Scheinfirmen
Finanzpolizei deckt Betrug in vier Wiener Kaffeehäusern auf
Vier Wiener Kaffeehäuser machten die Finanzpolizei mit illegalen Praktiken auf sich aufmerksam. Durch ein Konstrukt an Scheinfirmen soll Geld am Fiskus vorbeigeleitet worden sein. Besonders kurios: Als Chef wurde ein Mann eingesetzt, der selbst gar nichts von seiner Rolle als Unternehmer wusste.
WIEN. Umfassende Ermittlungen führte die Finanzpolizei rund um vier Wiener Kaffeehäuser durch. Diese sollen ein ausgeklügeltes Franchisesystem mit illegalen Praktiken betrieben haben. Aufmerksam wurde man auf die Unternehmen wegen einer Anzeige, aufgrund derer man ihre Abgabensicherung als „auffällig“ eingestuft hatte. Das zog weitere Ermittlungen nach sich.
Die Untersuchung offenbarte, dass der offiziell registrierte Gewerbeinhaber nichts von seiner Rolle als Unternehmer wusste. Ihm waren auch die Angestellten, die größtenteils geringfügig beschäftigt waren, unbekannt. Den mutmaßlichen Drahtzieher kannte er aber schon.
Ermittlungen laufen weiter
Mutmaßlicher Drahtzieher war ein 52-Jähriger aus Pakistan, der wegen seiner anstehenden Ausweisung fremdenpolizeilich gesucht wurde. Laut Finanzpolizei habe er eine systematische Verschleierung betrieben und eine Person – den unwissenden Gewerbetreibenden – ausgenutzt, der kaum der deutschen Sprache mächtig ist. Dies machte die Ermittlungen der Beamtinnen und Beamten herausfordernd.
Insgesamt waren 14 Personen bei den Kaffeehäusern angestellt und auch angemeldet. Die vor Ort angetroffenen Personen gaben sich als Angestellte oder Untermieter aus. Gegenüber der Finanzpolizei verwiesen sie auf den ahnungslosen Gewerbeinhaber als Chef. Dessen Steuerkonto wies jedoch lediglich die Arbeitnehmerveranlagungen auf.
Konstrukt an Scheinfirmen
Laut Finanzpolizei sollen die Umsätze in den vier Betrieben teilweise über Kassensysteme erfasst worden sein, die auf Scheinunternehmen liefen. Dies ermöglichte es den Verantwortlichen, ihre Einnahmen systematisch am österreichischen Staat vorbeizuleiten. Die Ermittlungen laufen weiter. Diese drehen sich um Verstöße nach dem Ausländerbeschäftigtengesetz, dem allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, dem Arbeitszeitgesetz, Hinterziehung sämtlicher Steuerarten, Lohnabgaben sowie Sozialversicherungsabgaben und Einkünfte.
"Dieser Fall zeigt deutlich, dass unser Kampf gegen Steuerbetrug und illegale Beschäftigung mit aller Härte fortgesetzt wird", sagt Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Man werde nicht zulassen, dass kriminelle Netzwerke unsere Wirtschaft unterwandern und legale Unternehmer sowie den Staat schädigen. "Die Finanzpolizei wird weiterhin entschlossen und zielgerichtet Maßnahmen gegen solche Praktiken setzen“, so Brunner.
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