Wohnung in Wien angezündet
91-Jährige wegen Mord an Ehemann angeklagt
Bei einem Brand in einer Simmeringer Wohnung kam im vergangenen Juli ein 93-jähriger Mann ums Leben – seine Ehefrau (91) soll den Brand gelegt haben. Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen die Frau Anklage wegen Mordes und Brandstiftung erhoben.
WIEN. Ein tragischer Brand hatte sich in der Nacht auf den 21. Juli 2022 in einer Wohnung eines hochbetagten Ehepaares in Simmering zugetragen. Die alarmierte Feuerwehr konnte zwar noch die 91-jährige Frau, die sich auf dem Balkon befand, retten, doch für den pflegebedürftigen, 93-jährigen Ehemann, der in der Wohnung lag, kam jede Hilfe zu spät.
Schon damals kam der Verdacht auf, dass die Gerettete mit Absicht den Brand gelegt hatte – am selben Tag wurde die Frau wegen Verdacht auf Mordversuch festgenommen – die BezirksZeitung berichtete:
Jetzt ist die Causa ein Fall fürs Wiener Landesgericht für Strafsachen, denn die Wiener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die 91-Jährige erhoben – einerseits wegen Brandstiftung, andererseits wegen Mord.
Ehemann schwer krank und bettlägerig
Wie die Sprecherin des Landesgerichts für Strafsachen, Christina Salzborn, auf "APA"-Anfrage mitteilte, muss sich die Frau bereits am 17. Februar vor einem Schwurgericht verantworten, weil sie aus Überforderung mit ihrer Lebenssituation in ihrer Wohnung im 11. Bezirk Feuer gelegt haben soll. Laut Anklage hatte der Verstorbene seit 2019 die Wohnung nicht mehr verlassen und litt an Demenz.
Die Vermutung: die hochbetagte Frau dürfte mit den Umständen nicht mehr zurechtgekommen sein und in ihrer Verzweiflung beschlossen haben, diesem Leben ein Ende zu setzen. Aus einem Nachbericht geht hervor, dass die 91-Jährige in der Nacht auf den 21. Juli Kleider und Toilettenpapier zu einem Haufen zusammengelegte, diesen mit Wundbenzin übergoss und ihn anzündete. In der Küche drehte sie auch noch das Gas auf – der Versuch, damit eine Explosion herbeizuführen, ließ sich allerdings nicht umsetzen, heißt es weiter.
"In selbstmörderischer Absicht gehandelt"
Allerdings entwickelte sich aus dem im Wohnzimmer angezündeten Kleiderhaufen ein Vollbrand, als die Frau die Balkontür öffnete. Die plötzliche Sauerstoffkonzentration ließ die Flammen in kürzester Zeit in die Höhe schnellen. Die 91-Jährige, die aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden in selbstmörderischer Absicht gehandelt haben dürfte und ihren Ehemann wohl mit in den Tod nehmen wollte, traute sich nicht mehr zurück in die Wohnung.
Sie flüchtete auf den Balkon, von dem sie von der Feuerwehr mittels einer Drehleiter gerettet wurde. Für den bettlägerigen Ehemann kam jede Hilfe zu spät. Der 93-Jährige starb dem Obduktionsgutachten zufolge an einer Rauchgasvergiftung.
Hier gibt es rund um die Uhr Hilfe
Wenn du selbst Hilfe benötigst oder jemanden kennst, der Suizidgedanken hat, wende dich bitte umgehend an diese Stellen:
- Telefonseelsorge
Tel.: 142, täglich 0–24 Uhr - Kriseninterventionszentrum Wien
Tel.: 01/406 95 95, Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
www.kriseninterventionszentrum.at - Sozialpsychiatrischer Notdienst
Tel.: 01/313 30, täglich 0–24 Uhr
www.psd-wien.at
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