Skispringer Stefan Kraft
"Offenbar habe ich mich nicht blöd angestellt"

Stefan Kraft (der hier mit seinen Medaillen posiert) wurde in der Saison 2022/23 Gesamtweltcupzweiter - auch heuer will er wieder zu den besten Skispringern der Welt gehören. Im Talk verrät er, wie die Vorbereitung gelaufen ist und welche Ziele er sich für die kommenden Monate gesetzt hat. | Foto: JFK / EXPA / picturedesk.com
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Wenn ab 25. November der Skisprung-Weltcup der Herren steigt, zählt der Salzburger Stefan Kraft zu den absoluten Top-Favoriten. Für MeinBezirk.at plauderte der 30-Jährige und Zweitplatzierte im Gesamtweltcup 2022/23 im Glücks-Treffer-Talk über seinen allerersten Sprung, die 2. Hochzeit mit Frau Marisa und darüber, warum er noch lange nicht ans Aufhören denkt. 

ÖSTERREICH. Der im Bezirk St. Johann im Pongau geborene Stefan Kraft hat neben 30 Weltcup-Einzelsiegen mehrere Medaillen auf dem Konto - aber auch den Weltrekord mit 253,5 Meter im Skifliegen. MeinBezirk.at sprach während der Vorbereitung auf die neue Saison mit dem Höhenflieger, der in Oberalm wohnt, über die Ziele im Weltcup, warum seine Omas aufgeregt sind und den ihm noch verwehrt gebliebenen Titel als "Österreichs Sportler des Jahres".

Die erste Frage, die ich in meinen Interviews immer stelle, ist jene: Was bedeutet Glück für dich?
Stefan Kraft: Glück? Puh, das ist eine gute Frage (lacht). Glück bedeutet Gesundheit, Freunde zu haben und, wenn man die Arbeit gefunden hat, die wirklich Spaß macht.

Würdest du demnach sagen, dass du Glück hast?
Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben. Es ist ein Privileg, das zu sagen. Das können nicht viele von sich behaupten, dass sie in der Früh aufstehen und gerne in die Arbeit gehen. Nebenbei auch noch gesund zu sein und Freunde zu haben - da bin ich sehr gut aufgestellt.

Du machst den Spitzensport schon so lange, stehst sehr bald in der Früh auf - und machst ihn auch immer noch gerne? Ist das auch dein Erfolgsgeheimnis? 
Ja. Deswegen glaube ich mache ich es auch immer noch so gut und dass ich mich schon so lange an der Spitze halte. Heute zum Beispiel bin ich früh aufgestanden, das Wetter war schön und ich durfte Ski springen - das ist einfach toll. Sicher gibt es auch harte Phasen, wo es nicht lustig ist. Aber die gibt es überall und dafür wird man mit schönen Momenten belohnt. 

Du hast quasi alles erreicht, alles gewonnen. Gibt es einen Moment, der da besonders hervorsticht?
Nicht wirklich. Einer der emotionalsten Momente war aber mein erster Gesamtweltcupsieg, ein brutal langer Kampf gegen Kamil Stoch in der Saison 2016/ 2017. Das war nervlich sehr aufreibend. Auch der Weltrekord: Da haben sich so viele mitgefreut! Das hatte ich zuerst nicht am Radar, aber als ich gesehen habe, wie viel das den Leuten bedeutet, habe ich es auch immer mehr realisiert. 

Stefan Kraft bei der Vierschanzentournee in Bischofshofen. | Foto: JumpandReach

Wie besonders sind Springen, die du in Österreich gewinnst?
Das sind die schönste Siege (lacht). Wenn ich zurückdenke an die Vierschanzentournee 2015, die ich am Ende in Bischofshofen gewonnen konnte - es gibt für einen Österreicher nichts Besseres. Ein rot-weiß-rotes Fahnenmeer, die eigene Hymne zu hören: Da bekommt man Lust auf mehr. Ich werde immer wieder gefragt, was ich erreichen will - meine Antwort ist klar: Dieses Gefühl, das ich soeben beschrieben habe, will ich immer wieder erleben, weil es so schön ist und süchtig macht. 

Was geht da in dir vor, wenn du fliegst? Wie fühlt sich das an?
Das ist der nächste Grund, warum ich es gerne mache. Es ist ein bisschen wie Achterbahnfahren: Zuerst hat man Respekt, dann sitzt man drinnen und fährt - und dann war es richtig cool. Skispringen empfinde ich gleich: Du hast Respekt, dann fliegst du, dann bist du in deiner Flugposition und dann ist es einfach nur mehr zum Genießen. 

