Zahnlose Ökodesign-Richtlinie
Gasthermen: Es werden zu viele "alte Stinker" verbaut
Heizwertthermen dürfen nicht mehr eingebaut werden. Doch ihr Anteil steigt.
Seit 2015 dürften nämlich laut Ökodesign-Richtlinie keine Heizwertthermen, sondern nur noch die bis zu 15 Prozent effizienteren Brennwertthermen eingebaut werden. Diese seien zudem laut Installateuren auch sicherer, was die Kohlenmonooxidgefahr angeht. Doch der Anteil an neuen Heizwertthermen ist laut Kesselvereinigung zuletzt von 30 Prozent 2017 auf heuer 35 Prozent angestiegen.
Ein Wiener Problem
Das sei vor allem auf Wien zurückzuführen, denn laut einer Studie von E7, ein auf Marktanalysen spezialisiertes Unternehmen, befinden sich von den österreichweit etwa 700.000 Wohnungen mit Gasetagenheizung über 500.000 in Wien. "Es sind in Wien, immer noch zu wenig Brennwertthermen im Umlauf", bestätigt Michael Mattes, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker bei der Wirtschaftskammer, gegenüber den Regionalmedien Austria (RMA).
Schlecht umgesetzte Ökodesign-Richtlinie
Den Grund sieht er in der mangelhaften Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie. Deren Umsetzung scheitert teilweise an baulichen Hürden, deren Überwindung Eigentümer viel kosten würde. Einzelne Gasetagenheizungen in Mehrparteienhäusern sind oft an einen Kamin angeschlossen. Soll in eine Wohnung eine Brennwerttherme eingebaut werden, müsste auch der Kamin saniert werden. Doch der sanierte Kamin wäre mit den Heizwertthermen der anderen Wohnungen inkompatibel. Für diesen Fall gibt es die Ausnahmeregel, die den Einbau von neuen Heizwertthermen – "den alten Stinkern", wie sich ein Branchenkenner ausdrückt – erlaubt.
Fehlende Zahlen
Bernd Vogl von der MA20 in Wien erklärt sich die Zunahme mit Vorzieheffekten, da die Lagerbestände an Heizwertthermen bald aufgebraucht sind. Neos-Umweltsprecher Michael Bernhard hat dazu eine parlamentarische Anfrage an das Nachhaltigkeitsministerium unter Elisabeth Köstinger gestellt, das für die Umsetzung der Richtlinie zuständig sein soll. Ein Ministeriumssprecher sagt auf Anfrage der RMA, dass nicht bekannt sei, wieviele Nutzer betroffen sind. Man sei jedoch dabei, eine Lösung im Sinne der #mission2030-Ziele sowie der Betroffenen zu finden.
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