Stadt Kapfenberg
Kapfenberg holt sich seine Stadtwerke zurück

Der Deal ist vollzogen: Christian Wohlmuth (scheidender Stadtwerke-GF), Peter Vogl, Clemens Perteneder, Gernot Leskovar, Fritz Kratzer, Josef Adam, Elisabeth Posch und Daniel Grill (ab 1. Juli Stadtwerke-GF). | Foto: Stadt Kapfenberg/Kapeller
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  • Der Deal ist vollzogen: Christian Wohlmuth (scheidender Stadtwerke-GF), Peter Vogl, Clemens Perteneder, Gernot Leskovar, Fritz Kratzer, Josef Adam, Elisabeth Posch und Daniel Grill (ab 1. Juli Stadtwerke-GF).
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Die Stadtgemeinde Kapfenberg kauft sich jetzt jene Anteile an den Stadtwerken Kapfenberg zurück, die vor 20 Jahren an die Kelag verkauft wurden und ist somit wieder alleiniger Eigentümer.

KAPFENBERG. Weil die Stadtwerke Kapfenberg laut Bürgermeister Fritz Kratzer quasi zum "Blinddarm" für die Kelag (Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft) geworden sind, haben die Kärntner der Stadt Kapfenberg angeboten, jene Anteile, die im Jahr 2002 verkauft wurden jetzt wieder rückzukaufen. "Es waren nötige Umstrukturierungen, die die Kelag zu diesem Schritt bewogen haben", so Kratzer bei einer Pressekonferenz. Und so wurde nun bereits seit Dezember verhandelt, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen.

Gelungener Rückkauf

Die Stadt Kapfenberg kauft sich also mit 1. Juli jene 35 Prozent an den Stadtwerken Kapfenberg um 7,5 Millionen Euro wieder zurück, die im Jahr 2002 um 15 Millionen verkauft wurden und erhofft sich dadurch Vorteile. So soll etwa durch die alleinige Eigentümerschaft der Energiepreis für die zahlreichen Kundinnen und Kunden gesenkt werden können. "Es war kein einfacher Prozess, es gab intensive Verhandlungen. Darum gratuliere ich dem Verhandlungsteam zum gelungenen Abschluss", so Kratzer.

Seltene Einigkeit demonstrierten alle im Kapfenberger Gemeinderat vertretenen Parteien bei der Pressekonferenz. | Foto: Stadt Kapfenberg/Kapeller
  • Seltene Einigkeit demonstrierten alle im Kapfenberger Gemeinderat vertretenen Parteien bei der Pressekonferenz.
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Finanziert wird der Kauf einerseits aus Eigenmitteln (rund 1,5 Millionen Euro aus diversen Rücklagen) sowie durch so genannten "innere Darlehen". Soll heißen, es ist kein Fremdkredit nötig, sondern die restlichen sechs Millionen Euro werden aus dem Vermögen der Bereiche Abwasserbeseitigung (zwei Mio. Euro), Abfallbeseitigung (zwei Mio. Euro), Wohn- & Geschäftsgebäude (eine Mio. Euro) und dem Verkauf von unbeweglichem Vermögen (eine Mio, Euro) geborgt. Der Zinsertrag bleibt im Haus.

Seltene Einigkeit

Dass der Deal mit den Kärntnern so rasch abgewickelt werden konnte, ist auch allen im Gemeinderat vertretenen Parteien zu verdanken, denn sie alle stimmten einstimmig für den Rückkauf – ein seltenes Vorkommen. "Jede Zeit hat ihre eigenen Lösungen. Die Entscheidung zum Verkauf damals war gut und auch die heutige Entscheidung zum Rückkauf ist eine gute. Die Zeiten haben sich geändert, die Stadt steht gut da. Der große Vorteil, den wir uns erhoffen ist, dass wir als Alleineigentümer nun bei der Tarifgestaltung mehr Spielraum haben", so Gernot Leskovar (SPÖ).

Josef Adam (Stadtrat der ÖVP) dazu: "Wir sind sehr dankbar für die Einbindung in diesen Entscheidungsprozess und die konstruktiven Gespräche. Wir sehen das ganze sehr positiv, sowohl die künftige Unabhängigkeit als auch die Finanzierung durch Eigenmittel."

Gemeinsame Pressekonferenz aller Parteien: Clemens Perteneder, Fritz Kratzer, Gernot Leskovar, Josef Adam, Elisabeth Posch und Peter Vogl. | Foto: Kern
  • Gemeinsame Pressekonferenz aller Parteien: Clemens Perteneder, Fritz Kratzer, Gernot Leskovar, Josef Adam, Elisabeth Posch und Peter Vogl.
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Einbindung vorbildlich

Elisabeth Posch von der FPÖ dazu: "Dass uns der Bürgermeister von Anfang an eingebunden hat war sehr vorbildlich. Wir sehen den Rückkauf als große Chance für einen günstigeren Strompreis und als große Möglichkeit. Man sieht durch diese seltene Einigkeit aller Parteien sehr gut, dass gemeinsam sehr viel weitergeht."

Clemens Perteneder von der KPÖ war zwar zum Zeitpunkt des Verkaufs vor 20 Jahren noch nicht im Gemeinderat, stand dem Verkauf aber kritisch gegenüber. "Diesbezüglich habe ich mich offensichtlich getäusch. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass wir die Anteile jetzt zurückkaufen konnten und ich finde, es ist ein großer Schritt in eine gute Richtung."

Zwar vom jetzigen Rückkauf begeistert zeigt sich auch Peter Vogl von der Liste Vogl, allerdings kann er sich einen Seitenhieb auf den Verkauf vor 20 Jahren nicht verkneifen. "Die Liste Vogl war beim Teilverkauf der Stadtwerke vor 20 Jahren die einzige Gegenstimme. Einerseits weil ich grundsätzlich der Meinung bin, dass die unverzichtbare Versorgung der Menschen mit Energie nicht der Gewinnmaximierung ausgesetzt werden darf und andererseits, weil die Kelag mehrheitlich der Rheinisch Westfälischen Atomstromgesellschaft RWE gehört, die auch extrem umweltschädliche Braunkohle abbaut und verstromt. Ich bin daher froh darüber, dass man sich sich von dieser unmoralischen Partnerschaft trennt. Auch wenn ich die Befürchtung habe, dass dieser Rückkauf nicht unbedingt zum Vorteil der Stromkunden ausgehen wird und die ganze Geschichte nicht nur zum Jubeln ist, bin ich froh darüber. Aber der Verkauf wäre meiner Meinung nach nie nötig gewesen."

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