Rauch kündigt Gespräche an
HIV-Prophylaxe womöglich bald kostenlos

Jährlich wird bei 300 bis 400 Österreicherinnen und Österreichern eine HIV-Infektion neu diagnostiziert. Neben Verhütungsmaßnahmen schützt vor allem die Einnahme von Präexpositionsprophylaxen (PrEP). | Foto: DenisNata/panthermedia
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  • Jährlich wird bei 300 bis 400 Österreicherinnen und Österreichern eine HIV-Infektion neu diagnostiziert. Neben Verhütungsmaßnahmen schützt vor allem die Einnahme von Präexpositionsprophylaxen (PrEP).
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Jährlich wird bei 300 bis 400 Österreicherinnen und Österreichern eine HIV-Infektion neu diagnostiziert. Neben Verhütungsmaßnahmen schützt vor allem die tägliche Einnahme von HIV-Präexpositionsprophylaxen (PrEP). Internationale Studien belegen, dass diese Präparate die Infektionsraten bei bestimmten Personengruppen um 75 Prozent reduzieren können. Bisher werden die HIV-Prophylaxen allerdings nicht von den österreichischen Krankenkassen übernommen. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kündigt nun Gespräche dazu an. 

ÖSTERREICH. Wird eine HIV-Infektion früh genug erkannt und rechtzeitig behandelt, haben Betroffene die gleiche Lebenserwartung wie die restliche Bevölkerung. Um sich dennoch vor HIV zu schützen, greifen Personen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko zunehmend auf PrEP zurück. Laut dem Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) nehmen auch in Österreich bereits 3.000 Personen regelmäßig solche Präventiv-Medikamenten ein.

Infektionsrate um 75 Prozent reduziert

Das AIHTA wertete im Auftrag des Gesundheitsministeriums zuletzt 17 internationale Studien aus, die die Wirksamkeit der PrEP analysierten. Insgesamt zeigte sich, dass eine tägliche, orale Einnahme der Präparate gewisse Personengruppen äußerst wirksam vor einer HIV-Infektion schützen kann. Dies gelte für homosexuelle Männer und Menschen, die mit einer HIV-positiven Personen in einer Partnerschaft leben. In diesen Zielgruppen konnten die Präventiv-Medikamente die Infektionsrate um 75 Prozent reduzieren.

Studien zur Sicherheit bei weiteren Risikogruppen gibt es bisher keine. Aufgrund der hohen Wirksamkeit empfahlen die Europäische Arzneimittelbehörde und die Weltgesundheitsorganisation dennoch bereits die Prophylaxe-Präparate allen Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko zugänglich zu machen.

Empfehlung für kostenlosen Zugang in Österreich

Der Zugang zu PrEP ist in Österreich bisher noch recht schwer und wird von den Sozialversicherungen nicht übernommen. Bisher sind die Präventiv-Medikamente nur auf Privatrezept erhältlich, wobei ausgewählte Apotheken sie zu einem reduzierten Preis anbieten. Insgesamt belaufen sich die monatlichen Kosten aber dennoch auf mindestens 60 Euro.

Gesundheitsminister Johannes Rauch möchte nun einen kostenlosen und einfacheren Zugang zu PrEP für Risikogruppen.  | Foto: stokkete
  • Gesundheitsminister Johannes Rauch möchte nun einen kostenlosen und einfacheren Zugang zu PrEP für Risikogruppen.
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AIHTA spricht sich nun aber für einen kostenlosen Zugang für Risikogruppen aus. Dabei empfiehlt das Institut, die Prophylaxe-Präparate als Teil eines umfassenden Test-, Prävention und Behandlungsdienstes anzubieten. Hierzu zählen beispielsweise regelmäßige HIV-Tests oder Beratungen für Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko. AIHTA verweist darauf, dass dieser Schritt zwar kurzfristige Kosten verursache, langfristig aber auch ein Nutzen für das Gesundheitssystem folgen werde. Eine geringere HIV-Infektionsrate verringere schließlich auch die künftigen Behandlungskosten. 

Rauch kündigt Gespräche an

Bisher fallen Präventionsmaßnahmen wie PrEP nicht in das Leistungsangebot der allgemeinen Krankenversicherungen. Wie die APA berichtet, möchte Gesundheitsminister Rauch - aufgrund der positiven Ergebnisse der Studien und der Empfehlung der AIHTA - nun aber den kostenlosen Zugang zu PreP diskutieren: "Prävention ist ein Schlüssel für die Zukunft unseres Gesundheitssystems. Das muss allen Partnern im Gesundheitssystem ein gemeinsames Anliegen sein".

Auch Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, forderte diesen Schritt. Sie verwies darauf, dass die AIHTA-Studie belege, worauf die Aids-Hilfen und die Österreichische Aidsgesellschaft schon länger verweisen: "Momentan ist der Zugang zu diesem wirkungsvollen Präventiv-Medikament besonders für vulnerable Gruppen noch viel zu hochschwellig, weil kostenintensiv, das muss sich dringend ändern."

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