Kannst du dich noch an deinen allerersten Sprung erinnern?
Ich weiß, dass ich mein erstes Mal in Schwarzach auf der 15-Meter-Schanze gesprungen bin, damals sogar noch mit Alpinen Skiern! Ich war ein guter Skifahrer und war 10 Jahre alt. Also bin ich die 15-Meter-Schanze zwei, drei Mal runtergehüpft, bis mir sofort die Skisprungskier angeschnallt wurden. Offenbar habe ich mich nicht so blöd angestellt (lacht). 

Lass uns weiter zurückblicken, aber jetzt nur auf die vergangenen Monate. Wie sehr hast du deinen Sommer genossen, wie verlief die Vorbereitung und wie sehr freust du dich auf die kommende Saison? 
Der Sommer heuer war anders, nachdem ich nach Ende der Saison 2022/23 für zwei Monate auf Weltreise gegangen bin. Ich habe Bali, Sydney, Hawaii, Los Angeles und Paris besucht. Das war nach so vielen anstrengenden Saisonen sehr cool. Die Auszeit, in der ich für niemanden außer meiner Frau greifbar war, hat mir sehr viel Energie gegeben. Aktuell geht es mir sehr gut: Ich bin körperlich voll fit, hab keine Wehwehchen und mir nirgendwo sinnlos wehgetan, was mir in den letzten Jahren immer wieder mal passiert ist. Ich konnte super trainieren und habe viele Stunden in der Kraftkammer verbracht. Eine gute Basis für die kommende Saison. Jetzt geht's immer mehr ums Skispringen, das wird von Woche zu Woche stabiler. Und wenn nichts dazwischen kommt, bin ich guter Dinge. 

Stefan Kraft habe gut trainiert und sei bereit für die neue Saison - 2022/23 krallte er sich im Gesamtweltcup den ausgezeichneten zweiten Platz.  | Foto: JumpandReach
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Vom Rückblick zum Ausblick: Mit welchem Motto gehst du in die kommende Saison?
Natürlich möchte ich einer der besten Skispringer der Welt sein - womöglich der Beste. Das ist Aufgabe genug (lacht). Im Skisprungbewerb selbst gab ein paar Regelveränderungen, es bleibt nie alles beim Alten. Deswegen wird uns im Sommer nie fad.

Du gehörst seit Jahren zu den Besten, auch den besten heimischen Sportlern. Stichwort "Sportler des Jahres": Viele Fans haben dich schon lange dafür auf dem Radar, doch heuer wurdest du nicht nominiert. Ist das trotzdem eine Auszeichnung, auf die du hinschielst?  
Das wäre sicher eine große Ehre, die größte, die es in Österreich gibt. Aber in meinen besten Saisonen war immer jemand anders, der aufgetrumpft hat: Dominic Thiem mit dem US-Open-Sieg, Marcel Hirscher mit seinen Gesamtweltcupsiegen oder David Alaba mit dem Titel-Triple. Deswegen wollte es noch nie sein. Aber ich möchte noch ein paar Jahre springen, vielleicht gelingt mir der Titel ja noch (lacht). 

Wo hast du deine Trophäen stehen?
Wir haben eine kleine Ecke eingerichtet, wo alle Kugeln und Medaillen stehen. Die Vierschanzenpokale nützen wir zur Deko in der Wohnung, der Rest muss im Keller verweilen (lacht). Aber im Keller wäre noch Platz für weitere Medaillen. 

Gibt es andere Talente außer dem Skifliegen, die du noch nicht auslebst? 
Versteckte Talente gibt es nicht. Ich bin sehr multitalentiert hinsichtlich Sport, da gibt es wenig, das ich nicht kann. Auch Sportarten mit Bällen, da stelle ich mich nicht so blöd an. 

Zurück zum "Sportler des Jahres": Thomas Morgenstern war der letzte Skispringer, der diesen Titel holen konnte. Er machte auch erfolgreich bei Dancing Stars mit - wie schaut's bei dir mit dem Tanzen aus? 
Das ist eher nicht meins, ich bin der Freestyle-Tänzer (lacht). Angefragt wurde ich noch nicht, aber das geschieht glaube ich im Normalfall eher dann, wenn die aktive Karriere endet. Meine Frau und ich haben einen Tanzkurs gemacht und auch bei der Hochzeit was aufs Parkett gezaubert, aber Feuer und Flamme fürs Tanzen bin ich nicht. 

