Kapfenberg Spezial
"An der Sicherheit wird nicht gespart"

Die steigenden Energiekosten für die Stadt selbst werden rund eine Millionen Euro an Mehrkosten bedeuten. | Foto: Paller
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  • Die steigenden Energiekosten für die Stadt selbst werden rund eine Millionen Euro an Mehrkosten bedeuten.
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Der Kapfenberger Bürgermeister Fritz Kratzer spricht im MeinBezirk.at-Interview über die hohen Energiepreise und nachhaltige Zukunftsprojekte in seiner Stadt.

KAPFENBERG. Die hohen Energiekosten und die allgemeinen Preissteigerungen beschäftigen derzeit viele Menschen. Wir haben mit dem Kapfenberger Bürgermeister Fritz Kratzer über die aktuelle Situation in seiner Stadt und auch über mögliche Abhilfen gesprochen.

  • Jeder spricht über die derzeit hohen Kosten in nahezu allen Bereichen, das tägliche Leben wird immer teurer. Weiß man, wieviele Menschen in Kapfenberg derzeit wirklich massiv kämpfen? Gibt es dazu konkrete Zahlen?

FRITZ KRATZER: Wir haben rund 400 AktivCard-Besitzer registriert; auf die Haushalte hochgerechnet sprechen wir von rund 1.400 Personen, die von den zahlreichen Ermäßigungen profitieren. Das ist aber sicherlich nur die Spitze des Eisbergs. Wir rechnen damit, dass sich diese Zahl noch verdreifachen wird, unter anderem auch, weil wir die Einkommensgrenzen zuletzt angehoben haben (Einzelperson 1.371 Euro monatlich, zwei Erwachsene 2.057 Euro monatlich, für jedes Kind unter 14 Jahren werden 411 Euro mtl. hinzugerechnet). Natürlich wird es trotzdem Personen geben, die nicht anspruchsberechtigt sind.
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Bgm. Fritz Kratzer lässt sparen, wo es möglich und sinnvoll ist. | Foto: Paller
  • Bgm. Fritz Kratzer lässt sparen, wo es möglich und sinnvoll ist.
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  • Welche Hilfe können betroffene Kapfenbergerinnen und Kapfenberger von der Stadt erwarten? Und vor allem auch in welcher Form: Gibt es Gutscheine oder finanzielle Hilfe?

[/b]Nein, Bargeld ist das letzte Mittel. Wir sind damit sehr vorsichtig, um Missbrauch zu verhindern. Wir übernehmen überwiegend die Anschaffungskosten für etwa neue Haushaltsgeräte, wenn sie kaputt gegangen sind oder stellen Gutscheine dafür aus. Es kann auch sein, dass wir Energiekostenrechnungen übernehmen, wenn irgendetwas komplett aus dem Ruder läuft. Es gibt bei uns aber zusätzlich auch einen Sozialfonds, auf das Unternehmen aber auch Private immer wieder einzahlen. Diese Spenden kommen bedürftigen Menschen in unserer Stadt zu Gute, die aus dem sozialen Netz rausfallen und dringend Hilfe brauchen.(Anm. der Redaktion: Spenden sind möglich auf IBAN: AT 72 3846 0000 1040 2329 unter der Angabe „Sozialfonds“).

  • Wo und wie kann man um Hilfe ansuchen? An wen kann man sich konkret wenden?

Hilfe gibts bei uns in der Abteilung Bürgerbüro und Sozialwesen. Konkret kann man sich hier an die Leiterin der Abteilung, Monika Vukelic-Auer wenden.

  • Was sind die derzeit größten Probleme der Menschen – ganz konkret?

Das größte Problem der Menschen momentan ist meiner Meinung, dass vielen noch nicht bewusst ist, welche Belastungen noch auf sie zukommen. Viele Menschen geben daher derzeit viel Geld aus – etwa den erhaltenen Klimabonus – weil halt Weihnachten ist. Und sie werden im neuen Jahr dann erst bemerken, dass das Geld, welches zur Abfederung der hohen Energiekosten gedacht war, dafür nicht mehr vorhanden ist. Diese verdrängte Angst ist meiner Meinung nach momentan das größte Problem der Menschen.

Beim Thema Sicherheit aber ist er kompromisslos. | Foto: Paller
  • Beim Thema Sicherheit aber ist er kompromisslos.
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  • Wie geht man mit besonderen Härtefällen um?

Ja, für solche Fälle gibt es neben unserem Sozialamt auch eine Anlaufstelle auf der Bezirkshauptmannschaft. Dort werden solche Fälle abgefedert, zuvor aber genauestens überprüft. Daher kann ich nur an alle appellieren, sehr darauf zu schauen, ob man das, was man sich derzeit anschafft, wirklich braucht und dementsprechend vorsichtig vorgeht.

  • Die aktuelle Zeit (Corona, Grippe, Krieg in der Ukraine, die hohen Energiekosten, usw.) macht es vielen Menschen schwierig, psychisch stabil zu bleiben. Gibt es auch zusätzliches psychologisches Angebot?

"Rettet das Kind", "Suchtberatung" , "Lichtpunkt", psychosoziale Dienste, usw. – all diese Unternehmungen und Organisationen würden eigentlich genau jetzt verstärkt gebraucht werden, werden aber aus dem SHV-Budget finanziert. Weil aber dort kein Budget beschlossen werden konnte, warten diese Organisationen auf ihre Finanzierung und müssen aufgrund dessen teilweise ihr Angebot, das aber gerade jetzt so dringend gebraucht werden würde, zurückfahren (siehe dazu auch Bericht).

