Asylquartiere
Wien fordert von anderen Bundesländern Quotenerfüllung
Laut eigenen Angaben erfüllt Wien die Betreuungsquote von Geflüchteten zu 180 Prozent – 15.000 Menschen mehr als in der Quotenregelung des Bundes vorgesehen. Die Quote von sieben Bundesländern läge dagegen unter dem erforderten Soll. Diese fordert man nun dazu auf, Quartiere für Asylwerberinnen und -Werber zur Verfügung stellen.
WIEN. Ein Strang, an dem nicht jeder ziehen möchte: Die Erfüllung der Betreuungsquote von Asylwerberinnen und -Werber. Aus Wien heißt es, dass man die Quote zu 180 Prozent erfüllt habe und damit 15.000 Menschen mehr als vorgeschrieben untergebracht hat. In Anbetracht der aktuell hitzig geführten Debatte um die weitere Unterbringung geflüchteter Menschen stelle sich in Wien die Frage nach dem Aufschlagen von Zelten daher gar nicht.
"In Wien wird es keine Zelte geben", betonte Susanne Winkler, Einsatzleiterin beim Krisenstab des Fonds Soziales Wien (FSW) am Montagabend in der ORF-Sendung "Wien Heute. Von ihr gibt es aber einen Fingerzeig in Richtung der anderen Bundesländer. Denn sieben davon haben ihre Quote bisher noch nicht erfüllt. "Die werden gefordert sein, auch entsprechende Quartiere zur Verfügung zu stellen für Asylwerber und Asylwerberinnen", so Winkler.
Balkanroute, Winter, Transitland
Doch warum steigt aktuell die Zahl der Geflüchteten, die nach Österreich bzw. nach Wien kommen? Migrationsforscherin Judith Kohlenberger von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hat bezüglich der derzeit hohen Ankunftszahlen eine Erklärung parat.
Einerseits sei die hohe Zahl ankommender Geflüchtete auf eine zunehmende Bewegung auf der Westbalkanroute zurückzuführen. Andererseits stünde der Winter vor der Tür – und die Menschen wollen ankommen, bevor es zu kalt wird. Auch die Ankündigung Serbiens, die visafreie Einreise für gewisse Staaten zu beenden, lässt die Migration steigen.
Der Zustrom bestünde laut der Expertin auf der einen Seite aus syrischen Asylwerberinnen und -Werbern. "Aber es sind darunter auch Personen aus Ländern wie Indien, Tunesien, Marokko, wo die meisten keine Aussicht auf Asyl haben", so Kohlenberger im Wien Heute-Interview.
Asylantrag eher unfreiwillig gestellt
Viele dieser Menschen würden Österreich aber sowieso eher als Transitland betrachten – seien also nur auf der Durchreise, deren Ziel die westeuropäischen Länder sind. Dort würden sie vor allem im Billiglohnsektor, etwa bei der Erntearbeit, benötigt.
Nun das Problem. "Wenn diese Menschen aber auf der Durchreise durch Österreich aufgegriffen werden, dann bleibt ihnen quasi nichts anderes übrig, als hier einen Asylantrag zu stellen", so die Migrationsforscherin weiter. Andernfalls drohe die sofortige Abschiebung.
Auch Kohlenberger betont angesichts der Nichterfüllungsquote der sieben Bundesländer: "Da gibt es auch ein Durchgriffsrecht seitens des Bundes zu sagen: Hier müssen die Bundesländer, die säumig sind, jetzt wirklich Kapazitäten schaffen."
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