LKH Hochsteiermark Standort Bruck
"Die Mannschaft hält extrem gut zusammen"

Gerhard Bratschitsch ist seit Anfang Oktober der neue Primar an der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am LKH Hochsteiermark Standort Bruck. | Foto: Kern
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Seit 1. Oktober hat die krisengeschüttelte Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am LKH Hochsteiermark Standort Bruck mit Gerhard Bratschitsch einen neuen Primar; auf ihn warten besonders große Herausforderungen.

BRUCK AN DER MUR/LEOBEN. Er ist seit Anfang Oktober der neue Primar an der Ortho-Trauma in Bruck, kennt aber das Haus wie seine Westentasche, schließlich war er vor einiger Zeit bereits zehn Jahre lang im LKH Bruck tätig. Im WOCHE-Interview erzählt der "Rückkehrer" wie er von seiner Mannschaft empfangen wurde, was die derzeit größten Herausforderungen sind und wie er sein Primariat anlegen möchte.

WOCHE: Gerhard Bratschitsch, welche Situation haben Sie bei Ihrem Antritt hier vorgefunden? 
GERHARD BRATSCHITSCH. Stimmungsmäßig war natürlich eine gewisse Unsicherheit unter den Mitarbeitern vorhanden, aber ich bin mit offenen Armen empfangen worden. – nicht nur in der eigenen Mannschaft, sondern im ganzen Haus. Das war für mich eine extrem positive Erfahrung und teilweise sogar rührend.

Was schätzen Sie an diesem Haus?
Kurze Wege – jetzt nicht unbedingt räumlich gesehen, sondern von der Gesprächsbasis her. Du erreichst jeden, kannst mit jedem reden, triffst dich am Gang. Das ist in einem größeren Haus wesentlich schwieriger. Dass das hier so möglich ist, das genieße ich unheimlich und schätze ich sehr.

Er freut sich, wieder zurück in Bruck zu sein. Er kennt das Haus in auswendig, schließlich war er hier zehn Jahre lang tätig. | Foto: Kern
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Was waren Ihre bisherigen beruflichen Stationen?
Ich habe in Graz studiert und dann relativ schnell mit der Facharztausbildung für Unfallchirurgie an der Klinik begonnen. 2001 war ich zwar damit fertig, bin dann aber als Facharzt noch bis 2003 in Graz geblieben. 2003 bin ich dann durch den damaligen Primar Franz Schweighofer hierher nach Bruck auf die Unfallchirurgie gekommen, wo ich bis 2013 geblieben bin. 2013 habe ich dann wieder nach Graz gewechselt, weil ich an der Klinik die Ausbildung zum Orthopäden absolviert habe. Als dann die beiden Fächer Unfallchirurgie und Orthopädie zum Fach Orthopädie und Traumatologie zusammengelegt wurden, habe ich sowohl unfallchirurgische als auch orthopädische Dienste an der Klink gemacht. Im Jahr 2018 habe ich das Wirbelsäulenteam übernommen und geleitet; das war sehr fordernd, aber sehr spannend.

Sie kennen das Haus also schon von früher: Was hat sich für Sie verändert, was ist immer noch so wie früher?
Die Hauptveränderung ist eigentlich, dass die Allgemein- und die Gefäßchirurgie in der Zwischenzeit weg gekommen sind, damit ist die chirurgische Rundum-Versorgung, die ich in diesem Haus bisher gewohnt war, nicht mehr in dem gleichen Ausmaß wie früher vorhanden. Das ist gerade für eine Unfallchirurgie/Traumatologie schwierig, weil die Versorgung von Schwerverletzten nicht im gewohnten Ausmaß erfolgen kann. Daher werden wir mit solchen Fällen vielfach gar nicht mehr angefahren.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für das Primariat hier zu bewerben? 
Die Ortho-Trauma hier in Bruck hat ein sehr großes Einzugsgebiet, wir sind hier neben der Klinik der zweite große Standort in der Steiermark. Wir haben das Potenzial, das wir hier wirklich was Gutes machen – und dazu möchte ich beitragen.

