Experten
Wien soll auf Roter Liste der UNESCO-Weltkulturerbe bleiben
Laut einem Entwurf schlagen Expertinnen und Experten dem UNESCO-Welterbekomitee vor, das historische Zentrum Wiens auf der Liste der gefährdeten Welterbes zu belassen. Die Stadt Wien will sich sofort mit den zuständigen Ministerien zusammenschließen. Der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt kritisiert die Stadtregierung.
WIEN. Es ist ein Satz, der schwerwiegende Folgen haben könnte. Expertinnen und Experten schlagen dem UNESCO-Welterbekomitee, "das historische Zentrum von Wien auf der Liste des gefährdeten Welterbes zu belassen", heißt es in einem Beschlussentwurf, der der BezirksZeitung vorliegt. Zuerst berichtete darüber "Kurier.at".
Worum geht es? Expertinnen und Experten empfehlen den Welterbehütern der UNESCO, Wien weiterhin auf der Roten Liste zu belassen. Das wurde auf der UNESCO-Website am 31. Juli veröffentlicht. Die entscheidende Sitzung findet Mitte September in Riad (Saudi-Arabien) statt. Und diese Empfehlung kommt, auch wenn im Entwurf vieles von den Expertinnen und Experten gelobt wird.
Die Stadt Wien habe bei der Umsetzung "der beschlossenen Korrekturmaßnahmen Fortschritte gemacht", heißt es im Entwurf. Es wird etwa der Erhalt des Welterbestatus in der Wiener Bauordnung gelobt, was ein "wichtiger Schritt zur Streichung des Gutes von der Liste der gefährdeten Welterbes war". Auch der verabschiedete und überarbeitete Managementplan "reagiert positiv auf die Empfehlungen der technischen Überprüfung". Jedoch für 2021 - für 2022 wurden "Möglichkeiten für weitere Verbesserungen" identifiziert.
Heumarkt Neu-Projekt muss bearbeitet werden
Die bevorstehende Denkmalverträglichkeitsprüfung (HIA) für den Schwarzenberg-Garten sowie der Statusbericht der historischen Gärten im Belvedere-Komplex werden als positive Beispiele genannt.
Für das Wien Museum verlangen die Expertinnen und Experten weitere technische Details sowie Visualisierungen, insbesondere des neuen Eingangs. Und dann wird es kritisch beim Punkt der Entwicklung des Heumarkt Neu-Projekts. Die neuen Entwurfsänderungen (siehe unten) seien noch immer nicht DSOCR-Konform. DSOCR steht für die Liste des gefährdeten Welterbes. "Es scheint daher, dass eine Lösung zwangsläufig eine deutlichere Reduzierung der Grundfläche und eine damit einhergehende Größenreduzierung beinhalten würde", so die Expertinnen und Experten.
Man fordert bis zum 1. Februar 2024 einen weiteren überarbeiteten Entwurf zum Projekt mit "deutlich reduzierter Höhe, Grundfläche und Bauform", im Einklang mit der DSOCR.
Gespräche mit Ministerien
Auf BezirksZeitung-Anfrage heißt es aus dem Büro von Landtagspräsident Ernst Woller (SPÖ), der von der Stadtregierung als Welterbebeauftragter ernannt wurde, dass es derzeit noch zu früh ist, einzuschätzen, was tatsächlich in Riad entschieden wird. Nach dem Entwurf wird es sicherlich zu einer Debatte bei der Sitzung kommen und die Stadt werde ihre Standpunkte vertreten. Jetzt will man sich mit dem Außen- und Kulturministerium zusammensetzen und schauen, was man machen kann. Doch der Entwurf mit den Vorschlägen sei „schon ein Statement“, so das Woller-Büro.
Konkreter wird Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher Innere Stadt: „Wien droht weiterhin eine Aberkennung des UNESCO-Weltkulturerbe-Status. Das ist eine deutliche Botschaft des offiziellen Entscheidungsentwurfes. Nach jahrelangem Drängen der Inneren Stadt ist nun eingetreten, was durch konsequentes Handeln der Wiener Stadtregierung vermeidbar gewesen wäre, um von der Roten Liste runterzukommen“.
Figl erwarte sich, dass die Stadt dieses Thema nicht auf die leichte Schulter nimmt und „nicht mehr fahrlässig mit dem Schutz des Weltkulturerbe-Status umgeht“, heißt es im BezirksZeitung-Gespräch.
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