Zum 95. Geburtstag
Helmut Qualtinger bleibt in Wien unvergessen
Helmut Qualtinger hätte am 8. Oktober seinen 95. Geburtstag gefeiert. Der provokante Künstler, der der österreichischen Nachkriegsgesellschaft immer wieder den Spiegel vorhielt, ging als Legende in die heimische Kabarettszene ein.
WIEN. Helmut Qualtinger war ein Wiener Original wie kaum ein Zweiter. "Österreich ist ein Labyrinth, in dem sich jeder auskennt", ist nur eines seiner bekanntesten Zitate. Als stets polarisierender heimischer Künstler gilt er als Legende, weit über die Kabarett- und Schauspielszene hinaus. Am 8. Oktober wäre Qualtinger oder "Quasi", wie ihn seine Freundinnen und Freunde nannten, 95 Jahre alt geworden.
Im Jahr 1928 kam Qualtinger in der Landstraße als Sohn eines Gymnasiumslehrers und einer Hausfrau zur Welt. Sein Vater war überzeugter Nationalsozialist, eine Thematik, die sich später auch zentral in Form einer künstlerischen Auseinandersetzung seitens Qualtingers finden sollte.
Vom Journalist zum Kabarettist
Bereits im Jahr 1944 gründete der jugendliche Qualtinger sein erstes Theater. Das erste Mal in der Öffentlichkeit stand er im Mai 1945, also kurz nach dem Ende des Krieges in Österreich. Prompt wurde er damals von den sowjetischen Besatzern inhaftiert. Als selbst ernannter Kulturkommissar wollte er mit einem Sowjetstern ausgestattet eine Villa für eine Theatergründung beschlagnahmen.
Qualtinger war nach dem Krieg als Journalist tätig, begann jedoch bald seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Penzing. Sein erstes Theaterstück setzte sich 1949 mit der österreichischen Nachkriegsjugend auseinander. Es sorgte für große Aufregungen. Später folgten Kabarettstücke mit dem sogenannten "namenlosen Ensemble", unter anderem mit Georg Kreisler. Berühmt ist Qualtinger für seine „Travnicek-Dialoge“ zusammen mit Gerhard Bronner.
Weite Bekanntheit mit "Herr Karl" Monolog
Als wohl bekannteste Rolle Qualtingers gilt "Der Herr Karl". Die Rolle wurde gemeinsam mit Carl Merz verfasst und behandelt einen auf den ersten Blick durchschnittlichen Normalbürger in einem Feinkostgeschäft. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch bei der Figur - die sowohl mit Qualtinger besetzt verfilmt, als auch auf Theaterbühnen aufgeführt wurde - um einen Opportunisten und den klassischen österreichischen "Mitläufer" in der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit.
Erfolgreich war Qualtinger auch mit seinen Lesetouren. Er las aus selbstverfassten Texten, aber auch etwa aus Adolf Hitlers "Mein Kampf". Hinzu kam satirisches Liedgut, wie "Der Papa wird's scho richten" oder „Der g’schupfte Ferdl“. Auch in Film- und Fernsehrollen war Qualtinger bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1986 zu sehen. Etwa als der Mönch Remigio da Varagine in "Der Name der Rose" an der Seite von Sean Connery.
Auf Grund einer alkoholbedingten Leberzirrhose starb der Satiriker am 29. September 1986 im Alter von 57 Jahren. Aus Wien wegzudenken ist der Name Qualtingers nicht. So trägt der Gemeindebau in Döbling, in dem er von 1960 bis 1975 wohnte, heute den Namen: Helmut-Qualtinger-Hof. Im Stadtteil St. Marx in der Landstraße wurde 2002 die Helmut-Qualtinger-Gasse nach ihm benannt.
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