Hygienestandards niedrig
Periodenprodukte bergen Gesundheitsrisikos
Die Hygienestandards bei Menstruationsprodukten sind nicht ausreichend und müssten besser reguliert und erforscht werden. Das sagt Elisabeth Mertl vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien.
ÖSTERREICH. Laut einer Expertin vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) sind Taschentücher und Periodenprodukte ähnlich reguliert, obwohl die Risiken für den Kontakt mit vaginalen Schleimhäuten bei Menstruationsprodukten viel höher sind als bei Taschentüchern. Trotzdem werden Menstruationsprodukte in den meisten europäischen Ländern nicht als medizinische Produkte betrachtet, im Gegensatz zu den USA, wo strengere Sicherheitsstandards gelten.
Standards für Taschentücher und Tampons ähnlich
„Taschentücher und Periodenprodukte sind beide gesetzlich ähnlich reguliert, auch die Empfehlungen für sie sind sehr ähnlich“, so Mertl, „Dabei haben Taschentücher nur ein paar Sekunden Kontakt mit der Nase, Menstruationsprodukte hingegen tagelang mit den vaginalen Schleimhäuten.“
Das gesundheitliche Risiko sei also ein ungleich größeres, so die Biotechnologin. Es gibt derzeit keine gesetzlichen Anforderungen für Sicherheit und Hygiene. Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist für die Kontrolle zuständig und hat zuletzt 2020 33 Tampons, Binden und Slipeinlagen überprüft und nur einen Artikel beanstandet. 2021 wurden 23 Menstruationstassen überprüft und sechs davon beanstandet.
Bisher zu wenig Forschung
Da es keine gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsstandards und keine EU-weite Regulierung gibt, wurde bisher wenig geforscht. Das liegt zum Teil daran, dass es lange ein Tabu war, über die Periode zu sprechen, und die Forschung männerdominiert war. Die Werbung suggeriert, dass Menstruationsprodukte sicher sind, was aber oft nur den Auslaufschutz betrifft, nicht die gesundheitliche Sicherheit.
Forschung bietet viele Möglichkeiten
Das OFI arbeitet im Rahmen eines Forschungsprojekts an Methoden, um die toxikologischen und mikrobiologischen Eigenschaften von Periodenprodukten besser zu untersuchen. Dazu gehört auch die Simulation von Blut und Menstruationsflüssigkeit und die Untersuchung der Auswirkungen auf die Bestandteile von Tampons, Binden und Co. Bei Mehrwegprodukten geht es auch um die ideale Reinigung und die Auswirkungen der Reinigung auf das Material. Das Ziel ist eine systematische Sicherheitsbewertung von Menstruationsprodukten, am besten auf internationaler Ebene. Mertl gibt sich zwiegespalten, denn sie ist „als Frau verärgert, dass bis jetzt so wenig zu dem Thema geforscht wurde, als Wissenschaftlerin andererseits erfreut darüber, wie viel es da noch zu entdecken gibt."
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