In ganz Europa
Wiener wird wegen Zwei-Millionen-Euro-Betrug gesucht
Mit sogenannten "Rip Deals" soll ein 38-Jähriger, deren Aufenthaltsort derzeit nicht bekannt ist, eine große Menge an Geld verdient und das Opfer auch teilweise bewaffnet betrogen haben. Jetzt gibt es 3.000 Euro für Hinweise, die zu dessen Festnahme führen.
WIEN/TIROL/ITALIEN/BELGIEN. Martin Marinković wird derzeit von der Polizei in ganz Europa gesucht. Sein Aufenthaltsort ist den Behörden nicht bekannt. 3.000 Euro gibt es für die Hinweise, die zur Festnahme des 38-Jährigen führen. Er soll Mitglied einer Bande sein, welche sich gegenüber den Opfern als reiche Geschäftsleute oder Investoren präsentieren.
Dabei wird zumeist beabsichtigt, Luxusgüter wie Uhren oder Gold zu erwerben. Die Rahmengeschäfte mit den späteren Opfern dienen dann nur als Vorwand, um die Glaubwürdigkeit zu untermauern und Vertrauen zu gewinnen. Unbemerkt werden die Luxusgüter dann durch wertlose Güter ausgetauscht. Außerdem schlagen die Täter auch beim Verkauf von Immobilien, Booten oder hochpreisigen Autos zu, meist wird hier mit einer "Vermittlungsprovision" in Form von Gold oder Kryptowährung gearbeitet. Im Fachjargon auch "Rip Deals" genannt.
Und wie kam die Polizei auf diesen Namen? Seit nämlich drei Jahren ermittelt die Rip Deal Unit Vienna unter dem Namen "OP NIPOTE" zusammen mit vielen internationalen und nationalen Behörden gegen mehrere Personen eines Clans. Die Opfer wurden "in Millionenhöhe" geschädigt. Teilweise wurden die Delikte in dieser Causa "mit einer Gefahr für Leib und Leben vollzogen, die in dieser Art bei Rip Deals bisher unüblich war", so die Polizei am Mittwoch.
Falschgeld, Provisionszahlung, Goldmünzen
Den ersten Fall gab es im Juli 2021. Ein heute 41-jähriger Tiroler Arzt wurde Opfer eines Raubes, als er von einem Geschäft, welches in Bozen abgewickelt werden hätte sollen, zurücktreten wollte. Da wurde er mit einer Schusswaffe bedroht und es wurden Goldmünzen im unteren sechsstelligen Eurobereich geraubt. Einen weiteren Fall, jedoch mit Falschgeld, gab es im Februar 2022 ebenfalls in Tirol.
In Wien kam es ein Monat später zum ersten bekannten Fall. Ein heute 84-jähriger Pensionist wurde von einem Fake-Vermittler, der den Verkauf seines Ferienhauses organisiert haben soll, in Udine (Italien) bei der Provisionszahlung bestohlen wurde. Schaden: unterer sechsstelliger Eurobereich.
Anfang 2023 kontaktierte ein 33-Jähriger die Wiener Polizei, da er von einem vermeintlichen Scheich, der Investmentabsichten und Interesse an Luxusuhren hatte, nach mehreren Treffen in einigen europäischen Ländern schlussendlich in Brüssel betrogen wurde. Unter falschen Versprechungen wurden ihm Luxusuhren und Kryptowährung gestohlen, der Schaden liegt im mittleren sechsstelligen Bereich.
Ein heute 27-jähriger Mann wurde im März 2023 von Fake-Investoren beim finalen Treffen in Mailand mit einer Schusswaffe bedroht, weil er den angehenden Betrug bemerkte. Er wurde dazu genötigt, die Passwörter seiner Kryptokonten preiszugeben. Hier ist von einem Schaden im unteren siebenstelligen Bereich die Rede. Insgesamt sprechen die Ermittlerinnen und Ermittler von einem Gesamtschaden von etwa zwei Millionen Euro.
3.000 Euro für Hinweise
In allen der Polizei bekannten Fällen gab es vor dem letzten Treffen einige persönliche Treffen mit den mutmaßlichen Betrügern und auch etwa telefonische Kontakte, um das Vertrauen der späteren Opfer zu gewinnen. "Auch professionell wirkende Homepages trugen dazu bei, dem vermeintlich lukrativen Geschäft Glauben zu schenken", erklärt ein Sprecher.
Marinković, geboren am 11. Februar 1986, werden alle bekannten Fakten zur Last gelegt. Gegen ihn besteht ein europäischer Haftbefehl. 3.000 Euro gibt es für Hinweise vom "Verein der Freunde der Wiener Polizei". Hinweise, die streng vertraulich behandelt und auch anonym weitergeleitet werden können, werden an das Landeskriminalamt Wien (Außenstelle Zentrum Ost, Rip Deal Unit) unter der Nummer 01-31310-62510 erbeten.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
3 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.