Die Mayerin über "Liebe":
"Keine Mama, die Gurken als Sterne aussticht"

Die Mayerin aus dem Burgenland wirbelt die Austro-Musikszene auf: Mit ihrem neuen Album "Liebe" zeigt sich die Singer-Songwriterin, die auch als Psychologin arbeitet, ganz hautnah - wie auch beim "Glücks-Treffer", wo sie mit MeinBezirk.at über dicke Felle, Anerkennung zu Lebzeiten und darüber sprach, warum ihre Töchter die größten Musik-Hitgaranten sind.

ÖSTERREICH. Schlicht mit "Liebe" betitelt, legt Ulrike Mayerin als Die Mayerin ihr 3. Album vor. Die 38-jährige Zweifachmama verrät, was sie am Austro-Musikbusiness zu kritisieren hat, wo ihr Amadeus Award steht und ob ihre Töchter sie cool finden.

MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für dich?
Die Mayerin:
Das ist eine schöne Frage. Glück bedeutet für mich, die wirklichen Details und kleinen Wunder im Leben genießen zu können. Glück ist für mich, wenn ich einen kalten Drink mit ganz viel Streusel drauf und Schlagobers zu mir nehme - dieser erste Moment, wo ich mit dem Löffel reinfahre und alles in allem in den Mund stopfe. Die kleinen Wunder des Lebens.

In deinem neuen Album geht's um die "Liebe". Was bedeutet denn Liebe für dich?
Liebe ist für mich der größte Wert. Liebe ist die Antwort auf jede Frage des Lebens. Und ich glaube, dass wir im Moment auf der Welt und in der Weltgeschichte lieben Liebe am allermeisten brauchen. Weil jeder ist so damit beschäftigt, den anderen hin zu haken, sich aufzuregen, zu nörgeln. Es ist so schnelllebig alles ist uns auch die Liebe zu uns selber oftmals verloren geht, weil wir uns nur vergleichen. Und ja, dieses Besinnen auf die Liebe und auf einen liebevollen Umgang miteinander. Ich glaube, das ist ganz wichtig und viel stärker als das sollte viel stärker sein als jede Angst, die uns irgendwie gemacht wird von außen oder jedes Hass Gefühl.

Das heißt, dein Album mit dem Titel Liebe kommt genau zur richtigen Zeit?
Ja, und jeder Song ist mit elf Songs drauf, beschreibt die Liebe in all ihren Facetten. Also der größte Schmerz, den Liebe auslösen kann, wenn man auf einmal in irgendeiner Krise steckt. Bis zum größten Gefühl der Selbstliebe ist alles dabei. Und wir sind irgendwann einmal im Laufe der Produktion draufgekommen, dass jeder Song sich um die Liebe dreht. Und obwohl Liebe halt so ein bisschen kitschig ist und verkitscht, auch durch die Hollywoodfilme, die man so kennt, meine ich damit halt einfach wesentlich mehr wie einfach nur Liebe als Gefühl in einer Beziehung.

Mit "Liebe" legt die Burgenländerin Die Mayerin ihre dritte Scheibe vor. | Foto:  Son MusicVertriebSony Music
  • Mit "Liebe" legt die Burgenländerin Die Mayerin ihre dritte Scheibe vor.
  • Foto: Son MusicVertriebSony Music
  • hochgeladen von Magazin RegionalMedien Austria

Es ist ja ein drittes Album. Aller guten Dinge sind drei, weil es irgendwie Routine, Alben einzuspielen, aufzunehmen, zu produzieren. Wie ist es denn bei diesem Album? Wie ist es denn da gegangen?
Es war gar nichts Routine, weil ich mich gar nicht dazu darauf einlasse, in irgendwelche Routinen zu verfallen, weil ich mich immer wieder neu erfinden will. Ich mag mich selber nicht langweilen, ich möchte immer wieder Neues aus Ausprobieren. Und gerade bei dem Album bin ich komplett aus meinen Komfortzonen ausgebrochen. Mein Produzent hat mir gesagt: "Hey, trau dich einfach, mach die Musik, die du jetzt machen willst. Pfeif auf irgendein Image, was dir irgendwelche fremden Menschen irgendwann einmal gegeben haben." Es war ein schöner Prozess, dieses Album zu schreiben und wirklich drauf zu pfeifen. Das war das wahre Aus-der-Komfortzone-Gehen für mich. Früher war ich ein angepasstes Kind, das nicht anecken wollte und bedacht drauf war, was andere über mich denken. Dieses Album hat mich gestärkt.

