mussten viele Betriebe Mitarbeiter entlassen, danach ging es um die Lösung der Kurzarbeit. Dies war sehr herausfordernd und schwierig, da das Modell permanent überarbeitet wurde. Es gab natürlich ein klassisches Kurzarbeitsmodell, aber das musste völlig neu erstellt werden. So entstanden bei Arbeitgeber und -nehmer viele Fragen.
Aber es gab ein großes Entgegenkommen der Arbeitgeber zu den Arbeitnehmern, das hat man gespürt. Und es gab auch viel Verständnis von den Arbeitnehmern gegenüber ihren Arbeitgebern."

Wie konnte die Arbeiterkammer da helfen?
"Wir haben versucht so gut als möglich die Rechte unserer Mitglieder zu wahren. Der schlimmste Fall war immer der Arbeitsplatzverlust. Da haben wir versucht die Betriebe zur Kurzarbeit zu überreden."

Wie sieht die Lage jetzt aus? 
"In den letzten Monaten und Wochen hat es drei Phasen gegeben: Zuerst gab es die Phase des massiven Arbeitsplatzverlustes. Dann war die Welle der Auflösungen vorbei und viele haben die Kurzarbeit angenommen. Nun sind wir in der dritten Phase. Da geht es vorwiegend um Fragen zur Abrechnung der Kurzarbeit. 'Stimmt meine Bezahlung?' Das ist ein ganz normaler Lauf."

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