Welt AIDS Tag 2021 / AIDS-Hilfen
Neuigkeiten zu HIV
Zu späte Diagnostik von HIV aufgrund der Corona-Pandemie
Sorgen bereitet, dass es heuer deutlich weniger Neudiagnosen von HIV gibt (beachten Sie den Unterschied von Neudiagnose und Neuinfektion). Aufgrund der Einschränkungen, des Lockdowns etc. lassen sich nämlich markant weniger Menschen auf HIV testen. In Österreich dauert es ohnehin immer relativ lange, bis Menschen um ihre Infektion mit HIV erfahren (etwa mehrere Jahre). Dieses Zeitfenster könnte sich aufgrund der Corona-Pandemie nun vergrößern.
Unter „Neuinfektionen“ versteht man jene Infektionen, die in den letzten Monaten stattgefunden haben. Diese können nicht erhoben, sondern nur geschätzt werden. Einige Menschen, die sich heuer mit HIV neu infizieren, werden erst in einigen Jahren, wenn sie einen HIV-Test machen, von ihrer Infektion erfahren. Das ist natürlich gefährlich, weil sie in dieser Zeit das HI-Virus an andere Menschen weitergeben können.
Zudem wird ohne medizinische Behandlung von HIV ihr Immunsystem immer schlechter. Andere Infektionen, wie etwa COVID-19, können dann zu schweren Krankheitsverläufen führen.
Ein Beispiel: Herr A infiziert sich 2018 beim ungeschützten Sex mit HIV (Neuinfektion im Jahr 2018). Heute weiß er noch immer nicht von seiner Infektion und hat ungeschützten Sex mit einigen anderen Menschen. Da im Jahr 2020/2021 Corona sehr präsent ist, vergisst Herr A. lange Zeit sich testen zu lassen. Womöglich macht er erst 2022 einen Test und wird um seine HIV-Infektion erfahren.
Wir erwarten in den nächsten drei Jahren eine erhöhte Zahl an Neudiagnosen von HIV. Im Zuge der Kontaktbeschränkungen haben nämlich viele Menschen darauf verzichtet, eine Ärztin oder ein Krankenhaus aufzusuchen und sich auf HIV testen zu lassen.
Auch haben Menschen im Jahr 2021 seltener die PrEP eingenommen, mussten diese wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrechen oder bekamen diese seltener verschrieben. Somit wird es mehr Neuinfektionen mit HIV geben, weil Menschen die PrEP-Einnahme unterbrochen haben.
PrEP steht für „Prä-Expositionsprophylaxe“ (zu Deutsch etwa „Vorsorge vor einem Risiko Kontakt“). HIV-negative Menschen können diese HIV-Medikamente einnehmen, um sich vor einer Infektion mit HIV zu schützen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die PrEP mit dem HIV Medikament Truvada® (Wirkstoffe: Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil) vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben und hohe Risiken eingehen, zuverlässig wirkt. Bei guter Therapietreue ist die PrEP genauso sicher wie Kondome. Sie schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
Impfung gegen COVID-19 für HIV-positive Menschen
Zu den gesundheitlichen Auswirkungen einer Corona-Infektion mit einer HIV-Erkrankung sagt der in Salzburg niedergelassene Facharzt für Innere Medizin Dr. Sebastian Huber:
„Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Corona-Schutzimpfung HIV-Infizierten dringend empfohlen wird. Neueste Studien zeigen nämlich, dass HIV-Infizierte schwerere COVID-19-Verläufe aufweisen können. Insbesondere ältere HIV-Infizierte mit nicht optimaler HIV-Abwehrlage (niedrige CD4-Werte) haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegendere Folgen einer COVID-19-Infektion. COVID-Patienten mit HIV, sollten jedenfalls und unbedingt ihre medikamentösen Therapien fortsetzen und diese nicht unterbrechen.“
Leider muss auch dieses Jahr ein wichtiger Hinweis getätigt werden HIV-Medikamente schützen nicht vor einer COVID-19-Infektion. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass antiretrovirale Medikamente vor COVID-19 schützen. Im Internet kursieren leider noch immer entsprechende Fake News. Ich appelliere an HIV-Patient*innen sowie an alle anderen Patient*innen, diese Fake News nicht zu glauben“, so Huber abschließend.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.