Interview Veronica Kaup-Hasler
Was du über Wiens Bezirksmuseen noch nicht wusstest
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) über die Wiener Bezirksmuseen und ihre Geheimnisse.
WIEN. Die Bezirksmuseen Wiens sind einzigartige historische Institutionen. Sie sind Wissens- und Kulturzentren ihrer Bezirke. Im großen Interview verrät Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler allerlei Wissenswertes und Skurriles über die Wiener Bezirksmuseen.
Wann und wo wurde das erste Bezirksmuseum eröffnet?
VERONICA KAUP-HASLER: Das erste Bezirksmuseum wurde 1923 in Meidling gegründet, initiiert von Künstlern sowie Politikern und einer Politikerin, welche die lokale Geschichte vermitteln und zum Gegenstand der Auseinandersetzung machen wollten. Mit dabei waren unter anderem der damalige Stadtschulratspräsident Otto Glöckel und die erste Gemeinderätin, seine Frau Leopoldine Glöckel, der Pädagoge Hans Pemmer und auch der Maler Anton Hlaváček. Damit haben sie einen Meilenstein gesetzt.
Was ist das skurrilste Ausstellungsstück?
Das Riesenradmodell aus Zahnstochern im 2. Bezirk. Es erzählt von der intensiven Liebe des Erbauers zu diesem wichtigen Wahrzeichen der Stadt. Im 21. Bezirk gibt es eine angebliche Locke Beethovens zu sehen. Und etwas wirklich Witziges: Im Brigittenauer Bezirksmuseum ist der "Lobaufetzen" – eine Badehose – ausgestellt. Er stammt aus den 1920er-Jahren.
Welches ist das wertvollste?
Ich glaube, das ist eine Urkunde von Maria Theresia, eine Gerichtsordnung aus dem Jahr 1769. Diese befindet sich im 1. Bezirk. In Hietzing haben wir die originale Schreibmaschine von Bertha von Suttner. Und dann gibt es noch in Meidling eine Zunfttruhe der Riemer mit einer Privilegbestätigung von Maria Theresia. Im 18. Bezirk befindet sich ein spätgotisches Relief und im 8. Bezirk ein Fächer von Sisi.
Wie sieht es mit dem ältesten Ausstellungsstück aus?
Damit wären wir im Tierreich angelangt: In Favoriten haben wir den Unterkiefer eines Riesenelefanten, im 19. Bezirk den Zahn eines Höhlenbären sowie einen Sandhaizahn und in der Landstraße einen 14 Kilo schweren Mammutknochen.
Warum werden die Bezirksmuseen jetzt "reloaded"?
"Reloaded" ist ein moderner Ausdruck, mit dem wir den Bezirksmuseen neue Energie geben wollen. Der Dachverband ist jetzt an das Wien Museum angeschlossen, Expertinnen und Experten sichten und bewerten die Schätze. Wir hatten die Idee, dass drei junge Kuratorinnen und Kuratoren ausschließlich für die Bezirksmuseen zuständig sein sollen. Sie kuratieren gemeinsam mit den Leitern der Museen neue Dauerausstellungen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Es ist wirklich eine dialogische, generationenübergreifende Zusammenarbeit. Dabei trifft das Wissen der Jungen auf das Wissen jener Menschen, die sich seit Jahrzehnten um Objekte kümmern, die voller Geschichten sind. Diese müssen gehört, aufgeschrieben und dokumentiert werden, denn wir wollen nicht, dass dieses Wissen verloren geht. Trotz Corona haben wir schon im 4. und 8. Bezirk mit dieser Zusammenarbeit angefangen. Man spürt die Freude auf beiden Seiten.
Wie viele Ausstellungsstücke gibt es insgesamt?
Darüber haben wir derzeit keinen Überblick. Im Rahmen des "Reloaded"-Programms wird der Bestand erfasst, archiviert und digitalisiert werden. Aber es wird schon etwas dauern, bis alle 23 Bezirke erfasst sind.
Tag der Bezirksmuseen
Der Tag der Wiener Bezirksmuseen findet heuer am Sonntag, 13. März, statt. Von 10 bis 16 Uhr kann man allen 23 Museen kostenlos einen Besuch abstatten. Das diesjährige Schwerpunktthema lautet "Medizinische Einrichtungen in Wien – Apotheken und Krankenanstalten". Jedoch erfährt man von der Inneren Stadt bis Liesing auch alles Wissenswerte über seinen Heimatbezirk. Es zahlt sich also aus, vorbeizuschauen.
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