Schwerpunkt Lehre

Mit Lehrberuf einen interessanten Karriereweg starten

Wie geht es nach der Schule weiter? Kann ich mit 35 etwas komplett anderes machen, als bisher? Kann ich mit 45 noch einmal neu durchstarten? Diese und viele andere Fragen stellen sich viele Menschen. Mit Berufsorientierung kann man herausfinden, wo Stärken liegen und auch welche Möglichkeiten es gibt. Vielleicht auch in einem Lehrberuf den man bisher noch garnicht im Auge hatte.

WEIZ. Ein Schüler, der mit 14 Jahren entscheiden muss, wie es schulisch weitergeht. Eine junge Frau, die sich nach der Matura fragt, ob sie direkt in die Arbeitswelt einsteigen oder doch besser noch ein Studium absolvieren soll. Ein 35-Jähriger, der seit Langem darauf wartet, dass sich der Job, den er seit drei Jahren macht, "richtig" anfühlt. Berufsorientierung könne einem in den unterschiedlichsten Phasen des Lebens begegnen, ist Sonja Gölz, Regionale Koordination der Bildungs- und Berufsorientierung beim Regionalmanagement Obersteiermark Ost, überzeugt.

"Ich glaube man kann das nicht so festmachen im Sinne von 'jetzt bist du 14, jetzt machst du Berufsorientierung', sondern das kann ein Erlebnis aus der Kindheit sein, ein Zusammentreffen mit einem Beruf, wenn man ein junger Mensch ist oder man erkennt erst relativ spät, wie man Interessen in einen Beruf umwandeln kann – kurz: Berufsorientierung kann einem immer passieren", so Sonja Gölz, Regionalmanagement Obersteiermark Ost

So findet man den Traumberuf

Doch es gebe noch weitere Möglichkeiten, Berufsorientierung zu erfahren, weiß Gölz. Dies kann etwa im Rahmen des Berufsorientierungsunterrichts in der Schule, durch den Besuch von Beratungsstellen in der Region oder durch die zahlreichen Berufsmessen geschehen.

Eltern rät Gölz dazu, die eigenen Kinder ausprobieren zu lassen und sie dabei zu unterstützen, Beratungsangebote, Infoabende, Bildungsmessen und berufspraktische Tage – kurz, die vielen Angebote, die es im Bereich der Berufsorientierung gebe, in Anspruch zu nehmen.

Schlussendlich sei es für Aus- und Weiterbildung nie zu spät. "Es gibt auch für Erwachsene die Möglichkeit, sich umschulen zu lassen oder, wenn man beispielsweise eine Ausbildung nicht fertig gemacht hat, Förderungen in Anspruch zu nehmen, um dies nachzuholen", so die Expertin. "Es gibt immer eine Lösung", ist Gölz überzeugt.

Mit einer Lehre punkten

Die heimischen Betriebe haben auch 2023 wieder zahlreiche Lehrlinge ausgebildet und würden sogar noch deutlich mehr Lehrlinge einstellen, wenn sie genügend Bewerbungen hätten. Die Lehre mit Matura oder eine Doppellehre in aussichtsreichen Berufen ist für angehende Schlüsselfachkräfte interessant und bietet einen enormen Mehrwert. Die Lehrlinge erhalten nicht nur einen vollwertigen Lehrberuf, sondern können in Kombination die Berufsreife oder einen weiteren gleichwertigen Beruf erlangen.

Bevorzugte Lehrberufe

Laut einer WKO Steiermark-Statistik waren in den letzten Jahren folgende Lehrberufe besonders begehrt: Metalltechnik, Einzelhandel, Elektrotechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Installations- und Gebäudetechnik, Bürokaufmann/Bürokauffrau, Mechatronik, Tischlerei, Koch/Köchin sowie Friseur/Friseurin.

Geschlechtertendenzen

Tendenziell lässt sich anhand der Statistiken ablesen, dass sich die meisten weiblichen Lehrlinge derzeit in Einzelhandelsausbildungen befinden, gefolgt von den Lehrberufen Bürokauffrau und Friseurin beziehungsweise Stylistin. Die männlichen Lehrlinge entscheiden sich am häufigsten für die Metalltechnik, dicht gefolgt von der Elektrotechnik. Kraftfahrzeugtechnik und Installations- und Gebäudetechnik sind auch beliebte Berufe bei den Burschen, wohingegen der Beruf zum Koch von den männlichen Lehrlingen am wenigsten ergriffen wird.

Nach wie vor wachsen junge Menschen mit gängigen Rollenbildern auf, die sie oft (unbewusst) in der Berufswahl beeinflussen. Viele junge Frauen können sich schlichtweg nicht vorstellen, einen technischen Beruf zu ergreifen, weil sie oftmals nicht wissen, wo ihre Stärken liegen. Hinzu kommt, dass gerade bei der Berufswahl Vorbilder fehlen, die weibliche Fachkräfte gezielt fördern und fordern.

MINT-Berufe mit Jobgarantie

Es gibt bereits viele Initiativen, die Mädchen für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) begeistern sollen. Nicht nur bei der Lehre, auch bei der Studienwahl schreiben sich vermehrt Männer für die MINT-Fächer ein, während Frauen eher künstlerische oder gesundheitswissenschaftliche Fächer bevorzugen. Dies hat Auswirkungen auf die Jobgarantie und auch auf das Einkommen. Frauen wählen systemrelevante Berufe, die im Vergleich zu Männern aber weniger gut bezahlt sind. Zwar hat sich schon einiges geändert, laut WKO sind Frauen in technischen Berufen trotzdem noch unterrepräsentiert. Auch Betriebe sind gefordert, in der Praxis positive Vorbilder zu sein, um mehr Mädchen für MINT-Fächer zu motivieren.

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