Wie ist der aktuelle Personalstand?
Wir haben aktuell acht Fachärzte, drei Assistenten, eine Stationsärztin und drei Turnusärzte. Aktuell haben wir aber auch zehn freie Stellen; was uns vor allem fehlt ist der Nachwuchs. Wir sind aber personalmäßig momentan nicht so schlecht aufgestellt finde ich, das Dienstrad lässt sich aufrecht erhalten – auch aufgrund von hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Team hält momentan wirklich so gut richtig gut zusammen.

Seine persönlichen Schwerpunkte sieht er in der Wirbelsäulen- und Hüftchirurgie. | Foto: Kern
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Gibt es Neuzugänge?
Bislang leider noch nicht, aber wir werden mit Jahresbeginn auf jeden Fall zwei neue Kollegen bekommen. Was uns wie gesagt im Moment sehr stark fehlt sind junge Kolleginnen und Kollegen, die frisch von der Universität kommen und die wir noch ausbilden können – aber dieses Probleme gibt es derzeit überall. 

Wie ist die Stimmung unter den Angestellten?
Sehr gut eigentlich, die Mannschaft hält wirklich extrem gut zusammen und ist hochmotiviert.

Wieviele Betten hat die Abteilung aktuell?
Die Abteilung verfügt grundsätzlich über 64 Betten, aktuell sind aber zehn Betten gesperrt, wobei wir hier bei Bettenknappheit von Seiten der Pflege sehr flexibel reagieren können.

Gibt es Einschränkungen in Bezug auf OPs?
Ja, aber nicht von der Indikation her, sondern in Bezug auf die Fallzahlen. Wir hätten prinzipiell jeden Tag zwei Operationssäle zur Verfügung; von Montag bis Donnerstag haben wir aber derzeit nur einen zur Verfügung, freitags zwei. Es sind sozusagen vier von zehn OP-Tagen gesperrt – der Grund dafür ist, dass uns einfach die Anästhesisten fehlen. Wir konzentrieren uns daher derzeit auf die Akut-Fälle, das Planprogramm muss jetzt eben warten. Einschränkungen gibt es also derzeit vor allem in der Prothetik, da haben wir eine Warteliste, die wir nach und nach abarbeiten. Die Tagesklinik läuft aber unverändert weiter.

Das LKH in Bruck: Der neue Primar an der Ortho-Trauma soll und wird frischen Wind in das Haus bringen. | Foto: Kern
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Ist hier also das Fehlen der Anästhesie-Ärzte bereits ein großes Problem im Alltag?
Ja, definitiv.

Gibt es Änderungen im Ambulanzbereich?
Ja, die Spezialambulanzen gibt es momentan nicht in der gewohnten Art und Weise, die haben wir ausgesetzt. Wir werden sie aber wieder aufmachen, sobald wir sie personalmäßig wieder abdecken können. Ansonsten läuft alles wie gewohnt.

Was sind momentan die größten Herausforderungen?
Die für mich momentan größte Herausforderung, aber das kann ich gar nicht alleine lösen, ist, dass wir zu mehr Jungmedizinern kommen. Das ist eigentlich das Um und Auf.

Die Ausbildung kann mit dem bestehenden Personal gewährleistet werden?
Ja, definitiv. Die Expertise ist durchaus vorhanden. Wir schaffen fachlich durchaus eine gute Abdeckung, sind nur momentan von den Kapazitäten her etwas gehandicapt.

Die Übersiedelung nach Leoben laut Umstrukturierungsplan steht auf dem Programm, wann genau wird jetzt dieser Schritt erfolgen?
Die Übersiedelung ist für das dritte Quartal 2024 vorgesehen, also konkret für Juli.

Wieviele Betten wird die Abteilung in Leoben haben?
Das ist derzeit alles noch in Diskussion, die konkreten Zahlen weiß ich noch nicht.

