Bernhard Kohl über Dancing Stars & Doping
"Ich habe diesen Weg gewählt"

Bernhard Kohl ist der neue Glücks-Treffer: "Ich habe diesen Weg gewählt!" | Foto: Michael Geißler
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Als Radprofi feierte er Erfolge, bei Dancing Stars 2021 mauserte er sich zum Publikumsliebling. Ex-Sportler Bernhard Kohl aus Niederösterreich spricht im neuen "Glücks-Treffer" über das Privileg, Menschen Freude zu bereiten - aber auch über Radfahrtipps sowie sein neues Leben nach dem tiefen Doping-Fall.

ÖSTERREICH. Als ehemaliger Profisportler kann es Bernhard Kohl kaum erwarten, sich im Frühling aufs Rad zu schwingen. Der gebürtige Wiener, der in Wolkersdorf aufgewachsen ist und mit Frau, zwei Kindern (8 und 11) sowie Hund in Brunn am Gebirge lebt, führt im 23. Wiener Gemeindebezirk ein Radgeschäft. Für MeinBezirk.at wirft der 41-Jährige einen Blick zurück auf sein Leben am Dancing-Stars-Parkett, am Radsattel, aber auch im Dopingsumpf - und gibt Radtipps für die neue Saison.

Was bedeutet Glück für dich?
Bernhard Kohl:
Glück bedeutet für mich Gesundheit für die Familie und mich selber. Ich bin letztes Jahr mit dem Rad gestürzt und habe mir eine Verletzung zugezogen. Da lernt man dann auch wieder, was das wichtigste Gut im Leben ist. Ich habe mir einen Wirbel gebrochen, der wurde operiert. Ich habe im Krankenhaus viel Zeit verbracht, außerdem hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Dann relativiert sich das eine oder andere Problem. Man nimmt die Gesundheit immer so als selbstverständlich hin. Wenn es dann einmal anders ist, sieht man, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Aber so tickt der Mensch generell.

Lass uns bitte an deinem aktuellen Leben teilhaben: Was macht der Mensch Bernhard Kohl beruflich?
Ich bin im Leben super angekommen. Ich habe mein Geschäft das 12. Jahr und es war eine sehr herausfordernde Zeit mit Corona, die Unsicherheit, gerade am Beginn ... Da hat jeder Unternehmer graue Haare bekommen. Aus wirtschaftlicher Sicht war dann bei uns schnell klar, dass die Nachfrage nach Fahrrädern sehr hoch war. Da haben wir rasch erkannt, dass wirtschaflich nicht das Riesenproblem ersteht. Aber durch Probleme in der Lieferkette taten sich Herausforderungen auf - und auch immer noch. Man muss mittlerweile extrem viel Aufwand betreiben, dass die Kundinnen und Kunden zufrieden sind. Das ist am Ende des Tages, was zählt: Dass uns die Kundinnen und Kunden mit einem guten Gefühl und guten Produkt wieder verlassen. Es ist schön, Menschen Freude zu bereiten. Radfahren ist so eine wunderschöne Sportart. Es macht jeden Tag Spaß, zu sehen, dass Menschen Gaudi am Sport haben. Sport ist für die Gesundheit wichtig.

... und wie geht es ihm privat?
Ich habe zwei Kinder mit acht und 11 Jahren, da bin ich natürlich auch gefordert. Die Familie erfordert auch Zeit, Zeit, die ich dann weniger zum Radfahren habe. Selbst komme ich gerade wenig dazu. Aber es ist ein wunderschöner Lebensabschnitt, wenn die Kinder auch aktiv werden. Eine wunderschöne Zeit.

Auf MeinBezirk.at gibt Bernhard Kohl Radtipps und verrät seine Lieblingsstrecken. | Foto: Michael Geißler
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Verrate uns bitte: Wie viel radelst du als Radprofi denn mit deiner Familie?
Sicher mehr als der Durchschnitt, aber in diesem jungen Alter empfinde ich es noch als zu gefährlich, mit ihnen auf der Straße zu fahren. Beim Mountainbiken hält sich die Motivation zum Rauffahren bei meinen Kids noch in Grenzen - das Runterfahren ist super und spaßig. Fürs Rauftreten muss ich als Vater noch gehörig viel Überzeugungskraft leisten (lacht)!


... aber wenn jemand überzeugend ist, dann wohl du als ehemaliger Profi-Sportler?

Wenn man mit Kindern Sport macht, ist es ganz wichtig, dass der Antrieb von ihnen selbst ausgeht. Wenn man als Elternteil hier zu viel forciert und den Spaß wegnimmt, werden die Kinder das nicht gerne machen. Wenn man etwas nicht gerne im Leben macht, wird man auch nicht erfolgreich sein. Ich bin der Meinung, dass man ihnen vieles schmackhaft machen muss - egal, ob es der Sport ist oder das Berufsleben. Zu viel Druck ausüben ist in keinem Bereich der richtige Bereich.

