Kurz-Beraterin packt aus
Wien war als Covid-Test-Vorbild unerwünscht
Bei einem Vortrag vor etwa zwei Wochen sagte die Beraterin des Ex-Kanzlers Kurz, dass man rasch gesehen habe, wie gut das Test-Regime in der Hauptstadt funktioniere. Hackers Büro zeigte sich überrascht über die Offenheit.
WIEN. Der berühmte "Wiener Weg" herrscht intensiv seit knapp drei Jahren in der Corona-Pandemie. Wiens Stadtregierung war bei fast allen strengen CoV-Maßnahmen Vorreiter, der Bund zog nach. Damals, im Frühjahr 2020, ärgerte sich Wien über das Sperren der Bundesgärten durch die damalige ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verließ kurzfristig sogar den Krisenstab des Bundes.
Die politische Animosität zwischen der Hauptstadt und dem Bund ging offensichtlich so weit, dass vermutlich sogar sinnvolle politische Maßnahmen dadurch blockiert wurden. Ein Podiumsauftritt von Antonella Mei-Pochtler legt das nahe, berichtet der "Standard".
Die Beraterin des ehemaligen Bundeskanzlers und ÖVP-Chefs Sebastian Kurz leitete einst Think Austria, den Thinktank des ÖVP-Bundeskanzleramts, sowie gemeinsam mit Ex-Verteidigungsminister Thomas Starlinger das Covid-19 Future Operations Board.
"Politics trumps policy"
Mei-Pochtler sprach bei der internationalen Managementkonferenz "Global Peter Drucker Forum" vor etwa zwei Wochen und überraschte dort mit ihren Aussagen. Sie sagte, dass man rasch gesehen habe, wie gut das PCR-Test-Regime in Wien funktionierte. Doch man arbeitete mit der "Politics trumps policy" – oder: Parteipolitische Überlegungen schlagen sachpolitische Inhalte. Sie sagte, dass, wenn Wien das mache, dann sei das die andere politische Seite, und dann müsse man eine Alternative entwickeln.
Laut dem Zeitungsbericht erklärte Mei-Pochtler, dass die Teststrategie "Alles gurgelt" aus dem Future Operations Board als "evidenzbasierte Policy" entwickelt worden sei. Dieses sei von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) richtig aufgegriffen worden. Danach habe man zahlreiche Vorschläge präsentiert, wie die Initiative breiter ausgerollt werden könnte, unter berücksichtigung der Bundesländer-Spezifika. Jedoch hätten diese jeweils eigene Wege gehen wollen.
Die Kurz-Beraterin sagte, es sei wichtiger, ein differenziertes Konzept zu entwickeln, als denselben Standard für alle anzuwenden. Zwar liege das an den Unterschieden in der Infrastruktur zwischen Land und Stadt, jedoch eben nicht nur.
Hacker durchaus "überrascht" von Offenheit
Auf Anfrage von "Standard" zeigte sich Hackers Büro "durchaus überrascht von der Offenheit". Und der Auftritt der Kurz-Beraterin spreche "für sich selbst. "Es bestätigt unsere Vermutung, die wir – angesichts der Qualität der damaligen Debatte – über die möglichen Motive hierfür hatten", sagte ein Sprecher.
Den Auftritt von Antonella Mei-Pochtler findest du auf YouTube ab Minute 26:30, wo sie über das PCR-Testregime spricht. Der Vortrag wurde auf Englisch gehalten.
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