"Ernste Bedrohung"
TFA in vielen Getreideprodukten nachgewiesen

- Eine aktuelle Untersuchung der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 in Kooperation mit der Arbeiterkammer Oberösterreich (AKOÖ) offenbart bedenklich hohe Belastungen von Getreideprodukten mit der sogenannten Ewigkeits-Chemikalie Trifluoressigsäure (TFA).
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Eine aktuelle Studie von GLOBAL 2000 und der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt alarmierend hohe Belastungen von Getreideprodukten mit der langlebigen Chemikalie TFA, vor allem konventionelle Erzeugnisse überschreiten dabei teils deutlich den Richtwert. Die Organisationen fordern nun ein Verbot und einheitliche Richtwerte.
ÖSTERREICH. Eine aktuelle Untersuchung der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 in Kooperation mit der Arbeiterkammer Oberösterreich (AKOÖ) offenbart bedenklich hohe Belastungen von Getreideprodukten mit der sogenannten Ewigkeits-Chemikalie Trifluoressigsäure (TFA). Die am Dienstag in einer Onlinepressekonferenz präsentierte Studie mit dem Titel "Die Ewigkeits-Chemikalie im täglichen Brot" dokumentiert TFA-Nachweise in sämtlichen der 48 getesteten Proben – darunter Brot, Nudeln, Frühstücksflocken, Cornflakes und Mehl.
Erklärung TFA
Was sind TFA?
Erklärung von GLOBAL 2000: "TFA (Trifluoressigsäure) ist ein hochpersistentes Endprodukt, das beim Abbau von PFAS-Pestiziden in der Landwirtschaft sowie fluorierten Gasen (F-Gasen) aus der Kältetechnik entsteht. Aufgrund seiner extremen Persistenz und Wasserlöslichkeit reichert sich TFA in den globalen Wasserressourcen und in lebenden Organismen an. Am 26. Mai 2025 veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag zur Einstufung von TFA als 'reproduktionstoxisch, Kategorie 1B', mit den Gefahrenhinweisen H360Df: 'Kann das Kind im Mutterleib schädigen. Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.'"Besonders beunruhigend ist dabei nicht nur das flächendeckende Vorkommen der Substanz, sondern auch die Höhe der gemessenen Werte. Konventionelle Produkte waren im Durchschnitt dreimal so stark belastet wie Bioprodukte, doch selbst in Bio-Erzeugnissen wurden durchgängig TFA-Gehalte über 10 µg/kg nachgewiesen. Den höchsten Wert zeigte ein konventioneller Butterkeks mit 420 µg/kg – ein Vielfaches dessen, was in Trinkwasser als bereits hochbelastet gilt.
Richtwerte deutlich überschritten
Laut der Studie liegt die tägliche TFA-Aufnahme bei einem durchschnittlichen Konsum konventioneller Getreideprodukte bei Erwachsenen 1,5-fach und bei Kindern sogar 4-fach über dem von niederländischen Gesundheitsbehörden empfohlenen Richtwert. Ein EU-weit einheitlicher toxikologischer Grenzwert für TFA existiert bislang nicht.
Studienautor Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000, dazu:
"Die Höhe der TFA-Gehalte, vor allem in Brot und Nudeln, ist sehr beunruhigend und schreit nach Maßnahmen, um jede weitere TFA-Emission in die Umwelt so rasch wie möglich zu stoppen. In konventionellen Getreideprodukten waren die durchschnittlichen Belastungen so hoch, dass ein gesundheitliches Risiko für Kinder nicht mehr ausgeschlossen werden kann."

- Die Studie zeigt, dass TFA selbst auf Feldern nachweisbar ist, die nie mit Pestiziden behandelt wurden. Das unterstreicht laut GLOBAL 2000 die hohe Verbreitung der Substanz.
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TFA auf den Feldern
Die Studie zeigt, dass TFA selbst auf Feldern nachweisbar ist, die nie mit Pestiziden behandelt wurden. Das unterstreicht laut GLOBAL 2000 die hohe Verbreitung der Substanz. Biobäuerin Maria Grünbacher aus dem oberösterreichischen Mühlviertel berichtet: "Seit einem halben Jahrhundert wirtschaften wir auf unserem Hof rein biologisch. Wir bringen keine Ewigkeits-Chemikalien auf unsere Felder. Doch wie es scheint, landen sie dennoch – wenn auch in kleinerer Menge – in unseren Erzeugnissen. Es ist nicht fair, dass die chemische Industrie Stoffe in die Welt setzen darf, die sich über den gesamten Globus ausbreiten und niemals wieder verschwinden."
"Ernste Bedrohung"
Der Umweltchemiker Hans Peter Arp sieht in den Ergebnissen eine "weitere Bestätigung für die massive und beschleunigte Anreicherung von TFA in Wasser, Böden und Pflanzen, die eine ernste Bedrohung für die planetaren Belastungsgrenzen darstellt". Weiters erklärt er dazu:
"Diese Studie ist schockierend, aber für diejenigen von uns, die TFA erforschen, nicht unerwartet. Wir beobachten, dass TFA in Ökosystemen, bei Menschen und Tieren weltweit rapide zunimmt. Daher müssen wir jetzt darüber diskutieren, wie wir diesen rasanten Anstieg eindämmen können, bevor Bedrohungen für die planetaren Grenzen, wie beispielsweise toxische Auswirkungen auf gefährdete Bevölkerungsgruppen, eintreten."
Forderungen an die Politik
GLOBAL 2000 und die AKOÖ fordern damit die sofortige Marktrücknahme aller PFAS-haltigen Pestizide durch die österreichische Bundesregierung sowie die Zustimmung zum EU-weiten PFAS-Gruppenverbot. Darüber hinaus brauche es dringend nationale Grenzwerte für TFA, um die Bevölkerung effektiv zu schützen und die Belastung dauerhaft zu überwachen.
Die ausführlichen Ergebnisse der Untersuchung findest du hier.
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