Sommergespräch im Bezirk: (K)eine Flucht mehr in die Lehre
Wer arbeitet, gut integriert ist, niemandem einen Job wegnimmt und noch dazu Steuern zahlt, solle sogar über alle Parteien hinweg in Österreich und am Arbeitsmarkt willkommen sein, so die einstimmige Meinung der Teilnehmer des Sommergespräches. Doch die Realität im Land sieht anders aus.
Fünf Betriebe aus dem Bezirk diskutierten mit der WOCHE, der Wirtschaftskammer, dem Arbeitsmarktservice, einem betroffenen Flüchtling und dem Verein "Miteinand im Almenland" über die Herausforderungen am Arbeitsmarkt und die mögliche Lösung fremdländische Arbeitskräfte betreffend. Immer wieder kommt es aber vor, dass gut integrierte und ausgebildete Arbeitskräfte mitten in der Lehre oder kurz danach einen Abschiebe-Bescheid erhalten und somit womöglich für den investierenden Betrieb nicht mehr verfügbar sind.
Positive Stimmung
Die Stimmung in den Firmen ist nämlich an sich sehr positiv, lediglich die Abstimmung untereinander, was etwaige Ausbildungshilfen anbelangt, müsse man verbessern, so Andreas Schlemmer von der Wirtschaftskammer. Das Alter der jungen Menschen, die geflüchtet sind, sorgt für mehr Selbstständigkeit und eine schnellere Auffassungsgabe. Rund zehn Betriebe im Bezirk haben ein Lehrverhältnis mit Asylwerbern bis zu 25 Jahren und sind teilweise eher durch Zufall bzw. durch das Engagement Ehrenamtlicher fündig geworden. Mit regelmäßigem Austausch könne man voneinander lernen, Fehlern vorbeugen und mehr von der Beschäftigung profitieren, ist sich die Gesprächsrunde sicher.
Nachgefragt: Erfahrungen aus der Wirtschaft
Anneliese Reith, Kaufhaus Reisinger: Unser Lehrling kommt aus Syrien und arbeitet seit zwei Jahren im Frischmarkt. Er hat sich sehr gut integriert und hat auch die Berufsschule positiv abschlossen. Mit seinen 23 Jahren ist er für jede Tätigkeit einsetzbar und sehr beliebt bei den Damen im Lebensmittelgeschäft.
Gertrude Putzl, Strobl Bau - Holzbau: Unter unseren 22 Lehrlingen haben wir seit einem Jahr einen Asylwerber, der seit 2015 in Österreich lebt. Er kommt aus dem Irak und ist 25 Jahre alt und hat das erste Berufsschuljahr tadellos abgeschlossen. Die Integration war nicht einfach und brauchte ein wenig Unterstützung.
Sandra Bergling, Fliesen Bergling: Wir hatten bisher schon zwei Asylwerber beschäftigt: einen Hilfsarbeiter, von dem wir uns aber getrennt haben, und aktuell einen Fliesenlegerlehrling, mit dem wir sehr zufrieden sind. Leider hat dieser jedoch vor einigen Tagen einen negativen Asylbescheid bekommen.
Paul Wachmann, Bäckerei Wachmann: Auch wir haben schon mit zwei Asylwerbern Erfahrungen gemacht. Unser aktueller Lehrling ist seit einem Jahr im Betrieb, ist sehr verlässlich, sehr pünktlich und überaus zuvorkommend. Lediglich der Berufsschulstart war wegen der Sprachkenntnisse etwas verfrüht.
Andrea Windisch, Kfz-Werkstätte & Teichwirt: Wir haben im Kfz-Betrieb meines Mannes einen und bei meinem Bruder auf der Teichalm beim Teichwirt zwei asylwerbende Lehrlinge. Vor allem im Service war das anfangs sprachlich sehr schwierig, doch durch enormen Willen und ihr Bemühen sind sie bei den Gästen sehr beliebt.
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