Was sind deine ersten Erinnerungen ans Radfahren?

Meine erste Erinnerung ist wohl mein Fahrrad, das ich als Kind geschenkt bekommen habe - wahrscheinlich rund um Ostern. Ich bin immer gerne bei uns mit dem Rad herumgefahren, habe wie jedes Kind Fußball gespielt und Tennis. Durch meinen Papa, der auch hobbymäßig viel Rad gefahren ist, bin ich tiefer in diesen Sport vorgestoßen. Da wurde mir klar, dass ich da ein Talent habe. Wenn man Talent hat, macht man es natürlich auch gerne. Ich habe Spaß an der Freiheit gefunden, Freiheit am Rad. Das Radfahren begleitet mich mein ganzes Leben und wird es auch noch lange tun.

Was vermisst du am Profi-Rennsport - und was nicht?
Wichtig ist, dass man Lebensabschnitte hat und für den jeweiligen Lebensabschnitt 100 Prozent gibt. Und wenn man zurückdenkt und hadert, ist das nie der richtige Ansatz. Da wird's dann schwer mit dem Glücklichsein. Ich bin jemand, der nach vorne schaut und sich Ziele sucht. Der Mensch hat ja sowieso die Gabe, immer nur an die positiven Sachen zurückzudenken. Denke ich an meine Profikarriere zurück, fallen mir Erfolge und Radtouren in der Sonne ein - aber nicht, dass ich etwa fünf Stunden durch starken Regen radeln musste. Oder an meinen Doping-Vorfall, wo sehr viel Negatives mitschwang. Aber auch das blendet man interessanterweise aus. Ich denke gerne zurück an die Zeit, wo ich als Profi unterwegs war. Ich kann aber nicht sagen, dass ich etwas vermisse. 

Du sprichst die Schattenseiten deiner Karriere an: 2008 wurdest du des Dopings überführt, Erfolge wurden dir aberkannt. Nervt es, wenn dich Menschen noch immer damit in Verbindung bringen oder kannst du gut damit umgehen? 
Es stört mich nicht, wenn mich Menschen auf das, was früher passiert ist, anreden. Im Geschäft haben wir eine große Wand, wo vom Erfolg bis zum Misserfolg und Doping alles aus meiner Karriere dargestellt ist. Das Schöne ist, dass ich darüber reden kann. Viele Sportlerinnen und Sportler haben das Problem, egal ob sie erwischt oder nicht erwischt werden, dass sie nicht darüber reden können, was wirklich gewesen ist. Mir ist das Doping eben passiert, ich habe diesen Weg so gewählt. Es ist angenehm, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, ob ich dieses und jenes auch wirklich sagen darf. Bei Dancing Stars konnte ich endlich zeigen, wer ich bin. Das war eine sehr runde Sache, die mir viel gebracht hat und für die ich sehr dankbar war.

2021 wirbelte Bernhard Kohl mit Profi-Partnerin Vesela Dimova bis ins Finale. Auch heute noch bleibt er der Show verbunden: "Wir Stars aus der 14. Staffel haben immer noch eine WhatsApp-Gruppe." | Foto: ORF/Hans Leitner
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Stichwort Dancing Stars: Fühlst du dich am Tanzparkett oder doch auf dem Rad wohler?
(lacht) Da muss ich schon klar sagen: am Rad! Mein Talent liegt beim Radfahren, das seit Kindheitstagen meine Leidenschaft ist. Bei Dancing Stars musste ich mir irrsinnig viel erarbeiten. Und wegen dem Tänzerischen bin ich auch nicht so weit gekommen, das war offensichtlich. Es geht bei Dancing Stars eben nicht nur darum, wie perfekt jemand tanzt - sondern wie man beim Publikum ankommt, ob man sympathisch ist, usw. 

Hand aufs Herz: Wie überraschend war der Finaleinzug 2021 für dich selbst?
Sehr überraschend. Tatsächlich hätte ich nie gedacht, dass ich es bis ins Finale schaffe. Jeder, der mitmacht, will nicht gleich in der 1. Show ausscheiden. Danach kommt man in einen Flow, wo man die 1., 2., 3., Woche schafft - und dann packt einen der Ehrgeiz. Da war ich selbst schon überrascht - und meine Frau wahrscheinlich am meisten (lacht). Die weiß, wo ich vom Tänzerischen herkomme. Das war sehr schön zu sehen, wie weit die Reise gehen kann.

