Heuer zehn Vorfälle
Wie sieht die Gefährdungslage in Wiener Bädern aus?
Zuletzt wurden zwei Bademeister in zwei Wiener Bädern körperlich attackiert, ein Online-Medium berichtete wohl über eine Fake-News aus einem dritten Bad. Die BezirksZeitung fragte nach, wie in der aktuellen Saison die Lage mit den Vorfällen und der Sicherheit in den Wiener Bädern aussieht.
WIEN. Die Lage in einigen Freibädern in Deutschland ist alles andere als ruhig. Zuletzt gab es mehrere Berichte über gewaltsame Auseinandersetzungen. Ein Bad in Berlin-Neukölln wurde in der vergangenen Woche zum wiederholten Mal geräumt. Im Juni verlangte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Nachbarland strengere Einlasskontrollen.
Deshalb stellt sich die Frage, wie die Lage hierzulande in den Wiener Freibädern aussieht. Die BezirksZeitung fragte bei den Wiener Bädern an. Die Antwort: heuer gab es bereits zehn Vorfälle mit Personenbeteiligung (Stand: Freitag, 14. Juli), im Vorjahr waren es 15. Mehrmals wurden Mitarbeiter von aggressiven Badegästen beschimpft, in zwei Fällen auch tätlich angegriffen.
Bademeister attackiert
Der "heftigste" Vorfall war am vergangenen Samstag im Großfeldsiedlungsbad im 21. Bezirk. Wie Bäder-Sprecher Martin Kotinsky erzählt, sprangen zwei junge, etwa 20-Jährige wiederholt mit Saltos in das Becken und gefährdeten dabei andere Badegäste. Der Badebedienstete schritt ein, als Antwort soll er von den jungen Männern beschimpft, bedroht und auf die Brust geschlagen worden sein.
"Dabei wurde er (der Bademeister, Anm.) verletzt und konnte den Dienst nicht fortsetzen. Die Männer verließen das Bad und konnten von der Polizei noch am Vorplatz gestellt werden. Es wird unbefristetes Badeverbot für alle Bäder ausgesprochen", erzählt Kotinsky.
Auch im Theresienbad (12. Bezirk) gab es zuletzt am Dienstag einen Vorfall. Ein Kind wurde nach wiederholten Sprüngen in das Becken vom Bademeister ermahnt. "Daraufhin erschien der Vater, beschimpfte den Mitarbeiter, packte ihn am Oberarm und schleuderte ihn in das Schwimmbecken", so Kotinsky. Der Mitarbeiter erlitt Verletzungen am Oberarm, seinen Dienst konnte er nicht fortsetzen.
Doch was sind das für Vorfälle, die heuer in Wiener Bädern passierten? Sechsmal war es eine beharrliche Missachtung der Badeordnung, viermal Raufhandel von zwei bis vier Personen. Wie Kotinsky berichtet, musste achtmal die Polizei zu Hilfe gerufen werden, gleich so oft wurde Badeverbot gegen Akteure verhängt. "In zwei Fällen haben sich die Akteure rechtzeitig verflüchtigt. In fünf Fällen wurden unsere Mitarbeiter beschimpft und in drei Fällen davon bedroht, in zwei auch tätlich angegriffen".
Fake-News über Schlägerei im Schafbergbad
Im Morgen-Newsletter des "Falter" wurde am Donnerstag über eine falsche Meldung beim Online-Medium "Exxpress" berichtet. Das Medium veröffentlichte eine Nachricht über eine "brutale" Schlägerei im Schafbergbad - es wurde eine Verbindung zu den Vorfällen in deutschen Badeanstalten hergestellt, wo "Körperverletzungen und sexuelle Attacken auf Mädchen mittlerweile zur Tagesordnung" gehören würden.
Laut Kotinsky sei diese Meldung "frei erfunden und gelogen", wird der Sprecher im Newsletter zitiert. Die Bademeister haben dort am Sonntag zwar die Rettung verständigt und auch die Polizei wurde hinzugezogen. Jedoch gab es keine Schlägerei, sondern einen Unfall. Eine Person wurde dort im Becken bewusstlos von anderen Badegästen bemerkt.
Die Polizei berichtet, dass der Badegast noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte zu sich kam und soll laut MA 44-Einsatzbericht "äußert aggressiv" auf die Bademeister reagiert haben. Der Mann war wohl alkoholisiert. Doch vor dem Eintreffen der Polizei konnte sich der Mann beruhigen und "weder war jemand aggressiv, noch gab es im Zuge dieses Vorfalls eine Schlägerei", so ein Polizeisprecher. Das Online-Medium äußerte sich laut Bericht nicht auf Nachfrage.
Gratiseintritt für Polizei, Codewort im Ernstfall
Die Wiener Bäder zählen bis zu 480 Bedienstete insgesamt in den Freibädern. Diese setzen auf das 2016 eingeführte Sicherheitskonzept. Eines der Punkte ist etwa der Gratiseintritt für Polizistinnen und Polizisten, die sich im Einsatzfall in den Dienst stellen. "Diese werden im Ernstfall mittels Codewort ausgerufen, begeben sich zum Ort des Geschehens und unterstützen die Bäderbediensteten bis zum Eintreffen der uniformierten Einsatzkräfte", steht im Sicherheitskonzept, welches man hier abrufen kann.
Die MA 44 - Wiener Bäder verwalten insgesamt 38 Badeanlagen, darunter zehn Sommer-, sieben kombinierte Hallen- und Sommerbäder, fünf Hallen-, zehn Familien- und fünf Saunabäder sowie ein Brausebad.
Aktuell haben die Wiener Bäder 1,08 Millionen Badegäste. Laut Statistik gab es 0,00001 Vorfälle pro Badegast sowie 0,128 Vorfälle pro Badetag, so ein Sprecher.
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