Braucht man da ein dickes Fell? 
Oh ja, man braucht ein sehr dickes Fell, vor allem auch als Frau in der Branche. Obwohl ich doch doch das Gefühl habe, dass wir Frauen gar nicht in der Minderheit sind. Weil es gibt ganz viele von uns, aber wir werden in der Minderheit gehalten. Zum Beispiel bestehen Line-ups von Veranstaltungen zu 99 % aus männlichen Acts. Ein Mann, der im österreichischen Dialekt singt, wird in die Pop-/Rock-Schiene rein kategorisiert. Als Frau bist du ganz woanders. Air-Plays im Radio laufen auf bestimmten Sendern für uns Frauen phänomenal, aber auf der anderen wirst du kategorisch ausgeschlossen - weil eine Frau, die im Dialekt singt, da einfach nicht hingehört. Man braucht ein dickes Fell und ich liebe das, was ich mache. Ich habe mein eigenes Label und bin mein eigenes Management, habe eine geniale PR Lady mit an Bord und wirklich ein ganz, ganz kleines Team. Aber ich bin halt die Chefin und und das ist eine spannende Aufgabe, jede Entscheidung selber zu treffen und auch die komplette Verantwortung zu tragen für alles, was ich mache, auch finanziell. 

Du hast ja generell ein sehr spannenden Lebenslauf, Du kommst ja von der Psychologie. Also es ist wahrscheinlich auch nicht so schlecht im Musikbusiness Psychologie zu verstehen, Aber die Musik hat dich ja nie losgelassen, irgendwie.
Ja, ich war ganz früh schon musikalisch unterwegs: Ich hatte mit 20 eine Band namens BandWG. Mit der bin ich groß geworden, mit der bin ich auch im österreichischen Musikzirkus groß worden und habe sehr schnell gemerkt, wie das da so läuft. Wir sind damals in jedes Fettnäpfchen getreten, das man sich nur vorstellen kann. Das war so fast wie meine musikalische Schule. Dann habe ich mich jahrelang auf die Psychologie konzentriert, doch irgendwann kam die Sehnsucht durch.
Es gibt sehr viele versteckte Botschaften in meinen Songs. Die Leute, die mich kennen, wissen genau, wenn ich in einer Textzeile singe, "Karma wirkt leise", was damit gemeint ist. Ich glaube fest daran, dass Karma existiert. "Karma Is A Bitch." Vor allem, man selber schlecht ist und zu seiner Außenwelt auch. So, wie du in den Wald hineischreist, kommt es zurück. Deswegen versuche ich meistens, sehr freundlich hinein zu schreien (lacht)!

Die 38-jährige Ulrike Mayer ist nicht nur als Die Mayerin musikalisch erfolgreich, sondern auch als Psychologin. | Foto: Julia Spicker
  • Die 38-jährige Ulrike Mayer ist nicht nur als Die Mayerin musikalisch erfolgreich, sondern auch als Psychologin.
  • Foto: Julia Spicker
  • hochgeladen von Magazin RegionalMedien Austria

Woher nimmst du die Kraft für diese positiven Gedanken?
Ich versuche, immer in der Liebe zu bleiben. Das gelingt nicht immer, auch ich habe manchmal eine Riesenangst oder bin angefressen. Aber ich bin draufgekommen, dass Angst nirgendwohin führt. Das einzige, was uns weiterbringt im Leben, ist der Gedanke: Was würde denn die Liebe tun? Ich steige da auch nicht runter davon und lasse mir das auch nicht nehmen, dass ich durch die Welt renne wie eine Irre, um manchmal Leute zu rütteln und zu schütteln und zu sagen: "Leb dein Potenzial! Was wir brauchen, ist Liebe!" (lacht) Liebe ist das, was sich fortpflanzt, wenn wir es teilen. Und auch wenn es total kitschig klingt: Ich glaube trotzdem, dass wirklich alle Probleme dieser Welt über die Liebe lösbar sind.

Du hast einen Amadeus Award gewonnen: Wo steht der und wie sehr liebst du diesen Musikpreis?
Der Amadeus, den habe ich 2019 bekommen und der steht - du wirst es nicht glauben - in einem Museum im Burgenland! Auf der Burg Schlaining gibt es eine Ausstellung, für den mich die Organisatoren vom Land Burgenland gefragt haben, ob sie den Award und meine Alben ausstellen dürfen. Und ich finde das total süß und schön zugleich, dass das passiert, obwohl ich noch lebe (lacht)! Es ist ja fast eine österreichische Krankheit, dass man nur dann wirklich Erfolg einheimst, wenn man nicht mehr lebt. Und ich habe es geschafft: Ich stehe im Museum und ich habe vor, noch lange weiterzuleben (lacht)!