Die Bevölkerung ist aufgrund der Schlagzeilen aus dem LKH in Bruck massiv verunsichert – wie will man Ihr Vertrauen wieder gewinnen?
Ich denke, wichtig ist jetzt einmal, dass man die Leute genau über die Pläne informiert, auch über die aktuellen oder späteren Einschränkungen. Wichtig ist auch, dass man das richtig kommuniziert. Und das Wesentlichste ist, dass wir einfach eine gute Arbeit machen, das spricht  sich dann auch herum. Das geht zwar nicht von heute auf morgen, aber wir arbeiten daran.

Das UKH in Kalwang stöhnt unter den Patienten-Massen, die derzeit nach Kalwang pilgern (plus 30 Prozent ambulante Patienten) – bahnt sich hier eine Lösung an? Ist eine Kooperation angedacht?
Man hat immer schon über eine mögliche Kooperation geredet, aber was Konkretes hat's meines Wissens nach nie gegeben. Wünschenswert wäre für mich natürlich, dass man diesbezüglich miteinander redet und die Problematik gemeinsam löst. Vor allem dann, wenn wir nach Leoben übersiedelt sind, wird das wieder ein größeres Thema, glaube ich.

Der Ärztliche Direktor Erich Schaflinger sprach in einem Interview einmal von Sonderlösungen in Bezug auf die zahlreichen Abgänge, er hat Werkverträge angedacht, mit denen man die Abgänge zumindest teilweise wieder zurück ans Haus holen möchte – ist das angedacht oder wieder verworfen worden?
Ich weiß von einer Idee, aber von konkreten Gesprächen weiß ich nichts. Das müsste man sich aber wirklich gut im Detail anschauen, die Für und Wider gut abwiegen.

Schon bald, nämlich im Juli 2024, wird die Abteilung nach Leoben übersiedeln. | Foto: Kern
  • Schon bald, nämlich im Juli 2024, wird die Abteilung nach Leoben übersiedeln.
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Wie möchten Sie Ihr Primariat anlegen, was ist Ihnen wichtig?
Ich möchte fachlich und sachlich schauen, dass ich eine medizinische Linie drinnen habe; schauen, dass ich die Mannschaft so behandle, dass sie sich gut unterstützt fühlt  – das ist die Basis für alles andere, dann kommt die Leistung von selbst. Und unter Umständen kann man dann bei der Leistung ja noch nachschärfen, bei Bedarf. Das ist mein Zugang.

Wird es in Zukunft vielleicht andere Schwerpunkte geben?
Ich möchte die Schwerpunkte die wir bis jetzt hatten weiterführen. Ich möchte eine breite orthopädische und traumatologische Versorgung gewährleisten, mit allem was dazu gehört: Knie-, Schulter-, Wirbelsäule-, Vorfußchirurgie. Wenn wir dann einmal so besetzt sind wie es eigentlich geplant ist, können wir all das wieder gut abdecken. Die Schwerpunktsetzung ist aber immer auch eine Personalfrage.

Was ist eigentlich Ihr Spezialgebiet?
Mein persönlicher Schwerpunkt sind die  Wirbelsäulen- und die Hüftchirurgie sowie die Traumatologie.

Zur Person

Wo sind Sie wohnhaft?
In Graz

Alter?
54 Jahre

Familie?
Ich bin geschieden, habe eine Partnerin und zwei Kinder

Hobbies?
Radfahren, Wandern, Skifahren, Basteln und Schrauben

Bezug zur Region?
Ja schon, ich habe zehn Jahre lang im Haus gearbeitet und kenne die Region von da her schon relativ gut

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Mediziner zu werden und warum ausgerechnet diese Fachrichtung?
Ich wollte schon als Kind Mediziner werden, obwohl meine beiden Eltern keine Ärzte sind – ich weiß eigentlich nicht warum. Später dann hat mich auch die Technik fasziniert und ich habe Maschinenbau studiert - aber nur ein Semester lang, das war mir dann einfach zu trocken. Und so bin ich zur Medizin und im Endeffekt in meinem Fach gelandet, weil ich eben auch technisch interessiert bin. Ich war immer schon gern handwerklich tätig.

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