Ex-Präsident ohne Heimvorteil
Der ehemalige Chef des Fußballklubs DSV kehrt zurück ins Leobener Rampenlicht. Ab 23. März muss sich Hans Linz beim Landesgericht der Anklage wegen schweren Betrugs und betrügerischer Krida stellen.
Am kommenden Mittwoch beginnt am Straflandesgericht Leoben der Prozess gegen Hans Linz. Der ehemals schillernde Finanzberater und langjährige Präsident des Fußballklubs DSV Leoben ist des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und der betrügerischen Krida angeklagt. Beide Delikte können laut Strafgesetz mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Für Hans Linz gilt die Unschuldsvermutung.
Das Gericht in Leoben ist auf erhöhtes Zuschauerinteresse vorbereitet. „Derzeit haben 17 Anlegeranwälte, welche die Privatbeteiligten am Verfahren vertreten, ihr Erscheinen angekündigt. Zusätzlich rechnen wir mit 30 weiteren Privatbeteiligten“, sagt Christian Haider, der im Linz-Prozess als Pressesprecher des Justizzentrums für Sabine Anzenberger einspringt. Aus gutem Grund, denn die etatmäßige „Presserichterin“ ist Vorsitzende des Schöffengerichts, das über die Causa befindet. Der Schwurgerichtssaal C wird demnach zumindest am Eröffnungstag sehr gut gefüllt sein. Sollte der Andrang noch größer sein als erwartet, kann für die Besucher Platz in benachbarten Räumen geschaffen werden.
13 Verhandlungstage sind angesetzt, nämlich von kommenden Mittwoch bis 1. April und in der Karwoche (18. bis 22. April), jeweils von 9 bis 18 Uhr. Sollten Beweisanträge nachgereicht werden oder sich andere zwingende Gründe dafür ergeben, ist auch eine zeitliche Ausdehnung des Prozesses möglich.
An den vorläufig anberaumten Verhandlungstagen werden rund 30 Zeugen einvernommen, auch die Expertise des renommierten Gutachters Fritz Kleiner wird schon im ersten Abschnitt eine zentrale Rolle spielen. Er hatte den Auftrag, die tatsächlichen Geldflüsse zu rekonstruieren. Es ist zu erwarten, dass die Anleger-Anwälte noch während des Prozesses massiv auf eine Ausweitung dieses Untersuchungsauftrages drängen werden. Ihnen geht es darum, möglichst hohe Summen als Entschädigung für ihre Klienten zu sichern, die im Schnitt knapp 50.000 Euro verloren haben durch „Investments“, die laut Anklage tatsächlich nicht ihnen, sondern unter anderen dem DSV Leoben, einer Gastrogesellschaft und Linz privat gedient haben. Unter den Geschädigten befinden sich kleine Häuslbauer ebenso wie teils durchaus prominente Namen aus der Sport- und Wirtschaftswelt.
Bei der genauen Definition der Schadenshöhe bzw. beim tatsächlichen Verbleib des Geldes decken sich die Interessen der Strafjustiz nicht exakt mit jenen der Geschädigten. Etwas hemdsärmelig formuliert: Ob drei oder neun Millionen privat abgezweigt wurden, macht in der strafrechtlichen Beurteilung keinen großen Unterschied mehr, sehr wohl aber hinsichtlich allfälliger Rückzahlungen.
Die Anklage:
Die Anklage gegen Hans Linz lautet auf schweren gewerbsmäßigen Betrug und betrügerische Krida.
Laut Anklageschrift hat er ab Mitte der 1990er-Jahre von mehr als 600 Kunden Geld entgegengenommen mit der Zusicherung, es in sogenannten Substanzgenussscheinen der AvW-Gruppe anzulegen. Entsprechende Übernahmebestätigungen und Treuhanderklärungen liegen vor, die vereinbarten Investments hat Linz laut Anklage aber nie getätigt.
Stattdessen sei das Geld in den Fußballverein DSV Leoben, Linz’ Gastrobetrieb in St. Martin am Grimming und in den aufwendigen Lebensstil des Angeklagten geflossen. Der Verbleib einer großen Summe (die Angaben schwanken zwischen 6,4 und 17 Millionen Euro) ist noch ungeklärt. Insgesamt beziffert die Anklage die Schadenssumme mit 30,5 Millionen Euro. Für Hans Linz gilt die Unschuldsvermutung.
Über Linz’ Unternehmen (Finanzberatung HLF und Gastro GmbH) wurden im Jahr 2008 Konkursverfahren eröffnet, über sein Privatvermögen 2010. Insolvent ist auch das Finanzunternehmen AvW, dessen Produkte Linz (laut Anklage bloß vermeintlich) vertrieben hat und dessen Vorstand er zehn Jahre lang angehörte.
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