Expertin warnt
Long-Covid-Risiko erhöht sich mit jeder Infektion

- Laut internationalen Untersuchungen leiden zehn bis 20 Prozent aller an Corona-Erkrankten an einer Form von Long Covid.
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Menschen können sich zwei- bis dreimal im Jahr mit unterschiedlichen Corona-Varianten anstecken. Mit jeder Infektion steigt auch das Risiko einer Erkrankung mit Long Covid. Es sei inzwischen erwiesen, dass sich das Risiko mit jeder Ansteckung kumulativ erhöht, erklärt die Long-Covid-Expertin Kathryn Hoffmann und warnt gleichzeitig vor einer "dauerkranken Gesellschaft". Sie spricht sich für spezielle Behandlungsstellen sowie "klare, transparente, wissenschaftliche und logisch-nachvollziehbare Schutzmaßnahmen" aus.
ÖSTERREICH. Laut internationalen Untersuchungen leiden zehn bis 20 Prozent aller an Corona-Erkrankten an einer Form von Long Covid. Die Symptome sind dabei mannigfaltig: Betroffene klagen über Lichtempfindlichkeit, starke Kopfschmerzen bis hin zu körperlicher und geistiger Erschöpfung, die sie ans Bett fesselt. Gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) forderte die Long-Covid-Expertin Kathryn Hoffmann nun mehr Prävention ein. Es sei inzwischen klar, dass sich das Risiko mit jeder Infektion kumulativ erhöht, vor allem wenn von der Vorinfektion noch Schäden bestehen "und sich die nächsten schon wieder draufsetzen", sagte die Leiterin der Abteilung für Primary Care Medicine der Med-Uni Wien.
"Dauerkranke Gesellschaft"
Man könne sich im Schnitt zwei- bis dreimal pro Jahr mit immer unterschiedlichen Corona-Varianten anstecken. Jedes Mal gebe es ein zehnprozentiges Long-Covid Risiko, so die Expertin. Es brauche daher "klare, transparente, wissenschaftliche und logisch-nachvollziehbare Schutzmaßnahmen, um wieder zu einer nicht-dauerkranken Gesellschaft zurück zu finden". Denn "was alle brauchen, ist guter Infektionsschutz vor einer erneuten Sars-CoV-2 Infektion", betonte die Expertin.
Für von Long Covid Betroffene fordert sie eigene Behandlungsstellen, an denen sich spezialisiertes Wissen versammelt, "um die richtigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ergreifen zu können". Auch verwies Hoffmann darauf, dass Menschen mit postakuten Infektionssyndromen öfters sehr schwer körperlich beeinträchtigt sind und umfassende medizinische und soziale Unterstützung zu Hause brauchen.
Saubere Luft oder Masken
Hoffmann betonte auch, dass es sich bei SARS-CoV-2 um ein über die Luft übertragbares Virus handelt. Daher sollten "sofort Maßnahmen zu sauberer Luft in Innenräumen" umgesetzt werden - allen voran in Kindergärten und Schulen. Gleiches gelte aber auch für öffentliche Verkehrsmitteln, Großraumbüros und das Gesundheitswesen.
Bis es soweit ist, brauche es auch "qualitativ hochwertige Masken", vor allem im Gesundheitswesen und in öffentlichen Verkehrsmitteln - und die Möglichkeit niederschwellige, gute Testmöglichkeiten und Medikamente im Krankheitsfall zu bekommen. Als Beispiel verwies Hoffmann etwa auf New York, wo aktuell Gratis-PCR-Testmöglichkeiten angeboten werden.
Rauch plant Zentrum für postvirale Erkrankungen
Bereits im November kündigte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die Errichtung eines nationalen Referenzzentrums für postvirale Erkrankungen an. "Aufgrund des Fehlens eines klarer Biomarkers und sehr unterschiedlichen Symptomen der Betroffenen gestaltet sich die Behandlung postviraler Erkrankungen nach wie vor als schwierig. Durch die Einrichtung eines nationalen Referenzzentrums können wir die Forschung ausbauen und die Versorgung künftig deutlich verbessern", hieß es von Rauch damals in einem Statement.
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