  • Wie geht die Stadtverwaltung selbst mit diesem Thema Energie um? Wo wird Energie gespart? 

Wir sparen an allen Ecken und Enden, aber eben dort wo es vernünftig ist. Wir hinterfragen jede Maßnahme, ob diese notwendig ist oder nicht, wobei ein Grundsatzbekenntnis gilt: Bei der Sicherheit der Menschen wird nicht gespart, d.h. bspw. die Straßenbeleuchtung wird nicht gedrosselt oder irgendwann abgedreht. Es gibt aber vieles, worüber man nachdenken kann. Wir überlegen bereits konkret, die Saunen im Sportzentrum in den Sommermonaten zu schließen.

Wir haben auch den Auftrag an alle unsere Abteilungen gegeben zu durchforsten, wo eingespart werden kann. Da geht es konkret um Themen wie die Raumtemperatur, Bewegungsmelder, Licht sparen, usw. Wir haben heuer bspw. schon ganz konkret bei der Weihnachtsbeleuchtung eingespart, schalten die Beleuchtung von Gebäuden früher oder überhaupt gänzlich ab und senken ganz bewusst die Raumtemperatur in den Gebäuden.

Die Sorglosigkeit mancher Menschen macht ihm persönlich derzeit große Sorgen. | Foto: Paller
  • Die Sorglosigkeit mancher Menschen macht ihm persönlich derzeit große Sorgen.
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  • Gibt es konkrete Zahlen dazu, um wieviel höhere Kosten die Stadt selbst derzeit dafür aufwenden muss? 

Wir rechnen in etwa mit einer Erhöhung der Kosten um 60 Prozent, da reden wir von rund einer Million Euro zusätzlich. Möglicherweise werden es aber auch um 100 Prozent mehr werden.
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  • Wie hat die Stadt Kapfenberg vor, sich dem Thema Nachhaltigkeit für die Zukunft zu widmen? In welche nachhaltigen Projekte soll in nächster Zeit konkret investiert werden?

[/b]Nachhaltigkeit fängt bei uns dort an, wo wir uns jeden Tag überlegen: Müssen wir das überhaupt machen, brauchen wir das wirklich? Das ist meiner Meinung die größte Nachhaltigkeit. Wir haben zum Thema Nachhaltigkeit ein umfassendes Paket geschnürt, da sind bspw. für 2023 rund 600.000 Euro allein für den Ausbau von Radwegen vorgesehen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Bevölkerung bequem mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sein kann oder auch die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann.

Wir überlegen auch bei jedem Baum, ob er wirklich weg muss oder ob er, wenn er schon gefällt werden muss, nachgesetzt werden kann. Ein nachhaltiges Projekt ist auch die bereits umgesetzte Schwammstadt am Frechener Platz oder auch die zahlreichen Blumenwiesen, die wir gesät haben.

Die steigenden Energiekosten für die Stadt selbst werden rund eine Millionen Euro an Mehrkosten bedeuten. | Foto: Paller
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  • Was wird konkret gefördert (in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit)?

Wir fördern dann, wenn investiert wird, etwa bei Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Begrünungen von Dächern oder Fassaden. Diese werden auch sehr gut genutzt: Hatten wir bislang so an die 30 bis 40 Förderungen pro Jahr, sind diese heuer schon auf etwas 150 gestiegen und wir erwarten für 2023 mindestens rund 300 Anträge.

  • Wie blicken Sie – abseits aller Krisen – in die Zukunft? Was erwarten Sie sich konkret vom Jahr 2023?

Ich bin sehr optimistisch für 2023. Es wird schwierige Dinge geben, aber die hat es ja eh 2020, 2021 und 2022 auch gegeben. Aber ich glaube, wenn man vernünftig miteinander umgeht, vernünftig miteinander redet, wird die Stadt gut weitergebaut werden. Wir werden bei der FH in der Innenstadt schon die ersten Maßnahmen sehen, wir werden in einem Projekt die Innenstadt attraktivieren und dazu heuer schon erste Maßnahmen setzen, wir werden außerdem die Stadthalle in Betrieb nehmen und wir werden wieder ein buntes Programm in vielen Bereichen anbieten können. 

  • Wie kann man die Bevölkerung positiv stimmen?

Wir haben in der Vergangenheit gut gespart, wir sind gut gewappnet. Die Leute werden ihre Leistungen nach wie vor bekommen, die Kindergärten und Kinderkrippen sind nach wie vor da, genauso die Musikschule. All diese Dinge sind für die Leute irrsinnig wichtig. Wir werden auch an der Sicherheit nicht sparen, wir werden nach wie vor die Stadtpolizei zur Verfügung haben, die Einsatzkräfte stehen bereit – das Rote Kreuz sogar mit einem neuen Stützpunkt. All das wird den Menschen auf jeden Fall Zuversicht und Vertrauen in die Stadtpolitik geben.

Der Blick auf 2023 ist - trotz aller Krisen - aber ein positiver und optimistischer. | Foto: Paller
  • Der Blick auf 2023 ist - trotz aller Krisen - aber ein positiver und optimistischer.
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  • Was möchten Sie als Bgm. der Stadt Kapfenberg noch schaffen? Woran sollen sich die Kapfenbergerinnen und Kapfenberger an ihre Zeit als Bürgermeister konkret erinnern/was sollen die Leute konkret mit ihnen in Verbindung bringen?

Ich brauche kein Denkmal. Ich hätte gern, dass sich die Leute einmal daran erinnern, dass ich einer war, zu dem man immer gehen konnte, wenn man etwas gebraucht hat und dass ich gehalten hat, was ich versprochen habe. Und dass in dieser Zeit auch gut an der Stadt weitergebaut wurde.

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