Schadstofffalle
64 Kopfhörer im VKI-Test mit Schadstoffen belastet

- 64 vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) getestete Kopfhörer, die auch in Österreich erhältlich sind, sind mit Schadstoffen belastet.
- Foto: Sasun Bughdaryan/Unsplash
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Im Rahmen des EU-geförderten Projektes „ToxFree LIFE for all“ hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) Kopfhörer getestet. Das Ergebnis: Jedes einzelne Modell ist mit Schadstoffen belastet.
ÖSTERREICH. Im Rahmen des EU-geförderten Projektes „ToxFree LIFE for all“ hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) gemeinsam mit Verbraucherorganisationen aus Slowenien, Tschechien und Ungarn 81 Kopfhörer getestet, wovon 64 Produkte zum Einkaufszeitpunkt in Österreich erhältlich waren. Es handelte sich um Kinder-, Gaming- und Erwachsenenmodelle. Das Ergebnis: Kein einziges Produkt ist frei von Schadstoffen.
Ampelsystem
Bewertet wurden die Kopfhörer nach einem Ampelsystem. 28 der 64 Produkte wurden mit „rot“ abgestraft - deren Verwendung ist laut VKI nicht zu empfehlen. Weitere 7 Produkte wurden mit „gelb“ bewertet und 29 Kopfhörer erhielten eine „grüne“ Beurteilung – letztere aufgrund ihrer im Vergleich geringeren Schadstoffbelastung. Kinderkopfhörer waren - mit einigen sehr negativen Ausnahmen - tendenziell weniger belastet. Hier erhielten zwar auch sieben Produkte eine rote Bewertung, aber immerhin 14 Produkte eine grüne Beurteilung. Dass man sämtliche Kopfhörer verbannen muss, bedeutet das aber nicht, beruhigt VKI-Projektleiterin und Chemikalienexpertin Birgit Schiller. So könnten Produkte mit grüner oder gelber Bewertung weiterhin verwendet werden, da sie geringere Mengen an Schadstoffen enthalten. Von Kopfhörern mit einer roten Beurteilung würde sie allerdings abraten; diese könne sie nicht mit gutem Gewissen empfehlen.
Folgen: Krebs, Unfruchtbarkeit und Organschäden
Insgesamt wurden 84 verschiedene Schadstoffe analysiert, zu deren möglichen Folgen krebserregende Wirkungen, Schädigungen von Organen und Nervensystem, hormonelle Störungen, Beeinträchtigungen der Fortpflanzungsfähigkeit, Entwicklungsstörungen von Gehirn und Immunsystem, allergische Reaktionen sowie Umweltbelastungen zählen. Zwar enthielten alle getesteten Produkte Phthalate, sogenannte Weichmacher, doch der „Enjoy Music“-Kinderkopfhörer von Temu fiel besonders negativ auf. Chlorparaffine wurden nur in sehr geringen Mengen gefunden und stellten im Test kein unmittelbares Risiko dar.

- Um den Hautkontakt zu reduzieren sollte man Kopfhörer abseits des Gebrauchs nicht unnötig lange in der Hand halten oder um den Hals tragen.
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Bei den Flammschutzmitteln war die durchschnittlich festgestellte Menge zwar niedrig, 72 Prozent der Proben enthielten aber mehrfach unterschiedliche Mittel. Besonders auffällig waren hier der „Skullcandy Grom Kids“ sowie der In-Ear-Kopfhörer für Erwachsene von "Marshall Motif II A.N.C". Am bedenklichsten sind die Ergebnisse bei den Bisphenolen, durch die 20 Prozent der Modelle als „rot“ eingestuft wurden. Das Kinderprodukt „Carebuds blue“ von „My first“ enthielt eine besonders hohe Menge des Schadstoffes. Bisphenole wurden besonders häufig in Hartplastik-Teilen gefunden, mit denen während des Gebrauchs kein direkter Hautkontakt besteht, zum Beispiel in der Außenseite der Bügel. Daher rät Birgit Schiller dazu, Kopfhörer nicht unnötig in der Hand zu halten oder längere Zeit um den Hals zu tragen. Die gesetzliche Lage ist bei diesem Schadstoff am wenigstens restriktiv.
Summe aller Belastungen ist entscheidend
„Ein erfreuliches Ergebnis ist das nicht“, resümiert Birgit Schiller. „Aber man muss sich nicht zu Tode fürchten. In einzelnen Produkten ist die Menge schädlicher Stoffe oft nicht sofort bedenklich. Entscheidend ist die Summe aller Belastungen. Allerdings kommen wir im Alltag oft mit vielen belasteten Gegenständen in Kontakt, wie zum Beispiel Spielzeug, Trinkflaschen oder Kleidung. Je häufiger das passiert, desto größer wird die Gesamtbelastung – und damit auch das Risiko für unsere Gesundheit. Deshalb ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass wir – und besonders Kinder – möglichst wenig mit gefährlichen Stoffen in Berührung kommen.“

- VKI-Chemikalienexpertin, Birgit Schiller.
- Foto: VKI
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Deshalb rät die Expertin zu folgenden Tipps: Man sollte sich überlegen, in welchen Situationen Lautsprecher statt Kopfhörer möglich sind und in Kinderkopfhörer für den Nachwuchs investieren, da diese meist besser abschneiden. Zudem sollte man auf die Bauweise der Kopfhörer achten, da die getesteten Schadstoffe nur in Kunststoff vorkommen. Modelle mit höherem Metall- und geringerem Kunststoff-Anteil sind daher tendenziell im Vorteil.
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