Kreditschutzverband
Jede dritte österreichweite Firmenpleite in Wien
Einer aktuellen Erhebung des Kreditschutzverbandes (KSV 1870) zufolge wurde jede dritte Firmenpleite 2022 in Wien verzeichnet. Überhaupt gab es 40 Prozent mehr insolvente Unternehmen in der Bundeshauptstadt als im Jahr zuvor.
WIEN. 2022 war ein wirtschaftlich herausforderndes Jahr – auch für das Wiener Unternehmertum. Das lässt sich allein an der Anzahl der Firmen abzählen, die heuer in der Bundeshauptstadt in die Insolvenz schlitterten.
Laut einer Hochrechnung des Kreditschutzverband von 1870 (KSV 1870) mussten allein dieses Jahr in Wien 1.681 Unternehmen Konkurs anmelden. Das sind rund 35 Prozent aller 4.770 Firmenpleiten in ganz Österreich. Zudem waren heuer 41,4 Prozent mehr Wiener Firmen insolvent als im Jahr 2021.
Fast 40 Prozent ohne Insolvenzverfahren
Von den 1.681 insolventen Unternehmen in Wien wurde bei über 624 Unternehmen (rund 37 Prozent) kein Insolvenzverfahren eröffnet, da diese bereits zum Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung vermögenslos waren und damit nicht einmal mehr die Kosten für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei Gericht abgedeckt werden konnten. Gegenüber dem Jahr 2021 ist dies ein Plus von rund 50 Prozent.
Diese Entwicklung war bereits über das ganze Jahr erkennbar. "Die Beobachtungen zeigen, dass betroffene Unternehmen immer wieder den rechtzeitigen Zeitpunkt für eine Insolvenzantragstellung verpassen. Durch das lange Zuwarten verspielen betroffene Betriebe oft nicht nur die Chance einer Sanierung, sondern es verpufft in der Regel auch das letzte noch vorhandene Vermögen. Betroffene Gläubiger gehen in diesen Fällen leer aus und die Mitarbeiter verlieren unnötigerweise ihre Jobs", so Jürgen Gebauer, Leiter der Unternehmensinsolvenz für Wien, Niederösterreich und Burgenland.
Bau und Handel am meisten betroffen
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es in Wien im Bereich der Bauwirtschaft mit 335 Insolvenzfällen. Knapp dahinter folgt der „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit 318 Pleiten. Mit 204 Insolvenzen liegt die Gastronomie- und Beherbergungsbranche auf Rang drei der Jahresstatistik.
Auffallend ist, dass insbesondere der Handel in den vergangenen Monaten mit massiven wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatte und in diesem Bereich die Insolvenzzahlen deutlich gestiegen sind. „Insbesondere durch die hohen Energiepreise, aber auch durch fehlendes Personal geraten immer mehr Handelsbetriebe in finanzielle Schieflage. Die Insolvenz ist dann häufig nicht mehr zu vermeiden“, erklärt Gebauer.
Keine rosigen Aussichten für 2023
Auch die Prognosen für das kommende Jahr sind laut KSV 1870 wenig rosig. So wird eine Fortsetzung der Insolvenzentwicklung von 2022 erwartet. "Die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die Inflation, aber auch der akute Personalmangel stellen die Wiener Unternehmenslandschaft vor große Herausforderungen, die vermutlich nicht jedes Unternehmen wird stemmen können", analysiert Gebauer.
Dass der Staat in einem so großem Ausmaß wie zu Beginn der Pandemie in den Wirtschaftskreislauf ein- und Unternehmen unter die Arme greift, wird ebenso bezweifelt. "Daher wird auch in Wien die Zahl der Unternehmenspleiten weiter steigen", schließt Gebauer mit der unerfreulichen Prognose ab.
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