Corona-Minilabore made in Weiz sollen in 15 Minuten Testergebnisse liefern
Wissenschafter in Weiz arbeiten auf Hochtouren an Folien-Chips für günstigere (Corona-)Schnelltests.
Das Materials-Institut von Joanneum Research in Weiz ist bekannt für seine exzellente Forschungsarbeit. Im April dieses Jahres fiel der Startschuss für das EU-Projekt "NextGenMicrofluidics", das sich über eine Laufzeit von vier Jahren erstreckt. In diesem Projekt forscht das federführende Wissenschafter-Team rund um Projektleiter Martin Smolka an der nächsten Generation von sogenannten mikrofluidischen Lab-on-a-Chip-Systemen. Konkret geht es um die Entwicklung von Chip-Laboren für die medizinische Schnelldiagnostik, die – alternativ zum Zentrallabor – präzise Testergebnisse liefern sollen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie liegt aktuell ein großes Augenmerk auf der raschen und kostengünstigen Entwicklung von Folien-Chips für Corona-Tests. Diese könnten binnen 15 Minuten genaue Ergebnisse bringen und Labore entlasten.
Funktionelle Tests am Laufen
Obwohl es bereits erste Funktionsmodelle gibt und funktionelle Tests laufen, wird es noch länger als ein Jahr dauern, bis das Verfahren tatsächlich einsatzbereit ist. Sowohl von Antikörper- als auch Antigentests ist die Rede. Dazu wird vom Getesteten eine Blutprobe bzw. ein Rachenabstrich auf eine Folie gegeben. In diese Folie sind Mikrokanäle und Mikroreaktionskammern eingeprägt. Auf dem aus der Folie produzierten Analysechip sind je nachdem künstliche Viren oder Antikörper aufgebracht. Der Chip landet dann in einem mobilen Analysegerät und wird mit Chemikalien behandelt. Ein Lichtsignal an bestimmten Stellen gibt in weiterer Folge Auskunft über ein positives oder negatives Testergebnis.
Tausende Chips pro Stunde
In der Regel besteht ein Chip bislang aus einem Spritzgussgehäuse samt Analysestreifen. Das macht ihn in der Herstellung aufwendiger und teurer. Mit den Folien-Chips, die einen geringeren Materialeinsatz aufweisen, soll sich das ändern! Dadurch kann nicht nur kostengünstiger, sondern auch rascher produziert werden. Hat man beispielsweise an einem Tag noch 250 Mikrofluidik-Chips für Antikörpertests produziert, könnten in naher Zukunft mehrere tausende Chips pro Stunde hergestellt werden – eine Errungenschaft, an der das Team in Weiz mit voller Motivation forscht und arbeitet.
Tests in Arztpraxen und Firmen
Laut Materials-Institutsdirektor Paul Hartmann würden Testkits zwischen zehn und 20 Euro kosten. Vorstellbar ist es, dass beispielsweise Arztpraxen, Apotheken oder auch Betriebe mithilfe von Analysegeräten solche Tests vor Ort anbieten. Eine Einschulung würde reichen, damit ein Mitarbeiter die Tests durchführen kann.
Projektinfos
Forschung ist Teil des EU-Projekts
"NextGenMicrofluidics"
Projektstart: April 2020
Laufzeit: vier Jahre
Fördersumme: 15 Millionen Euro
Anzahl Projektpartner: 21 aus acht Europäischen Ländern
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