Dafür bist du Feuer und Flamme für deine Frau Marisa, der du heuer in der Steiermark zum zweiten Mal das Ja-Wort gegeben hast ... 
Es war sehr schön. 2022 hatten wir einen perfekten Tag, aber das war in einem sehr kleinen Rahmen. Heuer wollten wir noch Freunde und Kollegen dabei haben - Wetterglück hatten wir auch, die Party war lässig. Ein richtig traumhaftes Wochenende. 

Im Sommer heiratete Stefan Kraft seine Marisa - in der Steiermark gab sich das Paar zum 2. Mal das Ja-Wort. | Foto: EXPA_JFK
  • Im Sommer heiratete Stefan Kraft seine Marisa - in der Steiermark gab sich das Paar zum 2. Mal das Ja-Wort.
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Du sagst selbst immer wieder, dass die Familie einen sehr hohen Stellenwert für dich hat. Ist diese auch ein Grund, warum du so erfolgreich bist?
Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn dich die Familie so unterstützt. Meine Familie lebt das auch von klein auf mit mir mit. Meine Eltern haben mich früher zum Skispringen, aber auch zum Skifahren oder Fußballspielen gefahren und sehr viel Zeit investiert. Das ist nicht selbstverständlich. Das Umfeld muss auf jeden Fall passen. So wie bei mir: Ich arbeite neben den Trainern beim ÖSV seit meinem 17. Lebensjahr mit Patrick Murnig zusammen. Er ist mein stetiger Begleiter und Taktgeber in vielen verschiedenen Bereichen wie meiner Persönlichkeitsentwicklung, sportlichen Optimierung und Wettkampfperformance. 

Wer ist vor deinen Sprüngen aufgeregter: du selber, deine Eltern oder deine Frau?
Ich glaube, ich bin es nicht (lacht). Ich sage am ehesten die Omas. Mittlerweile vertrauen sie mir und sind erfahrener, aber es wird immer aufregend für alle sein.  

Nach außen merkt man, dass das österreichische Skisprung-Team um dich, Michael Hayböck oder Manuel Fettner viel Spaß hat. Ist dem so?
Wir haben eine Riesen-Gaudi. Wenn man 150-200 Tage gemeinsam im Jahr unterwegs ist, soll man sich gut verstehen. Da macht unser Job auch mehr Spaß und es kommt meistens etwas Besseres raus. Letztes Jahr hat es irgendwer auch nachgerechnet: Da waren wir 160 oder 170 Tage beisammen. Es ist quasi wie eine zweite Familie. 

Wenn du so viel im Ausland unterwegs bist: Was vermisst du an Österreich bzw. worüber freust du dich, wenn du zurückkommst? 
In Österreich geht es uns blendend. Wenn wir unterwegs sind, fehlt mir öfter ein richtiges Essen. Ab und zu erwischen wir es nicht so gut. In Sibirien, Russland (Anm.: es gibt keine Springen mehr in Russland), wurde uns nicht immer ein Gaumenschmaus serviert (lacht). Zurück zu Österreich: Hier haben wir alle 4 Jahreszeiten mit einem schönen Winter, einem heißen Sommer und Übergangszeiten. Wir haben Berge, Seen und richtig gutes Leitungswasser. Das macht sich auch wieder bemerkbar, wenn man in Japan drei Wochen lang Wasser aus Plastikflaschen trinken muss. 

I bin's: der Wordrap

Was liebst du an Österreich?
Das fantastische Essen.

Deine Lieblingsspeise der österreichischen Küche?
Cordon Bleu oder Kaiserschmarrn. Nicht selbstgemacht. Cordon Bleu gibt's ein Mal im Jahr, wenn ich von Bewerben, die weit weg von Österreich stattfinden, heimkomme - und dann gehe ich in ein Gasthaus.

Was ist dein Lieblingsplatzerl in Österreich? 
Gute Frage. Im Winter Großarl - Skitouren ohne Ende, Hütten ohne Ende, ein gutes Skigebiet. Im Sommer mag ich die Königsseeache, richtig kalt und türkis und perfekt, um sich nach dem Training dort noch abzukühlen. Auch der Fuschlsee, bei dem ich ein bisschen Karibik-Feeling bekomme. 
 
Welche Österreicherin/ welcher Österreicher hat dich inspiriert?
Niki Lauda und Didi Mateschitz haben mich inspiriert. Die so viel aus ihrem Leben gemacht haben, mit viel Leidenschaft, und dabei immer ein Herz für Sportler gehabt haben. Niki Lauda war auch eine Riesenpersönlichkeit: Er ist geblieben, wie er früher war. Das ist mir auch wichtig, dass man dazulernt, aber sich im Kern nicht verändert.

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