Was liebst du denn am Burgenland?
Ich bezeichne mich als urbane Burgenländerin. Ich liebe das Landleben und wohnen an der Grenze zu Niederösterreich. Ich fahre 35 Minuten nach Wien und kann so das Dörfliche, aber auch die Großstadt kombinieren. Das ist absoluter Luxus. 

Die Mayerin besuchte MeinBezirk.at zum launigen Interview im Wiener Büro. "Ich bin eine urbane Burgenländerin", meint sie. | Foto: Gillian Scharf
  • Die Mayerin besuchte MeinBezirk.at zum launigen Interview im Wiener Büro. "Ich bin eine urbane Burgenländerin", meint sie.
  • Foto: Gillian Scharf
  • hochgeladen von Magazin RegionalMedien Austria

Du hast zwei Töchter ...
Finja ist neun, Lia ist 11.

... finden die ihre Mama cool? 
Die finden ihre Mama super cool! Ich frage sie immer wieder: Findest du die Mama cool oder bin ich schon peinlich? (lacht) Ich glaube, ich glaube, sie haben es nicht schlecht erwischt. Ich bin eine sehr verrückte Mama. Insofern, dass ich nicht immer alle Termine der Volksschule oder oder der weiterführenden Schule im Kopf haben und mich meine Kinder manchmal doppelt daran erinnern müssen, ob ich eh schon irgendetwas unterschrieben habe. Aber ich lerne meinen Kindern Flexibilität und sie sind irrsinnig selbstständig. Ich bin auch keine Mama, die Gurken in Sternchenform aussticht. Ich bin eine liebevolle, chaotische Mama.

Du lernst ihnen Flexibilität - was lernst du von ihnen?
Ich lerne von ihnen, dass zu Hause wirklich die Wurzeln sind und das Zuhause einen ganz anderen Fokus braucht. Ich neige dazu, in der musikalischen Welt so ein bisschen abzudriften. Meine Töchter lernen mir, dass es auch noch die echte Welt gibt und die holen mich da auch immer wieder ganz liebevoll zurück und fordern die Aufmerksamkeit ein.

Du meintest in einem Interview, dass deine Töchter quasi Hit-Garanten sind ... 
Wenn ich meinen Kindern meinen Song vorspiele und sie diesen gut finden, dann geht dieser Song ans Radio. Ich habe eineinhalb Jahre an dem Album gearbeitet und ganz bewusst niemandem etwas vorgespielt. Und dann hatten wir eine lustige Begebenheit, weil ich habe dann einfach die aktuelle Single "Die Ersten", ohne etwas zu sagen, zu Hause laut aufgedreht. Plötzlich kamen alle angestürmt und meinten: "Was ist das für ein Song? Das ist ein Hit"  Da wusste ich, das wird meine nächste Single und das passt bestimmt. Wie könnte das auch anders sein, bei solchen natürlichen Kritikerinnen und Kritikern (lacht)!

Wie laut und bunt dürfen wir uns das bei euch daheim vorstellen?
Wir sind eine sehr witzige und sehr abenteuerlustige Familie - und sehr situationsflexibel. Also Monks sind das Gegenteil von uns. Kannst du dir ungefähr vorstellen, wie es manchmal bei uns daheim ausschaut? Kreativ ist finde ich ein sehr netter Ausdruck für das Chaos ... 

I bin's: der Wordrap

MeinBezirk.at: Was liebst du an Österreich?
Die Mayerin:
Das Essen, die Kultur und den Facettenreichtum unserer Musiklandschaft.

Was ist dein Lieblingsessen der österreichischen Küche? 
(lacht) Schnitzel mit Pommes! Nicht selbstgemacht, sondern im Restaurant.

Was ist dein Lieblingsplatzerl in Österreich?
Da gibt es ganz viele. Ich würde mal sagen: Der Wörthersee. 

Was ist dein Lieblingsdialektwort der österreichischen Sprache?
Das ist schwierig. Sagen wir einmal Krumbirn: Erdäpfel! Der Begriff kommt aus dem südlichen Burgenland.

Welche Österreicherin/ welcher Österreicher hat dich inspiriert?
Als Kind war das Rainhard Fendrich. Ich hatte eines seiner Alben und "Bergwerk" ist einfach DER Song schlechthin, wenn es um die Liebe geht. 

Weitere Glücks-Treffer:

Stefanie Reinsperger: "'Jedermann' interessiert mich nicht"
Für Julian le Play "ist es okay, süchtig zu sein"
Warum Elisabeth Görgl das Leben schön findet
"Meine Kinder sind ein Magic Moment"
"Ich habe Dancing Stars schon vier Mal abgesagt"

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.