U-Bahn
Erste Fahrt - der X-Wagen ist ab sofort in Wien unterwegs
Am Freitag war es so weit: Die erste Garnitur des X-Wagen, der neuesten Art unter den U-Bahnzügen der Wiener Linien, fuhr zu seiner ersten Fahrt aus. Ab sofort ist die erste Garnitur regulär im U-Bahn-Netz unterwegs. Die weiteren bestellten Züge dieser Art werden laufend in den Linienbetrieb aufgenommen.
WIEN. Eigentlich ist es bei der U2-Station Stadion nur recht voll, wenn in der benachbarten Sportstätte gerade ein Match der Nationalmannschaft beendet ist oder wenn die Menschen mit den Öffis zu Konzerten pilgern. Aber am Freitag, 16. Juni, war der Zwischenbahnsteig brechend voll mit Medienleuten. Denn die Wiener Linien luden zur ersten Ausfahrt ihrer neuesten Anschaffung ein.
Ab diesem Freitag, 16. Juni, ist die erste Generation des sogenannten X-Wagens regulär unterwegs. Zur allerersten Ausfahrt mit Publikum kam Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) genauso wie Wiener Linien-Geschäftsführerin Gudrun Senk und ein hochrangiger Vertreter jener Firma, die das neue Modell entwickelt und zusammengebaut hat: Albrecht Neumann, Leiter der Abteilung Schienenfahrzeuge bei Siemens Mobility.
Vom Stadion aus ging die Fahrt zunächst nur mit dem Pressetross beladen zum Betriebsbahnhof Erdberg. Von dort aus trat der X-Wagen seine erste Fahrt für reguläre Fahrgäste auf der Linie U3 Richtung Ottakring an. Die Tür ging in der Station Erdberg mit einem Blinklichtsignal und Piepton auf. Und schon betraten die ersten Passagiere den noch jungfräulichen X-Wagen.
Einige waren durchaus verblüfft, rechneten sie doch wohl nicht damit, dass hier am Weg zur Arbeit und Co. plötzlich eine neue U-Bahnwagen-Type einfährt. Aber Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) begrüßte und beruhigte die Gäste per Tonbandaufnahme: "Kommt Ihnen heute auch irgendetwas anders vor? Sie fahren mit unserer neuen U-Bahn - dem neuen X-Wagen!".
928 Plätze und neues Infosystem
Und ja, hier ist einiges anders als in den alten Garnituren. Optisch fallen natürlich die roten und blauen Holzsitze auf. Auffallend ebenso die gekennzeichneten Plätze für Menschen im Rollstuhl und die Klappsesseln in der Nähe zu den Türen. Dadurch gibt es auch mehr Raum für Stehplätze. So können die neuen Garnituren bis zu 928 Passagiere pro Zug mitnehmen.
Ein weiteres optisches Merkmal ist das neue Informationssystem. Es soll "weltweit einzigartig" sein, betonen die Verantwortlichen unisono bei dieser Fahrt. Wo man sonst den Fahrplan über der Tür vorfindet, ist jetzt ein Display. Dieser zeigt sehr wohl noch den Linienplan an - jedoch digital. So wird beim Einfahren in die Station präsentiert, wo sich beim Aussteigen die nächste Rolltreppe oder der nächste Lift befindet.
Aber auch in welche Richtung man zu den Anschlusslinien gehen muss. Und - eine kleine Spielerei, aber wieso nicht - während der Fahrt symbolisieren bewegende Punkte auf der Linie, zwischen welchen Stationen sich der Zug gerade bewegt.
Senk von den Wiener Linien freut sich über den X-Wagen wie manch anderer beim ersten Einsteigen in den gerade gekauften Neuwagen: „Das ist ein Meilenstein für die Wiener Linien aber auch für die Fahrgäste. Dieses Modell ist ein Meilenstein für alle und weiterer Anreiz, um das Auto stehenzulassen und klimafreundlich unterwegs zu sein. Wir haben hier ein technisch höchst ausgeprägtes Fahrzeug, welches auch nachhaltig gebaut ist." So besteht der neue X-Wagen aus 90 Prozent recyclebarem Material. Nach der Betriebszeit - diese wird mit mindestens 40 Jahren angesetzt - kann der Großteil des Fahrzeugs wiederverwertet werden.
"Es braucht Mut für so etwas"
Wirtschaftsstadtrat Hanke betont auch die großen Vorzüge der neuen Anschaffung in puncto Wirtschaftsstandort Wien: "Wir haben hier einen Zug Made in Vienna. 150 Zulieferunternehmen waren an der Entwicklung und Produktion beteiligt. Die Wertschöpfung liegt bei 60 Prozent in der Stadt. Wir sind mit diesem Modell ein Vorreiter und können dieses Modell dann in weiterer Folge dank Siemens exportieren“.
Neumann von der Herstellerfirma Siemens gratuliert den Wiener Linien zu der Anschaffung, aber er betont auch: "Was hier steht, ist das modernste Metro-Fahrzeug, das wir haben. Ich betone auch, dass es hier immer einen gewissen Mut für solch einen Schritt braucht. Man braucht Vertrauen in die neueste Technik. Und hier in Wien ist man Vorreiter."
Immer mehr Züge werden kommen
Jetzt rollt er also, der Erste von noch vielen X-Wagen. Unterwegs wird er im laufenden Betrieb auf der Strecke der Linie U3. Die Wahrscheinlichkeit diese Garnitur am Weg zur Arbeit, nach Hause oder in der Freizeit zu erwischen ist dabei noch recht gering. Aber es sollen schon bald mehr solcher Modelle fahren. Bis Jahresende werden laut Wiener Linien zehn Garnituren unterwegs sein. Und bis 2030 brausen 34 X-Wagen durch Wiens Untergrund. Wobei es noch eine Option zum Kauf weiterer Züge gibt.
Das Einsatzgebiet dieser Zugvariante ist übrigens auf allen U-Bahnlinien, bis auf die U6-Strecke. Auch auf der gerade im Bau befindlichen U5-Strecke wird er dann unterwegs sein. Dort aber nach Plan vollautomatisch, also ohne Fahrer in der Kabine.
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