Gefährdet und gekürt
Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023

Seit 2004 ist der heimische Braunkelchen-Bestand um rund 80 Prozent zurückgegangen.  | Foto: Hans-Martin Berg
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  • Seit 2004 ist der heimische Braunkelchen-Bestand um rund 80 Prozent zurückgegangen.
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Das einst in unseren Breitengraden weit verbreitete Braunkehlchen (Saxicola rubetra) erlitt über die vergangenen Jahrzehnte einen dramatischen Bestandseinbruch. Nun wurde es zum Vogel des Jahres 2023 gekürt.

ÖSTERREICH. Die heimischen Feld- und Wiesenvögel sind in großer Gefahr: Laut BirdLife Österreich sind im Schnitt 40 Prozent aller Vögel seit 1998 von den österreichischen Feldern und Wiesen verschwunden – darunter auch das Braunkelchen mit einem Minus von 60 Prozent. Nähere Untersuchungen der Naturschutzorganisation gehen sogar von einem Verlust von 80 Prozent seit 2004 aus. Folglich ist das Braunkehlchen in Österreich auch nur noch lückenhaft verbreitet – aktuell werden 950-1.500 Brutpaare geschätzt – und in der Liste der für den Vogelschutz prioritären Vogelarten auf "rot" gesetzt.

Das Braunkehlchen hat eine orange-braune Brust, einen schwarz-braunen Kopf und einen markanten weißen Überaugenstreif. Es besitzt vor allem am Rücken eine stark gebänderte Zeichnung. | Foto: Johannes Hohenegger
  • Das Braunkehlchen hat eine orange-braune Brust, einen schwarz-braunen Kopf und einen markanten weißen Überaugenstreif. Es besitzt vor allem am Rücken eine stark gebänderte Zeichnung.
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BirdLife-Steckbrief: Braunkehlchen

  • Kennzeichen: Das Braunkehlchen hat eine orange-braune Brust, einen schwarz-braunen Kopf und einen markanten weißen Überaugenstreif. Es besitzt vor allem am Rücken eine stark gebänderte Zeichnung.
  • Verwechslungsgefahr: Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Schwarzkehlchen. Das markanteste Unterscheidungsmerkmal ist der deutliche Überaugenstreif des Braunkehlchens. Vom Schwarzkehlchen unterscheidet es sich weiters durch eine bräunlichere Färbung und die weißen Schwanzseiten.
  • Stimme: Das Braunkehlchen hat einen gepressten aber manchmal auch flötenden Gesang. Die meist kurzen Strophen werden oft ohne spezifische Reihenfolge nacheinander vorgetragen. 
  • Nahrung: Vor allem mittelgroße Wirbellose stehen auf dem Speiseplan: je nach Angebot Schmetterlinge, Schnaken, Heuschrecken oder Raupen, aber auch Spinnen oder kleine Schnecken. Am Herbstzug werden manchmal Beeren zur Hauptnahrung.
  • Verhalten: Auf hohen Halmen, Büschen oder Zäunen kann das Braunkehlchen im Frühjahr oft singend entdeckt werden. Die Jagdflüge erfolgen von Warten aus im hohen Gras und am Boden. Als Brutplatz nimmt das Braunkehlchen kleine Mulden im Boden in Anspruch, zumeist in Nähe von Büschen und gut versteckt.
Foto: Benjamin Schedl

Strukturen zerstört

Braunkehlchen besiedeln offene Landschaften und sind in Österreich sowohl im Flachland als auch im Gebirge auf Wiesen und Gräben, kleine Brachflächen und Rainen anzutreffen. Während der Brutzeit benötigen sie zudem eine vielfältige Krautschicht zur Nahrungssuche (Insekten) und einzelne Büsche oder Pfähle als Sitzwarten. Die benötigten Strukturen werden allerdings sukzessive zerstört oder beeinflusst, beklagt Katharina Bergmüller von BirdLife Österreich, denn: "Geht der Lebensraum verloren, ist kein Überleben möglich."

Foto: Samuel Schnierer

Ursachen für Bestandseinbruch

Als Hauptursache des Wiesenvogelsterbens ist laut der Naturschutzorganisation die intensive Grünlandnutzung anzusehen, wie die zu häufige Nutzung der Wiesen. "Ein früher Wiesenschnitt führt zum Tod der Muttervögel, die während des Brütens ihr Nest erst im letzten Moment verlassen, oder der Jungvögel, die noch nicht flügge sind", erklärt die Expertin. Zugleich würden starke Düngung und fehlendes Aussamen der Wiesenblumen zu einem massiven Biodiversitätsverlust auf der Wiese und in weiterer Folge zum Aussterben der Blumen, Insekten und Vögel führen.

Foto: Benjamin Schedl

Lösungsansätze

Die Lage sei aber nicht hoffnungslos, so Bergmüller. Denn dem dramatischen Biodiversitätsverlust im Grünland könne entgegengewirkt werden. Das Aussetzen der Wiesenmahd bis nach der Brutzeit Ende Juni und zumindest achtwöchige Pausen zwischen den einzelnen Mahden seien grundlegende Schritte für das Wiedererlangen der Artenvielfalt – so auch eine dem Standort angepasste Düngung.

Das Errichten von Strukturelementen wie Büschen und Ansitzwarten oder die Anlage von Brachflächen würden das Braunkehlchen zusätzlich unterstützen. "Wir brauchen bunte Blumenwiesen anstelle von Graswüsten", netont BirdLife. Dies müsse aber auch angemessen gefördert werden, um die Landwirtinnen und Landwirte vom Zwang zu befreien, für das Überleben ihrer Grünlandbetriebe immer intensiver wirtschaften zu müssen, so die Organisation.

Foto: Johannes Hohenegger

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