Wie viel tanzt du mit deiner Frau? 
Meine Frau tanzt gerne Salsa, sie hat ein Rhythmusgefühl und kann das richtig gut. Mir hingegen liegen Standardtänze mehr als lateinamerikanische Tänze. Die Hüfte und das Leichtfüßige sind etwas konträr zu meinem Tanzstil (lacht). Ich hätte mich früher nie auf eine Tanzfläche getraut - diese Scheu ist jetzt weg. Wenn man auf einer Bühne vor einer Mio. TV-Fans tanzt, dann traut man sich in einem Tanzlokal, wo ein paar Hundert Leute stehen, zu tanzen. (lacht)

Man könnte also sagen, die Showteilnahme war ein Gewinn für euch beide!
Absolut! Da hat meine Frau schon mitprofitiert. Natürlich war die Zeit, als ich getanzt habe, sehr fordernd für sie - ich war voll in Dancing Stars drinnen, habe täglich trainiert. Drei Monate dreht sich alles nur diese Show. Und sie war viel zuhause und hat daheim vieles übernehmen müssen.

"Tatsächlich hätte ich nie gedacht, dass ich es bis ins Finale schaffe", gibt Bernhard Kohl im Interview zu. Er selbst tanzt nach wie vor gerne. | Foto: Michael Geißler
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Hast du noch Kontakt zu anderen Teilnehmern aus deiner Staffel?
Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, aber der Kontakt schläft irgendwann ein. Ich habe noch viel Kontakt mit Caro Athanasiadis, mit ihr und ihrer Familie machen wir viel. Mit Faris Rahoma bin ich noch in Kontakt. Die eine oder andere Freundschaft bleibt bestehen. 

Gibt es noch andere, versteckte Talente des Bernhard Kohl? Wie wäre es mit Singen?
(lacht) Eines meiner Talente, das jeden Tag im Geschäft gefordert ist, ist Grundgelassenheit. Ich empfinde das als großen Pluspunkt, dass ich mit Gelassenheit Situationen entgegentrete und Lösungen finde. Und, dass mir Ungewissheit nichts ausmacht. Meine Frau kann zwar super tanzen, aber sie hätte nie mitgemacht: Diese Ungewissheit ist nichts, das sie mag. Ich denke mir: "Das wird schon werden" - und mache einfach das Beste aus der jeweiligen Situation. Das ist eine große Gabe, die ich habe, und sicherlich eine Stärke von mir.

Verrate uns bitte 5 Tipps für die neue Radsaison: Wie sollte man wieder starten, worauf darf man nicht verzichten - und was sind Ihre Lieblingsradstrecken?

  1. Wichtig ist, dass das Rad funktioniert. Man hat es im Herbst wahrscheinlich im Keller abgestellt, im Frühling nimmt man es raus - dann ist die Radwerkstatt gefordert. Tipp: Das Rad schon im Winter zum Service bringen, da haben alle Radgeschäfte gut Zeit.
  2. Funktionieren die relevanten Teile wie die Bremse - und ist genügend Luft in den Reifen? Man kann sehr viel selber checken und ausbessern, um sicherzugehen, dass das Rad sicher ist. 
  3. Ein Helm ist Pflicht! Das ist schon fast normal geworden, einen Helm zu tragen. Es wird einfach gefährlicher auf den Straßen. Kopf hat man nur einen, da ist es wichtig, den auch zu schützen.
  4. Am Beginn nicht übertreiben und dem Körper Zeit geben, sich wieder ans Fahren zu gewöhnen. Wenn man gleich übertreibt, tut es weh - und das mindert den Spaß am Radfahren. Lieber mit kurzen Einheiten beginnen und dann schön langsam steigern. So hat man einen wunderschönen Sommer am Rad.
  5. Lieblingsradstrecken habe ich einige, aber vor allem mag ich den Wienerwald, weil es dort wenig Verkehr gibt. Aufs Mountainbike schwinge ich mich mit meinen Kindern bei den Wexl Trails in St. Corona am Wechsel. Das macht der ganzen Familie Spaß.
Auf MeinBezirk.at gibt Bernhard Kohl Radtipps und verrät seine Lieblingsstrecken. | Foto: Michael Geißler
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"I bin's: der Wordrap"

MeinBezirk.at: Was liebst du an Österreich?
Bernhard Kohl: Vielfältigkeit.

Diese Österreicherin/ dieser Österreicher inspiriert mich: 
Ich suche mir von vielen Menschen Eigenschaften und Herangehensweisen zusammen - und finde so den Weg für mich. So ein richtiges Vorbild habe ich nicht.

Dein Lieblingsplatzerl in Österreich? 

Irgendwo auf einem Berg. Mit dem Rad oder mit den Skiern - das ist immer schön.

Dein Lieblingsessen der österreichischen Küche?
Kaiserschmarren.

Was ist dein Lieblingsdialektwort der österreichischen Sprache? 
Da ich auch in Kärnten gelebt habe, ist es kein Wort, sondern der Kärntner Dialekt, den ich besonders gerne mag.

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